Krefeld Pulsierende Nacht mit Blues- und Funk mit Brenda Boykin

Krefeld · Den funkiest "Funky Friday", den man sich denken kann, ließ Andy Pilger zum Start ins Wochenende im fast ausverkauften Jazzkeller vom Stapel laufen. Er hatte sich eine Spezialbesetzung des Wuppertaler "Club des Belugas" für seine Session eingeladen, und nicht nur die großartige Brenda Boykin zeigte sich in Topform.

Als Frontfrau zog sie aber naturgemäß die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Die aus San Francisco stammende und den Krefeldern durch ihre Mitwirkung in Woody Allens Theaterstück "Sweet and Lowdown" am Stadttheater Krefeld 2006 wohlbekannte Sängerin eröffnete gleich mit einem Knaller, oder hat man je zuvor den alten Rock 'n' Roll-Hit "Blue Suede Shoes" als langsamen Blues in Moll gehört?

Nachdem sie ihr Publikum mit der Frage: "Alles klar, alles paletti?" begrüßt hatte, tauchte sie tief ein in den Chicago-Blues ihrer Kindertage, setzte aber auch selbstironische Bemerkungen über einen Schuhkauf bei Deichmann zwischen die Strophen und streute - wie den ganzen Abend über - Vokalimprovisationen in den laufenden Text ein, um darin ganz konkrete Spielanweisungen am Publikum vorbei an die Band durchzuschmuggeln.

Die Hohe Schule des Blues-Gesangs, das Ernste, ja Melancholische mit Selbstironie und regelrechtem Spaß unter einen Hut zu bringen, wurde seit jeher am besten von Frauen beherrscht, und Brenda Boykin mit ihren 58 Lenzen ist eine der ganz Wenigen ihrer Generation, die diese Kunst noch pflegen. Mit hervorragender Stimme konnte sie aber ebenso gut zu krachendem Funk singen inklusive James-Brown-Aufschrei, und zu den von afro-kubanischen Claven geprägten Rhythmen, für die New Orleans in diversen Musikgenres berühmt wurde, z.B. Eddie Palmieris "Tirando te flores", und witzelte: "Man kann sogar Bauchtanzen dazu."

Gitarrist Detlev Hoeller war unter den Instrumentalisten Boykins beste Stütze im erdigen Blues, Saxophonist Michael Hügel mit seinem knackigen quasi-syllabischen Spiel in den Funk-Stücken und der recht perkussive Keyboarder Roman Babik im New Orleans Style.

Bass-Ass Jörg Hamers hielt das Ganze einfallsreich zusammen, und Andy Pilger am Schlagzeug brillierte nicht nur als subtiler Rhythmiker, sondern sang mit seinen Schlägen viele Vokal- und Instrumentalfiguren regelrecht mit. Und so wurde selbst aus dem so oft abgenudelten "House Of The Rising Sun" wieder eine richtig aufregende, pulsierende Nummer.

(RP)
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