Krefeld Publikum feiert Blechbläser im Chorkonzert

Krefeld · Der Niederrheinische Konzertchor präsentierte ein außergewöhnliches, aber wieder hochkarätiges Programm.

Ganz auf sich gestellt, ohne Begleitung und ohne instrumentales Vorspiel, leitete eine Tenorstimme von der Kanzel der Friedenskirche aus Monteverdis "Vespro della Beata Vergine" ein. Dann übernahmen die Blechbläser.

Zwei recht unterschiedliche, dabei aber doch gut zusammenpassende Teile standen sich im zweiten Chorkonzert gegenüber. Vorbarock ging es im ersten Teil zu, mit zwei bekannten Altmeistern aus Italien und einem aus Deutschland, mit Monteverdi, Gabrieli und Schütz. Spätromantisch klang es nach der Pause mit einem Werk des zu Lebzeiten geachteten, bei uns heute nur noch wenig bekannten belgischen Komponisten, dem Brüsseler Pianisten und Organisten sowie Professor für Kontrapunkt und Fuge Joseph Jongen (1873 - 1953).

Streicher, Holzbläser und Schlagzeuger der Niederrheinischen Sinfoniker hatten diesmal frei, umso mehr waren die Blechbläser gefordert. Ob in den beiden Sätzen aus Monteverdis Marienvesper oder in "An den Wassern zu Babel" aus den "Psalmen Davids" von Heinrich Schütz: Die Blechbläser der Niederrheinischen Sinfoniker beeindruckten - in immer etwas anderer Besetzung - durch Präzision und saubere Intonation.

Zu Giovanni Gabrielis "Canzon da sonar duodecimi toni" bauten sie sich symmetrisch auf, so wie es seinerzeit im Markusdom von Venedig unter den Möglichkeiten der Doppelchörigkeit praktiziert wurde. Auch wenn Dirigentin Maria Benyumova in Monteverdis "Sancta Maria ora pro nobis" der Sopranistin zuliebe die Lautstärke der Bläser besser ein wenig gebremst hätte: insgesamt klappte das Zusammenspiel von Sängern und Bläsern vorzüglich. Als Gesangssolisten bewährten sich vier junge Mitglieder des Opernstudios mit Julia Danz (Sopran), Agnes Thorsteins (Mezzosopran), Xianghu Alexander Liu (Tenor) und Shinyoung Yeo (Bass-Bariton). Tadellos agierte auch das kleine vokale Kammerensemble.

Der Niederrheinische Konzertchor trat erst im zweiten Teil in Erscheinung, war dafür aber umso mehr gefordert. Für die Chorsänger steckt Joseph Jongens "Messe en l'honneur du Saint-Sacrament" voller tückischer Schwierigkeiten. Bei den Einsätzen sind die Stimmen oft auf sich allein gestellt. Die komplizierten Harmonien sind schwer zu hören, die Intervalle klingen ungewohnt. Einerseits war für Abwechslung gesorgt, weil das Werk in eine ganz andere Klangwelt führte als der erste Teil. Andererseits deutete die Kombination von Chor, Blechbläsern und Orgel auch auf eine Rückbesinnung des Komponisten auf Gabrielis Klangideal hin. Maria Benyumova hatte alles sehr sorgfältig einstudiert und gefiel als umsichtige Gesamtleiterin.

Langer, herzlicher Beifall der zahlreich gekommenen Zuhörer dankte allen Mitwirkenden.

(RP)
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