Krefeld Rekordauftrag - Jubel im Zugwerk Uerdingen

Krefeld · Siemens bekam gestern offiziell den Zuschlag für den größten Auftrag der Konzerngeschichte in der Sparte des regionalen Schienenverkehrs. Für 1,7 Milliarden Euro baut Siemens in Krefeld 82 Züge und wartet sie in den folgenden 32 Jahren.

Der RRX - neue Züge für fünf Regionallinien
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Der RRX - neue Züge für fünf Regionallinien

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Foto: Siemens/VRR/dpa

Gestern war ein glücklicher Tag für die beschäftigten im Krefelder Siemens-Werk an der Duisburger Straße in Uerdingen. Der Konzern erhielt offiziell den Zuschlag für einen Rekord-Auftrag aus der Metropolregion Rhein-Ruhr. Die am neuen Schienenverkehrskonzept Rhein-Ruhr-Express (RRX) beteiligten Zweckverbände beauftragen Siemens mit der Lieferung von 82 Elektrobetriebzügen vom "Typ Desiro HC" und der Wartung über einen Zeitraum von 32 Jahren. Der Auftrag im Gesamtvolumen von mehr als 1,7 Milliarden Euro ist für Siemens der bisher größte aus dem Bereich des regionalen Schienenverkehrs in Deutschland. "Das ist ein Riesenerfolg für das Bahngeschäft von Siemens. Wir sichern und schaffen dadurch hochwertige Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen. Unser moderner Zug ist eine gute Nachricht für Millionen Pendler an Rhein und Ruhr, der bevölkerungsreichsten Region Europas", sagte Jochen Eickholt, Chef der Bahnsparte von Siemens.

Ab Ende 2018 werden die ersten Züge mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde im Großraum Rhein-Ruhr unterwegs sein. Im Berufsverkehr soll nach und nach der Viertelstundentakt erreicht werden. Im Endausbau ist ein RRX-Streckennetz von sechs Linien vorgesehen. "Das wird dann Verlagerungen vom Pkw zur Bahn in Höhe von rund 31 000 Personenfahrten pro Werktag ermöglichen", hofft Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek, für den der RRX "ein Meilenstein" in der Verkehrspolitik ist.

Für den laufenden Betrieb des RRX haben sich die Besteller für eine neue Rollenverteilung zwischen Auftraggeber, Fahrzeughersteller und Eisenbahnunternehmen entschieden, die im deutschen Schienenverkehr bisher einzigartig ist. Siemens liefert nicht nur die neuen Züge, sondern ist auch mit dem Service beauftragt. Während des gesamten, mit 32 Jahren veranschlagten Betriebszyklus übernimmt das Unternehmen auch die Wartung und Instandhaltung der Flotte und garantiert so eine mehr als 99-prozentige Verfügbarkeit des Fahrzeugparks für den fahrplanmäßigen RRX-Betrieb. Die Züge gehen rechtlich in das Eigentum der Besteller über: Unter der Federführung des VRR wird der Fahrzeugpark an ein Eisenbahnverkehrsunternehmen verpachtet.

Das bislang klassische Modell im deutschen Schienennahverkehrsmarkt sieht anders aus: Bahnunternehmen bewerben sich um Verkehrsleistungen und erfüllen diese dann mit Fahrzeugen, die sie selbst beschaffen. Durch den neuen Ansatz für den Schienenpersonennahverkehr in der Metropolregion Rhein-Ruhr erhoffen sich die bestellenden Zweckverbände ein kontinuierlich qualitativ hochwertiges Zugangebot über die gesamte Lebensdauer auf allen RRX-Linien. Eine Entscheidung darüber, wer die Linien betreiben soll, wurde gestern entgegen der Ankündigung nicht gefällt und vertagt.

Siemens erklärte, der Rekordauftrag sichere und schaffe hochwertige Arbeitsplätze in NRW. Front- und Endwagen des Zuges würden im Siemens-Werk Krefeld gebaut. Auf dem Siemens-Testring in Wildenrath bei Mönchengladbach unweit der niederländischen Grenze würden alle Züge ihre ersten Versuchs- und Zulassungsfahrten unternehmen. Eigens für diesen Auftrag baue Siemens darüber hinaus ein hochmodernes Instandhaltungswerk in Dortmund-Eving und schaffe so 100 neue Arbeitsplätze für Fachkräfte im Mehrschichtbetrieb.

(RP)
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