Krefeld Samtweberei: 20 Firmen sind schon da

Krefeld · Zahlreiche Besucher informierten sich bei der Eröffnungsfeier über das Projekt "Nachbarschaft Samtweberei.

 Großes Interesse am Pionierhaus des Projekts "Samtweberei".

Großes Interesse am Pionierhaus des Projekts "Samtweberei".

Foto: Thomas Lammertz

Er wünsche, dass die rein geografische Zuordnung des Quartiers, in dem 6800 Menschen leben, als Bahnhofsviertel oder Südstadt zukünftig hinter dem Begriff Samtweberviertel verschwände, sagte Oberbürgermeister Gregor Kathstede bei der Eröffnung des Pionierhauses in der Alten Samtweberei. Es habe für den etliche Jahre leerstehenden Komplex an der Ecke Tannenstraße/Lewerentzstraße viele Konzepte gegeben.

Weil sie Geld kosteten, seien sie wieder verworfen worden. Planungsdezernent Martin Linne habe die Bonner Montag-Stiftung gewinnen können und gemeinsam mit ihr ein Konzept entwickelt, das sozial, kulturell und wirtschaftlich der ehemaligen Textilfabrik die Rolle eines Motors für die Entwicklung des umgebenden Viertels zuordne.

Ausgangspunkt für den Erhalt des alten Fabrikgebäudes ist die Idee, statt einer unwirtschaftlichen Kernsanierung oder gar des Abrisses das Gebäude über sechs Jahre hinweg mit einer kostengünstigen Warmmiete für drei Euro pro Quadratmeter zuzüglich der Nebenkosten anzubieten. Die Nutzer selbst sollten ihren Bereich nach eigenen Wünschen individuell wieder instandsetzen. Die Mischung aus gewerblicher Nutzung und Wohnen durch Kreative soll einen bunten und lebendigen Impuls in das Viertel tragen und dieses aufwerten. Dazu wurden das ehemalige Verwaltungsgebäude entrümpelt, die Heizung erneuert und die Elektroinstallation neu verlegt.

Monika Zurlatzis, von Henry Beierlorzer, dem Geschäftsführer der für die Weiterentwicklung des Projekts eigens gegründeten gemeinnützigen "Urbane Nachbarschaft Samtweberei gGmbH" als Finanzspezialistin vorgestellt, verwies auf die enge Kooperation mit dem Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein, die nicht nur eine wiedererkennbare eigene Schrifttype und Farbgebung hervorgebracht habe, sondern auch als Brücke diene für die Firmengründung junger und jung gebliebener Kreativer.

So präsentierte sich das erste Gebäude, genannt Pionierhaus, in fünf Etagen bereits jetzt sehr lebendig: Parterre die Gemeinschaftsküche, Verwaltungsräume und der Raum für den Projektstammtisch. Darüber die "Heimatetage" mit der Chronik der Samtweberei. Noch immer erinnern Hinweise wie "Reserviert für Dienstwagen" oder vergessene Türschilder an die bis 2007 gegebene Zwischennutzung des Gebäudes durch den pädagogisch-psychologischen Dienst des Krefelder Schulamtes. Den früheren Arbeitsbereich der Schulamtsdirektoren teilen sich jetzt mehrere Webdesign-Firmen. Die jungen Chefs haben noch alte Büromöbel des Schulamtes nutzbar gemacht.

Durch die weiten Fenster fällt der Blick auf den Turm der Dionysiuskirche. Auch in den übrigen Räumen arbeiten Freiberufler, kleine Agenturen, Medienschaffende, Coaches, Künstler und Projektinitiativen, insgesamt 50 Personen in 20 Firmen. Die Mieter erleben keinen Neubau-Standard, aber mit seinen lichtdurchfluteten Räumen und dem großzügigen Treppenhaus zeigt das Gebäude sein zur Kommunikation anregendes Potenzial.

Pro Quadratmeter Mietfläche müssen die Mieter jeweils eine jährliche Arbeitsstunde für die Samtweberei und das umgebende Quartier aufwenden. So fließt kreatives Know-how in Form handwerklicher Leistungen, Kunstaktionen, Beratungen und Patenschaften in das Viertel ein und wertet es auf.

30 unterschiedliche, zum Teil öffentlich geförderte Eigentumswohnungen, die in dem Eckbau Lewerentz-/Tannenstraße in dem ältesten Gebäudeteil bis 2016 entstehen sollen, stützen die Idee von Wohnen und Arbeiten. Dem nun eröffneten Pionierhaus soll das an der Lewerentzstraße 104a gelegene Torhaus 2015/16 folgen. Hier werden soziale Betriebe und ein Café untergebracht.

Das an der Tannenstraße 67 gelegene Krefelder Haus soll nach seiner Fertigstellung 2015 günstigen Wohnraum anbieten. 2017 soll die Gesamtmaßnahme beendet sein.

(RP)
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