Krefeld Rafael Cortes bringt Flamenco in die Kufa

Krefeld · Der begnadete Gitarrist aus Essen spielt mit seinem Sohn Rafael und wandert mit ihm auf den Spuren der großen Vorbilder Paco de Lucia und Al Di Meola. Das Publikum in der Kulturfabrik dankte mit lang anhaltendem Applaus.

 Rafael Cortes und seine Gruppe imponierten beim Konzert in der Kufa.

Rafael Cortes und seine Gruppe imponierten beim Konzert in der Kufa.

Foto: Thomas Lammertz

Eigentlich ist er ja ein Junge von nebenan, denn Rafael Cortes erblickte das nicht immer ganz helle Licht der Welt in Essen. Zugleich ist er aber auch waschechter Spross einer alten Flamenco-Dynastie aus dem spanischen Granada, denn zu der gehört auch sein Vater. Am Donnerstag konnte das Krefelder Publikum den Gitarristen live in der Kulturfabrik an der Dießemer Straße erleben.

Kaum sichtbar auf einer ganz dunkelblau beleuchteten Bühne schlug er die ersten Töne an, flamenco-typisch, da kam kein Zweifel auf, aber ohne jenen bitteren Unterton, der im andalusischen Flamenco oft mitschwingt, eher erzählerisch, lyrisch, insofern an den etwas lieblicheren Flamenco aus der südfranzösischen Camargue erinnernd und melodisch das maurische Element betonend.

Das zweite Stück begann mit einem subtil umspielten Zitat aus "Aranjuez", verließ die Assoziation jedoch bald und mündete ein in eine traumhafte Improvisation, unterstützt durch dezente Perkussion von Cajon und Händeklatschen. Cortes' Spiel wurde temperamentvoller, er warf hart geschlagene Akkorde ein, zelebrierte das unvermeidliche Rasgueado und begeisterte durch spannungsreiche Wechsel zwischen ruppigen und zärtlichen Momenten.

Zwei weitere Gitarristen nahmen auf der Bühne Platz, und ein leicht sentimentaler, nichtsdestoweniger mit atemberaubenden Läufen von Cortes bestückter Bolero erklang. Das Publikum fraß dem Meister zu diesem Zeitpunkt längst aus seinen gottbegnadeten Händen, und niemand wunderte sich, als er erzählte, dass ihn Al Di Meola mal zuhause angerufen und um Mitwirkung bei einem Konzert gebeten hat. "Mediterranean Sundance" hieß die Komposition von Paco de Lucia, die sie damals spielten, und diesmal überließ Cortes die Führung dabei dem jungen Mann zu seiner Rechten, seinem Sohn Rafael Cortes jr. Und was die beiden da zauberten, brauchte sich hinter der legendären Vorlage, aufgenommen live in San Francisco 1980, wirklich nicht zu verstecken.

Den enormen Herausforderungen in Sachen Tempo und Virtuosität zeigten sich Vater und Sohn souverän gewachsen und ernteten, wie für jeden Titel, begeisterten Applaus. Und was danach im scheinbar harmlosen Dreivierteltakt begann, wechselte rasch und abrupt in den schroffen Rhythmus, der von beschlagenen Schuhen auf einem Holzboden getanzt wurde. Nicht unbedingt ekstatisch, aber messerscharf akzentuiert und ausdrucksstark interpretierte eine junge Frau die tänzerische Seite des Flamenco, streckenweise a capella, und die furiosen Wirbel, die sie mit ihren Füßen trommelte, hätten auch sehr guten Schlagzeugern zur Ehre gereicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort