Krefeld Jobs: Arbeitsagentur nimmt Primark in Schutz

Krefeld · Die Behauptung, bei Primark entstünden nur prekäre Jobs, sei "Quatsch", so die Agentur für Arbeit. Das "Sozialbündnis" kündigt eine Demonstration zur Eröffnung an. Die Gewerkschaften kritisieren diese Art der Auseinandersetzung.

 Primark in Krefeld.

Primark in Krefeld.

Foto: T.L.

Die Agentur für Arbeit in Krefeld hat das Textil-Unternehmen Primark vor dem Vorwurf in Schutz genommen, in den Filialen würden vor allem prekäre Stellen wie Mini-Jobs auf 450-Euro-Basis angeboten. "Das ist Quatsch", sagte eine Sprecherin der Krefelder Agentur für Arbeit auf Anfrage unserer Zeitung, "es gibt einen großen Anteil an sozialversicherungspflichtigen Stellen, es gibt Vollzeit- und Teilzeitstellen, es gibt auch Führungspositionen, und es gibt Minijobs", sagte sie. Genaue Zahlen dürfe sie nicht nennen.

Das irische Textilunternehmen Primark eröffnet am 15. Oktober im Ostwall Carree eine Filiale. Das Horten-Haus, in dem zuletzt der Kaufhof residierte, ist nach jahrelangem Leerstand für rund 40 Millionen Euro umgebaut worden. Primark ist der Ankermieter: "Wir haben 6500 Quadratmeter gemietet, von denen 5300 Quadratmeter als Verkaufsfläche dienen werden", erklärte das Unternehmen auf Anfrage. Zur Zahl der Beschäftigten und der Art und Weise der Verträge erklärte Primark: "Insgesamt werden 304 neue Mitarbeiter beschäftigt, darunter auch welche für die Weihnachtszeit."

Zwischen Gewerkschaften und dem Krefelder "Sozialbündnis" gibt es einen Dissens über den Umgang mit Primark. Das "Sozialbündnis", zu dem Kirchen, Verbände und einige Parteien, darunter die DKP (wegen ihrer Beteiligung ist die SPD nicht dabei) gehören, plant für die Eröffnung am 15. Oktober einen Protestzug von der Rhein- über Hoch- und Hansastraße bis zum Hauptbahnhof. Dabei sollen auch vor den Textilgeschäften Zeemann, C&A, H&M, KiK und NewYorker Stopps eingelegt werden. Der Vorwurf des Bündnisses an alle: ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, auch in den Ländern, in denen für die Unternehmen produziert wird.

Die Gewerkschaften unterstützen diesen Demonstrationszug nicht, weil sie damit Kunden und Beschäftigte an den Pranger gestellt sehen: "Mehrheitlich hat der DGB-Vorstand entschieden, dass eine Demonstration die Gefahr birgt, dass der Eindruck entstehen könnte, man protestiere gegen die Beschäftigten oder die Kunden von Primark. Wir halten es nicht für ein nachvollziehbares Zeichen, mit dem erhobenen Zeigefinger gegenüber Kunden und Beschäftigten aufzutreten", erklärte Krefelds DGB-Chef Ralf Köpke auf Anfrage. Zugleich kündigte er den Kampf für Arbeitnehmerrechte bei Primark an: "Der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist es gelungen, in vier von elf Niederlassungen Betriebsräte zu installieren, dies werden wir auch in Krefeld vorantreiben"; Primark werde lernen müssen, dass man in der Bundesrepublik Mitbestimmungsrechte habe und dass es Tarifverträge gebe.

Primark selbst hat aus dem verheerenden Einsturz des Rana-Plaza-Fabrikgebäudes in Bangladesh, bei dem im April 2013 mehr als 1000 Menschen getötet wurden, Konsequenzen gezogen: Laut Internetseite des Unternehmens hat Primark mehr als zwölf Millionen Dollar Entschädigung an Hinterbliebene gezahlt. Zudem beteilige Primark sich "in vollem Umfang an den jüngsten Initiativen der Branche, mit denen die Textilproduktion in Zukunft sicherer gestaltet werden soll". In dem eingestürzten Gebäude waren Textilfabriken untergebracht, von denen eine für Primark fertigte.

C&A weist indirekt Vorwürfe über ausbeuterische Arbeitsverhältnisse zurück: Auf der Interneseite des Unternehmens ist ausführlich dargestellt, dass seit 1996 ein umfangreicher Verhaltenskodex Grundlage aller Geschäftsbeziehungen sei. Mit diesem Kodex sollten "die Arbeitsbedingungen der Menschen in den Herstellungsländern, die Rohstoff-effizienz, die Optimierung der Transportwege und die Sicherheit unserer Bekleidung für Mensch und Umwelt" stetig verbessert werden. C&A arbeite zudem seit langem mit einer Reihe von Hilfsorganisationen wie Terre des Hommes in Bangladesch zusammen und ist vielfältig sozial engagiert.

(RP)
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