Krefeld Radfahrerin verärgert über Bußgeld in der City

Krefeld · Im offenen Brief an den Oberbürgermeister wirft Brigitte Tietzel den Behörden Abzocke vor und fordert klar verständliche Straßenschilder.

 Brigitte Tietzel nutzt ihr Fahrrad häufig und gerne, um in der Stadt von A nach B zu kommen.

Brigitte Tietzel nutzt ihr Fahrrad häufig und gerne, um in der Stadt von A nach B zu kommen.

Foto: Thomas Lammertz

Brigitte Tietzel hatte die Polizisten bereits von weitem gesehen, als sie nach ihrem Einkauf im Schwanenmarkt vom Dionysiusplatz in die Rheinstraße abbog. Mit einem Blick auf das Straßenschild vergewisserte sie sich, dass das Fahren dort erlaubt ist, und fuhr weiter, den Beamten entgegen. Ein Fehler, erklärte ihr der Polizist, als er sie in der Fußgängerzone anhielt. Fahrradfahren verboten: 15 Euro kostet der Verstoß.

"Einigermaßen perplex" sei sie gewesen, erinnert sich die ehemalige Leiterin des Textilmuseums. Gemeinsam mit einem Mann, dem das Gleiche passiert war, und dem Polizisten lief sie noch mal zurück zu dem Schild, das ein Fahrrad auf weißem Untergrund mit Pfeilen nach rechts und links zeigt.

Die Erklärung: Durch das Schild ist zwar das Radfahren in beide Fahrtrichtungen der Einbahnstraße erlaubt, allerdings nur zu den Zeiten, in denen die Fußgängerzone für Fahrradfahrer grundsätzlich geöffnet ist. Von 21 bis 9 Uhr morgens nämlich. Und das Straßenschild, das das besagt, befindet sich am Beginn der Fußgängerzone, etwa 200 Meter vorher an der Breitestraße. "In der Tat. Diese Schilder habe ich überhaupt noch nie zur Kenntnis genommen", räumt Tietzel ein.

Brigitte Tietzel zahlte die Strafe. "Man weiß ja, dass man im Unrecht ist." Für die Rentnerin ist diese Vorgehensweise jedoch Abzocke. Sie vermutet, dass an dieser Stelle kontrolliert wird, weil die Beschilderung missverständlich ist und dadurch besonders viele Bußgelder eingetrieben werden können. Auch der Polizist habe bestätigt, dass dieses Straßenschild häufig falsch verstanden werde.

Die Kontrollaktion begründete der Beamte damit, dass es in Krefeld immer wieder zu schweren Fahrradunfällen komme. "Das ist leider auch so, aber doch nicht an dieser Stelle", sagt Tietzel. Laut Angabe der Polizei Krefeld liegt die Zahl der Unfälle an dieser Stelle in den letzten Jahren tatsächlich im einstelligen, nicht nennenswerten Bereich. Die Bekämpfung von Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Radfahrern sei aber ein Schwerpunkt der Behörde. "Wir kontrollieren regelmäßig an unterschiedlichen Örtlichkeiten im gesamten Stadtgebiet", sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage.

An der nächsten Kreuzung, Rheinstraße/Hochstraße, an der auch die Polizisten bei der Kontrolle positioniert waren, ist die Beschilderung übrigens eigentlich eindeutig (Fahrradfahren ist nur zwischen 21 und 9 Uhr erlaubt.) Jedoch ist das Schild zu großen Teilen mit Stickern verunstaltet. Eine Nachlässigkeit der Stadt sei es, diese Verklebungen nicht zu entfernen, findet Tietzel.

Mit einem offenen Brief hat sich die Krefelderin jetzt an den Oberbürgermeister und den Polizeipräsidenten gewandt. Sie fordert, die Kontrollen an dieser Stelle zu überdenken und eindeutige Straßenschilder anzubringen. Nicht erforderlich, sagt die Polizei: "Die Situation ist vor Ort einwandfrei beschildert." Und auch die Stadt äußert sich: "Weitere Schilder sind nicht notwendig, vor allem, weil es auch ein Wunsch der Bevölkerung ist, auf einen Schilderurwald zu verzichten." Hinsichtlich des beklebten Schildes könnte sich aber bald etwas tun: "Die Aufkleber werden zeitnah entfernt", heißt es seitens der Stadt.

(tak)
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