Krefeld Schmetterlingszählung: Der Kleine Fuchs ist die Nummer Eins in Krefeld

Krefeld · In Krefeld gibt es mehr Schmetterlinge als auf dem Land. Dennoch ist ein Rückgang in den zurückliegenden Jahrzehnten deutlich zu beobachten.

 Waldbrettspiel heißt der Schmetterling, den Georg Lichtschlag entdeckte.

Waldbrettspiel heißt der Schmetterling, den Georg Lichtschlag entdeckte.

Foto: Georg Lichtschlag

Krefeld hat quasi noch Glück gehabt: In der Stadt leben mehr Schmetterlinge als auf dem Land. Das ist eines der Ergebnisse der ersten Zählaktion, die der Naturschutzbund Krefeld und Kreis Viersen gestartet hatte (wir berichteten). Die Erklärung dafür liegt quasi auf der Hand und bestätigt auch die Untersuchungen des Entomologischen Vereins Krefeld über das Massensterben der Insekten. Intensive Landwirtschaft mit dem Einsatz giftiger Pflanzenschutzmittel und das Fehlen von Futterpflanzen verringern den Bestand und die Artenvielfalt.

320 Männer und Frauen haben sich an der zehntägigen Zählaktion beteiligt, für die auf einem Flyer elf Schmetterlingsarten abgebildet waren, um auch dem Laien die Identifizierung zu ermöglichen. 878 Mal wurde der Kleine Fuchs gezählt, 603 Mal der Kohlweißling angekreuzt. Der Admiral (542) belegte den dritten Platz in der Häufigkeitstabelle, gefolgt von Zitronenfalter (206, Tagpfauenauge (146), Distelfalter (97), Bläuling (70) und Großes Ochsenauge (60). Insgesamt wurden im Beobachtungszeitraum 2602 und einige Exoten mehr registriert. So hat Georg Lichtschlag einen Schmetterling mit Namen Waldbrettspiel entdeckt und Roswitha Blindt einen Schwalbenschwanz.

Rein statistisch hat jeder Teilnehmer der Aktion rund acht Schmetterlinge beobachtet. Was auf den ersten Blick viel erscheint, ist in der Realität ein Beleg, dass sich die Schmetterlingspopulationen in den zurückliegenden Jahrzehnten rapide verkleinert haben. "Noch zu meiner Jugendzeit sah ich die bunten Falter zu Hunderten an einem Sommerfliederstrauch sitzen", sagt Reiner H. Rosendahl, Vorsitzender des Nabu Krefeld Viersen, der die eingesendeten Mails und Bögen ausgewertet hat.

Werner Lohmanns beobachtete wie Mitarbeiter des Grünflächenamtes Brennnesseln entfernen, auf denen zahlreiche Raupen des Tagpfauenauges krabbelten. Die oft als lästiges Unkraut angesehene Brennnessel ist gleichsam eine Kinderstube für Schmetterlinge und sollte vor einer vorschnellen Vernichtung geschützt werden, meint Rosendahl, für den die bunten Insekten ansehnliche Bioindikatoren für den Zustand der Umwelt sind.

Krefeld ist übrigens berühmt für den weltweit raren Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der in den Naturschutzgebieten Latumer Bruch und Spey beheimatet ist. Noch nicht vergessen ist die Posse, in der darüber gestritten wurde, ob das seltene Tierchen nur im Meerbuscher Teil der Spey oder auch im Krefelder Bereich vorkommt. Hintergrund: Der Ameisenbläuling könnten nach Meinung von IHK und Politik die Ausweitung des Hafens beeinträchtigen.

Statt Brennnesseln benötigt der Dunkle Ameisenbläuling zum Überleben in einer Symbiose den Wiesenknopf und eine bestimmte Ameisenart. Beim Bau der A-44-Rheinbrücke gab's sogar ein fast 200 000 Euro teures Umsiedlungsprogramm für den vom Aussterben bedrohten Schmetterling - schade nur, dass kommunale Mitarbeiter den Wiesenknopf auf dem Ilvericher Rheindeich gemäht haben und die Tiere verschwanden.

(RP)
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