Krefeld Schönhausen-Chor glänzt mit Bachs Johannes-Passion

Krefeld · Ein schönes Geschenk machte seinen Freunden und nicht zuletzt auch sich selbst der Schönhausen-Chor Krefeld zu seinem 60. Jubiläum mit einer eindrucksvollen Aufführung der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. Wie es bei großen Ereignissen leider häufiger vorkommt, so war es auch hier: Im letzten Moment gab es noch einen gehörigen Schrecken. Andreas Post, auf dessen Mitwirkung als Evangelisten-Tenor der Chor sich besonders gefreut hatte, musste am Morgen der Aufführung wegen Krankheit absagen.

 Der Schönhausen-Chor in der Friedenskirche

Der Schönhausen-Chor in der Friedenskirche

Foto: Dirk kamp

Die Zahl der geeigneten Tenöre, die eine Woche vor Ostern an einem Sonntagnachmittag einspringen können, ist nicht gerade groß. Umso größer war die Erleichterung, dass mit Jörg Nitschke die Lücke geschlossen werden konnte. Der hat Lied- und Oratoriengesang ebenso wie Orgel studiert und arbeitet als Kirchenmusiker in Essen. Nitschke lieferte eine tadellose Partie ab, er erwies sich als intonationssicher und ausdrucksstark. Den Rezitativen verlieh er Spannung. Partien, in denen Bach das Rezitativische ausschmückt, gelangen ihm ausgezeichnet, beispielsweise "und wärmete sich" oder "weinete bitterlich". Dazu war er ein ausdrucksvoller Interpret der Tenorarien, für die man sonst, um Überanstrengung zu vermeiden, gern einen zweiten Tenor verpflichtet.

Überhaupt war ein gutes Solistenquintett in die Friedenskirche gekommen. Eindrucksvoll gestalteten Elisa Rabanus (Sopran) und Elvira Bill (Alt) ihre Partien. Die beiden Männerstimmen (Sebastian Klein als Christusbass und Justus Seeger als Bassbariton für die Arien sowie die Rollen von Pilatus und Petrus) überzeugten vor allem in den mittleren und hohen Lagen.

Der Chor präsentierte sich in einer hervorragenden Verfassung. Der 1957 im Krefelder "Haus Schönhausen" gegründete Schönhausen-Chor erwies sich unter seinem heutigen Leiter Joachim Neugart als qualifizierter Oratorienchor. Er sang mit deutlicher Aussprache und sauberer Intonation. Kraftvoll und energisch klangen die Turba-Chöre, in denen Bach die aufgebrachte Volksmasse charakterisiert. Für die Choräle wählte Neugart zügige Tempi. Dabei vermied er, von Schluss-Ritardandi abgesehen, langes Aushalten der Töne am Ende der Phrasen und achtete auf klare Artikulation.

Für den instrumentalen Part hatte man kompetente Gäste eingeladen. Das Ensemble Concert Royal Köln spielte auf historischen Instrumenten. Wie nicht anders zu erwarten, kennen sich die Orchestermitglieder in den Gepflogenheiten der historisch informierten Aufführungspraxis bestens aus. Der Gesamtklang überzeugte ebenso wie die solistischen Leistungen. Neugart garantierte als Gesamtleiter den sicheren und konzentrierten Zusammenhalt. - Nach einem angemessenen Moment der Stille dankten die erfreulich zahlreich erschienenen Zuhörer mit lang anhaltendem, herzlichen Beifall.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort