Krefeld Rollerfahrer stürzt bei Flucht vor Polizei: Gutachten entlastet Beamte

Krefeld · Ein Rollerfahrer war 2011 bei einer Verfolgungsjagd gestürzt - seine Familie erstattete Anzeige.

Polizeivideo dokumentiert Jagd auf Mofafahrer
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Ein von der Staatsanwaltschaft Krefeld in Auftrag gegebenes Gutachten entlastet die Krefelder Polizei im Falle einer Verfolgungsfahrt. Im November 2011 hatten Polizeiwagen einen 17-jährigen Rollerfahrer aus Moers in Krefeld verfolgt. An der Stadtgrenze zu Moers stürzte der Rollerfahrer, überschlug sich und verletzte sich schwer. Der Sturz soll geschehen sein, weil sich ein Polizeiwagen in den Weg stellte. Dabei soll der Schüler auch gegen einen Kotflügel eines Polizeiautos geprallt sein. Die Beamten hatten den Jugendlichen verfolgt, weil er eine Kontrolle missachtet hatte und trotz Anhaltezeichen weitergefahren war.

Der Fall hat deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt, nachdem das Magazin Stern TV darüber berichtete und das Video der Verfolgungsjagd aus einem Polizeiwagen heraus zeigte. Bereits kurz nach dem Unfall hatte die Familie des Teenagers Anzeige gegen mehrere an der Verfolgung beteiligte Polizisten gestellt. Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt gegen die beteiligten Polizisten wegen Körperverletzung.

Das in Auftrag gegebene Gutachten kommt jetzt im Kern zu dem Ergebnis, dass der Rollerfahrer den Sturz hätte vermeiden können, wenn er die Geschwindigkeit verlangsamt hätte. Dann nämlich, so der Gutachter, hätte der Rollerfahrer eine Kurve fahren und am Heck der Polizei vorbeifahren können. Dies erklärte jetzt der Krefelder Staatsanwalt Axel Stahl auf Anfrage unserer Zeitung. Damit naht die Einstellung der Ermittlungen gegen die Polizei, die wiederum dem Jungen im Gegenzug Beamtenbeleidigung vorwirft, weil dieser die Polizisten nach dem Sturz beschimpfte.

Rechtsanwalt Christian Stieg aus Moers, der den verfolgten Rollerfahrer vertritt, sagt: "Wir sind noch nicht am Ende. Hätten sich die Polizeibeamten nicht quer vor den Rollerfahrer gestellt, dann hätte es diesen Unfall nicht gegeben." Er hat einen weiteren Gutachter eingeschaltet, der das von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebene Gutachten untersuchen soll.

Die Bewertung ist diffizil: Im Video ist nämlich nicht erkennbar, wie der Jugendliche genau gestoppt wurde - weil ein anderer Polizeiwagen die Sicht versperrt. Der Gutachter musste nun die Frage klären, ob der Rollerfahrer genug Zeit zum Bremsen hatte oder ob der dritte Polizeiwagen so nah quer vor ihm stand, dass er dazu nicht mehr in der Lage war. "Mein Mandant fuhr ungefähr 60 Kilometer pro Stunde. Die Polizeiaktion war völlig unverhältnismäßig", argumentierte der Anwalt des Verfolgten.

NRW-Innenminister Ralf Jäger stellte sich wenige Tage nach Ausstrahlung des Falls vor seine Beamten. Der Rollerfahrer habe ausreichend Zeit gehabt, rechtzeitig anzuhalten, so Jäger. Aus Ermittlerkreisen war zu erfahren, dass der Jugendliche der Polizei bereits wegen drei Verkehrsdelikten bekannt gewesen war.

(RP)
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