Krefeld Demonstranten protestieren bei Primark-Eröffnung

Krefeld · Begleitet von einer Demonstration und einem Ansturm Tausender Kunden ist am Mittwoch Krefelds Primark-Filiale eröffnet worden. Primark-Vorstandsmitglied Breege O'Donoghue legte ein Bekenntnis zu ethischem Wirtschaftshandeln ab.

Primark in Krefeld am Eröffnungstag
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Demo und Begeisterung bei Primark-Eröffnung in Krefeld

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Mit einem — in deutscher Sprache vorgetragenen — Bekenntnis zu ethischem Wirtschaftshandeln, zu umweltschonendem Prinzipien und einer mitarbeiterfreundlichen Unternehmenskultur hat Breege O'Donoghue, irisches Vorstandsmitglied von Primark, am Mittag die Krefelder Filiale des irischen Textilkonzerns eröffnet. Hunderte Kunden warten — teils seit sieben Uhr morgens — vor dem "Store" und lieferten sich ein Ruf- und Klatschduell mit Demonstranten, die Primark als Ausbeuter anprangerten.

Diese Krefelder waren bei der Primark-Eröffnung dabei
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Diese Krefelder waren bei der Primark-Eröffnung dabei

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Oberbürgermeister Kathstede nahm in seinem Grußwort Primark gegen die Kritik der rund 70 Demonstranten in Schutz: Die Botschaften auf den Plakaten gefielen ihm überhaupt nicht, sagte er; "Krefeld freut sich", sagte er, "diese Demonstranten sprechen nicht für die Mehrheit der Krefelderinnen und Krefelder." Den Tag der Eröffnung würdiget er als einen "großartigen Tag für die Stadt".

Blick ins Primark in Krefeld
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Blick ins Primark in Krefeld

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Foto: Thomas Lammertz

Vor der Filiale am Ostwall Carree entspann sich vor der Eröffnung ein regelrechter Wettkampf zwischen Demonstranten und Primark-Kunden: Als eine Sprecherin des Krefelder "Sozialbündnisses", das die Demonstration ausgerichtet hat, per Megafon ihre Kritik an Primark vortrug, skandierten die wartenden Kunden unter rhythmischem Klatschen "Primark, Primark". Das "Sozialbündnisses" warf Primark auf Plakaten skandalöse Arbeitsbedingungen in den produzierenden Ländern sowie den rücksichtslosen Verbrauch von Umweltressourcen vor; zudem schüre Primark mit billigen Textilien eine "Wegwerfmentalität" — sogar von Mord war die Rede: "Mörder" stand auf einem Plakat zu lesen.

Primark eröffnet Riesen-Filiale in Köln
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Primark eröffnet Riesen-Filiale in Köln

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Foto: Inga Methling

Primark-Verantwortliche wie der Deutschland-Chef Wolfgang Krogmann und Breege O'Donoghue weisen diese Kritik zurück. O'Donoghue betonte, dass Primark sich gegenüber seinen produzierenden Fabriken über die "Ethical Trade Initiative" (ETI) für gute Arbeitsbedingungen einsetze. ETI ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) und Gewerkschaften, die Regeln für die Bedingungen der Zulieferer im Handel aufstellten. Zudem arbeiteten 98 Prozent der Lieferanten nicht nur für Primark, sondern auch für andere Unternehmen.

Deutschland-Chef Krogmann betonte, dass Primark zur Schonung von Umweltressourcen Recycling-Kreisläufe aufgebaut habe: So würden Kartons der Lieferanten zu Tüten für die Geschäfte umgewandelt; jährlich würden 23 Millionen Kleiderbügel recycelt. O'Donoghue sagte auch, Primark habe die Straßennutzung im vergangenen Jahr um 250 000 Kilometer reduziert. Sie betonte weiter, dass weltweit direkt 800 000 Menschen und indirekt mehr als zwei Millionen Menschen von Primark über Jobs profitierten.

Dass Primark billig sei, führte sie auf das Geschäftsmodell und die Unternehmenskultur zurück: "Bei uns gibt es keinen Schnickschnack und keine Tricks", sagte sie, die Mitarbeiter seien "ehrlich, fleißig, loyal und kooperativ", "wir sind schnell, wir möchten die Besten sein", rief sie unter Applaus der rund Krefelder 300 Mitarbeiter. Breege O'Donoghue ist dafür bekannt, dass sie sich ausschließlich mit Primark-Mode kleidet. Ihr Outfit, sagte sie in ihrer Ansprache dann auch, habe 37 Euro gekostet.

Auf die in Krefeld neu geschaffenen Stellen haben sich nach Angaben von Primark 3250 Menschen beworben; Primark habe unter anderem 131 Arbeitslose eingestellt.

Als die Filiale schließlich um elf Uhr für Publikum geöffnet wurde, gingen die Kunden durch ein Spalier von Mitarbeitern mit Luftballons. Die Mode ist vorwiegend jung; es gibt auch Kinderkleidung — so waren viele Familien oder Väter und Mütter da, die mit ihren jugendlichen Kindern auf Shoppingtour gegangen sind.

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