Krefeld Presbyter-Wahl "überraschend positiv"

Krefeld · Fast verwundert stellen die evangelischen Gemeinden Krefeld fest, dass sich in überraschend vielen Gemeinden genügend Kandidaten für eine Presbyterwahl finden - gegen den Trend in vielen Teilen der Landeskirche.

Wenn in den evangelischen Gemeinden am 14. Februar neue Presbyterien gewählt werden, dann können sie unter knapp 300 Kandidaten auswählen - so viele wie schon lange nicht mehr. "Noch im Frühsommer sah es so aus, als würden wir nur in wenigen Gemeinden wirklich wählen können", berichtet Burkhard Kamphausen, als Superintendent der höchste Repräsentant des Kirchenkreises Krefeld-Viersen, "doch offenbar haben die Gemeinden sehr erfolgreich für die Wahl geworben." Nun wird im Februar in 20 von 26 Gemeinden im Kirchenkreis gewählt. Die Presbyterien haben meist acht bis zehn Mitglieder; das größte Gremium hat mit 21 Mitgliedern Krefeld-Süd.

Es ist alles andere als selbstverständlich geworden, dass in vielen Gemeinden gewählt werden kann. Das Wahlrecht sieht vor, dass nur dann eine Wahl stattfindet, wenn die Wähler wirklich eine echte Wahl haben - wenn es also mehr Kandidaten als zu besetzende Presbyterstellen gibt, erläutert Kamphausen. Finden sich keine überzähligen Kandidaten, gelten die vorgeschlagenen Presbyter als gewählt.

Der Trend, sich als Presbyter zu engagieren, ist für Kamphausen aus zwei Gründen bemerkenswert: Zum einen sei es nicht mehr selbstverständlich, sich als Repräsentant der Kirche öffentlich zu positionieren. Ein solches "religiöses Outing", das ja auch ein öffentliches Glaubenszeugnis sei, sei in einem gesellschaftlichen Umfeld, das Religion und Kirche mehr und mehr als Privatsache begreift, tendenziell schwieriger als früher.

Im Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland gibt es nach den Beobachtungen Kamphausens vor allem in ländlichen Gegenden mit dörflichen Strukturen noch selbstverständlich gelebtes Engagement für die Kirche. Der andere Grund: Wer heute Presbyter wird, muss tendenziell eher schwierige Entscheidungen treffen und tragen. "Bis in die 80er Jahre konnte ein Presbyterium noch verkünden: Wir bauen ein neues Gemeindezentrum", sagt Kamphausen, heute gehe es eher darum, abzubauen, zu sparen, über Gemeindefusionen und Konzentration der Gemeindearbeit wie überhaupt über neue Wege in der Ortskirche nachzudenken.

Erfahrungen und Berichte aus der gesamten Landeskirche zeigen, dass dies Presbyterien und Gemeinden schwerfällt; Identifikation findet nun mal vor allem über die eigene Kirche statt; das Beharrungsvermögen ist oft groß. Umso mehr begrüßt es Kamphausen, dass etwa die Gemeinde der Lukaskirche anstrebt, mit der katholischen Nachbargemeinde die Papst-Pius-Kirche als Simultankirche zu nutzen. "Die Gemeinde kann Mittel sparen, aber die Präsenz vor Ort bleibt erhalten. Ich finde das sehr positiv", sagt der Superintendent.

Die Kirche hat auf geänderten Gewohnheiten beim ehrenamtlichen Engagement reagiert. 2004 wurde die Amtszeit für Presbyter von acht auf vier Jahre verkürzt - die Bindung für acht Jahre war nicht mehr zeitgemäß, auch mit Blick auf die Mobilität in der Arbeitswelt. Gelockert wurden auch die Altersregeln: Musste man früher mit der Vollendung des 75. Lebensjahres sein Presbyteramt niederlegen, darf man heute, wenn man in seiner Amtszeit 75 Jahre alt wird, die Amtszeit noch vollenden.

(RP)
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