Krefeld Romeo und Julia ohne Romantik-Schleier

Krefeld · Hüseyin Michael Cirpici inszeniert das Shakespeare-Stück: Er will es in die heutige Zeit holen, mit einer Sprache, die jungen Leuten direkt zugänglich ist. Samstag ist die Premiere im Theater.

 Eine Szene von den Proben - noch ohne Kostüme: Helen Wendt spielt die Julia, Jonathan Hutter den Romeo.

Eine Szene von den Proben - noch ohne Kostüme: Helen Wendt spielt die Julia, Jonathan Hutter den Romeo.

Foto: Matthias Stutte

Für viele ist es die größte Liebesgeschichte aller Zeiten: In "Romeo und Julia" beschreibt William Shakespeare 1597 das Wunder der ersten Liebe auf poetische und packende Weise - vor allem für junge Leute. Als der 1967 in Krefeld geborene Regisseur Hüseyin Michael Cirpici den Text als Erwachsener wiedergelesen hat, fiel ihm auf, wie gewalttätig das Stück ist, wie viele Tote die Familienfehde zwischen den Montagues und Capulets fordert, abgesehen von Romeo und Julia. Und dort sah er seinen Ansatz für die Inszenierung, die am Samstag Krefeld-Premiere hat.

"Es ist mehr als ein Streit zwischen zwei Familien. Die Feindschaft bestimmt über Wohl und Wehe der ganzen Stadt", sagt Dramaturg Martin Vöhringer. Es herrscht Bürgerkrieg in Verona, bereits dreimal ist die Stadt in Schutt und Asche gelegt worden, bevor sich Romeo und Julia begegnen. Deshalb wird die Bühne mit Kunst-Asche diese Stimmung spiegeln. "Aus der Asche von Generationen von Toten sprießt das zarte Pflänzchen Liebe", erklärt Vöhringer.

Die Atmosphäre ist dem Regieteam wichtig. Das Stück über eine Liebe, die nur in der Nacht leben kann und am Tag bedroht ist, braucht nicht nur den klugen Einsatz von Beleuchtung. Auch Musik soll die Kontraste verdeutlichen. Saskia von Klitzing, die unter anderem bei der Düsseldorfer Rockband "Fehlfarben" am Schlagzeug sitzt, und Julia Klomfaß mit diversen Melodieinstrumenten, werden auf der Bühne die Handlung mit einem Klanggewebe unterlegen.

Die Rasanz der Liebesgeschichte soll betont werden. Deshalb ist Shakespeares Text auf knapp zwei Stunden Spielzeit eingedampft worde. Cirpici war es wichtig, dass das Stück nicht mit einer gewalttätigen Begegnung der Dienerschaft aus den Lagern Capulet und Montagues beginnen sollte. So wird die erste Szene das Kennenlernen von Julia und Romeo zeigen. Die Ebene der Dienerschaft ist komplett gestrichen - nicht nur, um den heutigen dramaturgischen Ansprüchen an Geschwindigkeit gerecht zu werden. "Wir haben alles gestrichen, was zu deutlich in die Vorväterzeit verweist", berichtet Vöhringer. Diener entsprächen der heutigen Zeit nicht, ebenso wenig Signalwörter wie "Fackel". "Heute kennt man Taschenlampen", sagt Vöhringer. Deshalb wird im Text nach "Licht" verlangt.

Den romantischen Schleier der Sprache soll die Neuübersetzung von Frank Günther lüften, und moderne Kleidung die immergültige Liebesgeschichte in die Jetztzeit holen.

(RP)
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