Krefeld Publikum feiert den Klang des Impressionismus

Krefeld · Die Niederrheinischen Sinfoniker begeistern mit Debussy. Sängerin Sophie Witte glänzt mit Mahler.

"Nun weiß ich endlich, was Musik ist", soll Maurice Ravel geäußert haben, als er zum ersten Mal Claude Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune" (Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns) - nach dem gleichnamigen Gedicht Stephané Mallarmés - hörte. Das 1894 vollendete Tongemälde, erlebte beim fünften, sehr gut besuchten Sinfoniekonzert im Seidenweberhaus eine Wiedergabe, die unmittelbar faszinierte. Überstrahlt von facettenreichen Soli der ersten Flöten-und Oboenpulte, entwickelten die Niederrheinischen Sinfoniker eine schillernde, schwerelose Klangfarbenpracht. Damit bildete dieses "Hauptwerk des musikalischen Impressionismus" eine optimale Einstimmung zu fünf Liedern für Sopran und Orchester aus der Feder des längst vergessenen Franzosen Charles Koechlin (1867-1950). Gedichte von Edmond Haraucourt (1856-1941), die in romantischem Überschwang von Liebesfreud, Liebesleid und den Beschwernissen des Lebens handeln, hat der Jules Massenet-Schüler Koechlin mit eingängiger, spätromantischer Klangfülle veredelt, die sowohl für die Solistin als auch für das groß besetzte, jedoch meist kammermusikalisch behandelte Orchester ausgesprochen dankbar ist. Generalmusikdirektor Mihkel Kütson ließ die Instrumentenfarben glühen - wunderschön die umfangreichen Englischhorn-Soli - ohne die mit großvolumigem, ausdrucksintensivem, in der Höhe wie in der standfesten Tiefe restlos überzeugende Sopranistin Sophie Witte zu übertönen.

Witte war auch Solistin im letzten Satz von Gustav Mahlers vierter Sinfonie G-Dur, den der häufig mit sich hadernde, weil weitgehend unverstandene Komponist als Erstes verfasst hatte. Die Sätze eins bis drei folgten erst einige Jahre später, etwa um die Jahrhundertwende. Das ursprünglich als "Humoreske" geplante, im ersten Satz von Schellenklängen durchzogene Opus ist trotz üppigen Schlagwerks nicht so groß besetzt wie die übrigen Mahler-Sinfonien und wirkt feingliedriger, vor allem der dritte Satz, den Mahler als "mein schönstes Andante" bezeichnete.

Kütson und seine Niederrheiner, denen die Krefelder Theaterfreunde dankenswerterweise die CD-Aufnahme dieser Sinfonie finanzierten, legten all ihr interpretatorisches Vermögen in eine eindrucksvolle Wiedergabe der Mahler'schen Sinfonik, die voller Überraschungen ist. Konzertmeister Philipp Wenger unterstrich das Fratzenhafte des zweiten Satzes durch seine um einen Ganzton höher gestimmte Geige, und mit ungezählten edlen Soli überzeugten alle Instrumentengruppen.

Zum Schluss sang Sophie Witte von den "himmlischen Freuden", und der Beifall für alle war begeistert und ausdauernd.

Zweite Aufführung: Freitag, 28. April, 20 Uhr, Seidenweberhaus

(RP)
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