Krefeld Prüfer nehmen im Schwanenmarkt 34 Christstollen unter die Lupe

Krefeld · Die Stollen und die 44 Proben aus Weihnachtsgebäck bekamen zumeist Bestnoten: 49 Mal vergab die Jury es ein Sehr gut und 18 Mal ein Gut.

 Brotkönigin Nina Wertenbruch aus Buchholz reicht dem zehnjährigen Jan und dessen Mutter eine Kostprobe. Rechts: Obermeister Rudolf Weißert.

Brotkönigin Nina Wertenbruch aus Buchholz reicht dem zehnjährigen Jan und dessen Mutter eine Kostprobe. Rechts: Obermeister Rudolf Weißert.

Foto: TL

Prüfer Karl-Ernst Schmalz musste am Sonntag noch eine Extra-Schicht einlegen: Bei der Stollen-Prüfung am Tag zuvor hatten 19 Bäcker der Niederrheinischen Bäcker-Innung Krefeld/Viersen 34 Christstollen und 44 Proben mit Weihnachtsgebäck eingereicht - der Rekord freute Innungsobermeister Rudolf Weißert aus Krefeld. Der Prüfer begutachtete jeden Stollen von außen nach innen - nur die besten erhielten die volle Punktzahl von 100.

Das erste Kriterium ist die Optik - Form und Aussehen: Wenn zum Beispiel Stückchen der Puderzucker-Umhüllung abgefallen sind oder die Unterseite des Stollens zu dunkel ausfällt, dann werden Punkte abgezogen. Außerdem werden Oberflächen- und Krusteneigenschaften geprüft, dann geht es an die "inneren Werte": Lockerung und Krumenbild, Struktur und Elastizität sowie natürlich Geruch und Geschmack. Damit der Prüfer jedes Stück geschmacklich neutral beurteilt, gibt es einen Trick: Nach jeder Geschmacksprobe "neutralisiert" er seine Geschmacksnerven mit einem Schluck schwarzen Tees.

Ein richtiger Handwerks-Stollen ist nicht ganz billig, aber das hat seinen Grund, erklärt Weißert. Damit er so richtig saftig wird, besteht er aus 30 Prozent Fett und 60 Prozent Früchten (Rosinen, Nüsse...) - und schon die Zutaten sind nicht billig: Ein Karton Nüsse koste 400 Euro. Dazu kommt eine sorgfältige Zubereitung: Die getrockneten Früchte werden mindestens 48 Stunden eingeweicht - je nach Rezeptur in Rum, Amaretto, Champagner... oder im Fall des Krefelder Altbier-Stollens eben in einem Premium-Altbier aus Krefeld.

Wegen dieser Vielfalt der weihnachtlichen Leckerei gibt es bei der Qualitätsprüfung keinen Sieger, sondern gestaffelte Auszeichnungen - im Gesamtergebnis der Proben vergab der Prüfer 49 mal die Note sehr gut (100 Punkte) und 18 mal gut (99 bis 95 Punkte).

Allerdings: Letztlich liegt die Entscheidung, welcher Stollen "lecker" ist, bei jedem einzelnen, meint Schmalz: Gerade habe er einen überwürzten Butterstollen geprüft. Weil nach den objektiven Begutachtungskriterien der Buttergeschmack nicht richtig zur Geltung kam, zog er Punkte ab, "aber wenn es den Kunden des Kollegen schmeckt, dann macht er ihn so..."

(RP)
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