Krefeld Rheindeich: Die Gelleper zahlen doppelt

Krefeld · Krefeld hat seit Jahrzehnten keinen eigenen Deichverband mehr. Ob das so bleibt, könnte sich heute entscheiden. Petra Weber, Projektleiterin für die Rheindeichsanierung Uerdingen, bespricht die Thematik heute mit der Bezirksregierung.

Hochwasserschutz genießt hohe Priorität: In Uerdingen haben nach langer Planungsphase die Arbeiten an der Sanierung des Rheindeichs begonnen. 3,13 Millionen Euro kosten die Modernisierung des 630 Meter langen Abschnitts. 80 Prozent der Kosten übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen. 626 000 Euro übernimmt die Stadt Krefeld - und das in der Zeit des Nothaushalts, in der die Notwendigkeit und Unvermeidbarkeit der Ausgabe eines jeden Euros geprüft werden muss.

Es ist unzweifelhaft, Hochwasserschutz genießt hohe Priorität. Aber muss die Stadt Krefeld die Mittel für 20 Prozent der Gesamtkosten aufbringen? In der Stadt Meerbusch hat der neue Deich von der Stadtgrenze Düsseldorf bis zur Stadtgrenze Krefeld rund 30 Millionen Euro gekostet und die Kommune hat keinen einzigen Cent hinzugeben müssen. In Meerbusch haben die Mitglieder der Neuen Deichschau Heerdt und des Deichverband Lank ihren Anteil aufgebracht. Wer im potenziellen Überschwemmungsgebiet Eigentum hat, wird Zwangsmitglied im Deichverband und muss seinen Jahresbeitrag leisten. Der so genannte Deichgraef in der Nachbarstadt heißt Friedrich Freiherr von der Leyen - ein Name, der mit der erfolgreichen Geschichte der Stadt Krefeld eng verbunden ist. Von der Leyen zählt zu den absoluten Experten im Hochwasserschutz im Land. Neben Bau, Unterhalt und Pflege des Rheindeiches gehören auch so genannte Vorfluter wie Bäche und Flüsschen, die der Entwässerung dienen, zum Zuständigkeitsbereich.

In Krefeld existiert laut Projektleiterin Petra Weber vom Fachbereich Tiefbau der Stadtverwaltung seit Ende der 1950-er Jahre kein Deichverband mehr. Hintergründe zur Historie konnte die Stadt Krefeld auf Anfrage bislang nicht liefern. Stadtsprecher Manuel Kölker informierte stattdessen, dass Petra Weber heute bei der Bezirksregierung in Düsseldorf vorstellig werde, um zahlreiche Fragen zu klären. Wird es eventuell sogar nötig, in Krefeld nach mehr als 50 Jahren wieder einen Deichverband zu Gründen, der sich zukünftig in Selbstverwaltung wieder um den Hochwasserschutz in der Stadt kümmert.

Jürgen Hengst, planungspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, erinnert sich im Gespräch mit unserer Zeitung an eine rund ein Jahrzehnt zurückliegende Diskussion: Damals habe die Stadtverwaltung den Aufwand, etwaige Mitglieder eines Deichverbands zu ermitteln, als unverhältnismäßig eingestuft. Gleichwohl, so Hengst, habe es speziell in Gellep zahlreiche Befürworter gegeben. Die Grundstückseigentümer im Südosten der Stadt sind nämlich Mitglieder im Deichverband Lank und zahlen ganz im Gegensatz zu anderen Krefeldern ihren Obolus gleich doppelt - als Beitragszahler im Deichverband Lank und als Steuerzahler in Krefeld. Die Entwicklung ist historisch bedingt: Gellep-Stratum gehört bis 1929 zum Amt Lank.

Stadtsprecher Kölker schreibt, "zu sagen ist, dass es nur in Nordrhein-Westfalen diese Art von Deichverbänden gibt, und diese auch nicht von allen gewollt sind". Das ist allerdings nicht richtig. Deichverbände gibt es unter anderem auch in Schleswig-Holstein, in Niedersachsen und Bremen.

(RP)
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