Krefeld Schlechte Quote für Krefelder Gläubiger

Krefeld · Wer in Krefeld pleite macht, der macht richtig pleite. Die Quote für die Gläubiger liegt in der Seidenstadt um ein Vielfaches unter dem Durchschnitt für Nordrhein-Westfalen. Das gilt für Unternehmens- und Privatinsolvenzen gleichermaßen, teilte das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (IT.NRW) mit. In der Zeit von 2010 bis 2014 blieben die Gläubiger in Krefeld auf 31 Millionen Euro sitzen.

Im Durchschnitt bekommen Gläubiger in Nordrhein-Westfalen nacheinem Insolvenzverfahren des Schuldners von 100 geforderten Euro vier. Von zahlungsunfähigen Unternehmen sind es 6,40 Euro. Anders sieht es in Krefeld aus. Wie das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (IT.NRW) mitteilt, dürfen Gläubiger sowohl von privaten als auch unternehmerischen Schuldnern lediglich einen Euro erwarten. Die insolventen Schuldner in Krefeld verfügen offenbar über deutlich weniger Vermögen als im Landesmittel.

IT.NRW hat die Fälle aus dem Zeitraum 2010 bis Ende 2014 ausgewertet, bei denen das Insolvenzverfahren abgeschlossen worden ist. Für die Seidenstadt stehen 423 eröffnete Verfahren zu Buche, von denen 345 beendet worden sind. Das ist eine Quote von 81,6 Prozent. Mit 300 Verfahren nehmen die Privatinsolvenzen den größten Teil ein. 265 wurden abgeschlossen. Das sind 88,3 Prozent. Deutlich aufwendiger sind für Insolvenzverwalter und Gerichte die Unternehmensinsolvenzen. Nur zwei von drei konnten, in dem Zeitraum von vier Jahren beendet werden. 109 wurden eröffnet, 70 abgeschlossen. Die berechtigten Forderungen beliefen sich bei Unternehmen auf 10,5 Millionen Euro, bei den Privaten waren es 20,1 Millionen Euro. In der Summe kamen 31,4 Millionen Euro zusammen. 302.215 Euro wurden an die Gläubiger ausgeschüttet. 116.449 bei den Unternehmensinsolvenzen (1,1 Prozent) und 183.256 Euro bei den Privatinsolvenzen (0,9 Prozent). Die Verluste der Gläubiger belaufen sich auf 10,333 Millionen Euro in den Unternehmensfällen und 19, 896 Millionen Euro in den Privatfällen.

Bis zum 31. Dezember 2014 wurden in Nordrhein-Westfalen insgesamt von den 36.042 im Jahr 2010 eröffneten Insolvenzverfahren 30.769 Verfahren beendet. Wie die amtliche Statistikstelle des Landes mitteilt, betrafen 23.670 der beendeten Verfahren Verbraucher, 5758 Unternehmen, 1013 ehemals selbstständig Tätige und 328 natürliche Personen, Gesellschafter, Nachlässe und Gesamtgut. Verbraucherinsolvenzverfahren wiesen mit 92,4 Prozent die höchste, Unternehmensinsolvenzverfahren mit 65,3 Prozent die niedrigste Beendigungsquote auf. Die Verluste aus den bis 2014 beendeten Insolvenzverfahren beliefen sich auf 2,3 Milliarden Euro und haben sich im Vergleich zur Vorperiode halbiert (in 2009 eröffnete und bis Ende 2013 beendete Insolvenzverfahren: 4,6 Milliarden Euro). Mit 1,1 Milliarden Euro entfiel knapp die Hälfte der Verluste auf Unternehmensinsolvenzverfahren, 42,9 Prozent (1,0 Milliarde Euro) betrafen Verbraucherinsolvenzen. Im Durchschnitt über alle Verfahren haben die Gläubiger im Rahmen der Schlussverteilung 4,0 Prozent ihrer anerkannten Forderungen erhalten (so genannte Deckungsquote im engeren Sinn). Bei Einbezug der befriedigten Absonderungsrechte erhöhte sich der Anteil auf 6,1 Prozent (so genannte Deckungsquote im weiteren Sinn).

Während bei der Schlussverteilung grundsätzlich jeder Gläubiger - bezogen auf seine Forderungen - den gleichen Anteil erhält, kommt der erzielte Erlös bei einer Absonderung nur dem Gläubiger zugute, der das Absonderungsrecht zum Beispiel an einer eingetragenen Grundschuld oder Hypothek innehat. Im Vergleichszeitraum von 2009 bis 2013 waren mit 1,5 Prozent beziehungsweise 2,5 Prozent geringere Deckungsquoten im engeren und weiteren Sinn erzielt worden. Bei den in 2010 eröffneten und bis Ende 2014 beendeten Verfahren konnten die Forderungen der Gläubiger bei den Unternehmensinsolvenzen mit Quoten von 6,4 Prozent beziehungsweise 9,2 Prozent in höherem Umfang befriedigt werden als bei den Verbraucherinsolvenzen mit 1,6 Prozent beziehungsweise 2,9 Prozent.

127 Unternehmen konnten im Rahmen eines Insolvenzverfahrens saniert werden; dies entspricht einer Quote von 2,2 Prozent (2009 bis 2013: 2,8 Prozent). Dadurch wurden 2002 Arbeitsplätze gesichert.

(sti)
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