Krefeld Schräge Vögel in Öl

Krefeld · Frank Jakob Esser zeigt einen Zyklus fantastischer Tierbilder in der Galerie Fellner von Feldegg. Unter dem Titel "Wechselwirkung" sind ab Sonntag auch Malerei von Cornelia Korsch und Objekte von Mojo Mendiola zu sehen.

 Frank Jakob Esser hat ein Faible fürs Das Gefieder der "Drei Käuze" wirkt so realistisch, dass man es kosen möchte. Das 2,60 mal 3 Meter große Gemälde kostet 9500 Euro. RP-Foto: Thomas Lammertz

Frank Jakob Esser hat ein Faible fürs Das Gefieder der "Drei Käuze" wirkt so realistisch, dass man es kosen möchte. Das 2,60 mal 3 Meter große Gemälde kostet 9500 Euro. RP-Foto: Thomas Lammertz

Foto: Federvieh.

Frau Esser möchte keine Hühner. Das bedauert ihr Mann sehr. Denn seit er das Federvieh des urlaubenden Nachbarn betreut hat, ist er ganz großer Fan. Er hätte gern eine kleine Schar. Um seine Frau zu überzeugen, tut er das, was er am besten kann: Er malt. Hingebungsvoll hat Frank Jakob Esser die bisher vielen Städtern unentdeckt gebliebene Schönheit von Hühnern, Kampfhähnen, Greifvögeln und frisch geschlüpften Küken mit Öl auf die Leinwand gebracht. Seine "Drei Käuze" sind nicht nur wegen des Formats - 2,60 mal 3 Meter - die Hingucker in den Galerieräumen an der Tiergartenstraße 81. Galeristin Marie-Luise Fellner von Feldegg hat unter dem Titel "Wechselwirkungen" drei Vertreter unterschiedlicher Genres zusammengebracht: Essers Arbeiten werden ergänzt durch Cornelia Korschs Malerei auf Jute und Mojo Mendiolas Objekte mit medizinischen Hilfsmitteln. Am Sonntag, 14. Mai, 14 bis 19 Uhr, ist Vernissage.

Wer hätte gedacht, dass Ölfarbe sich wie weiche Daunen von der Leinwand abheben kann? Man möchte in die flauschweichen Federchen der kleinen Käuze greifen. Für die Wirkung hat Esser einen Pinsel mit unterschiedlichen Haarlängen eingesetzt, die Farbe mit Venezianerterpentin und Kolophonium - einem glasglänzenden Harz - präpariert und mit einem Kompressor auf die Leinwand gebracht. Der eher plumpe Körper eines Sussexhuhns gewinnt so durch die fast dreidimensional scheinenden Federn eine dezente Eleganz. Bei den Seidenhühnern ist jedes kleine Lederläppchen am Kopf und jedes Flaumfederchen detailliert zu erkennen.

Frank Jakob Esser hat an der Düsseldorfer Akademie bei Konrad Klapheck studiert und war auch Schüler bei Markus Lüpertz. Seine Bilder öffnen fantastische Welten. Die fast fotografische Wirkung bricht Esser mit surrealen Elementen. Die Vögel, die er nach Zuchtfotos aus Fachliteratur gemalt hat, erzählen ganze Lebensgeschichten in ihren Blicken. Sie sind Spaß-Vögel im besonderen Sinne, denn sie haben eigene Gesichter, blicken weise, kess, ironisch oder verdutzt. Und manchmal gerät die Fantasie des Betrachters ins Rotieren, bis er den einen oder anderen Zeitgenossen zu erkennen meint. Esser gibt zu: Die Käuzchen sind auch eine Anspielung auf seine Lehrmeister. Den Zusammenhang zwischen Atem und Geist stellt Mojo Mendiola mit seinen Objekten her. Pulverinhalatoren für Bronchienmedikamente sind Zentrum seiner "Medi-made Art". "Im Englischen heißt ,respiration' Atmung, das darin enthaltene ,spirit' steht für Geist", sagt er. Mit Alltagsgegenständen kombiniert er die Inhalatoren zu Szenen, die Terror, Klimawandel oder auch Alltagsärgernisse wie störende Laubsauger thematisieren. Eine hölzerne Gliederpuppe und ein Inhalator unter einem baumartig aufragenden Rechen betitelt Mendiola ironisch mit "Ein Laubbläser wird niemals ein Kunstwerk werden".

Wie aus Blumen Farbexplosionen werden, zeigt Cornelia Korsch in der oberen Etage. Die Ratingerin hat an der Freien Kunstakademie Rhein/Ruhr in Essen studiert, und ist in Krefeld mit floralen Arbeiten vertreten. Ihr Malgrund ist Jute, die sie eigens präpariert, damit sie die aufgetragene Acrylfarbe hält. Ein Firnis versiegelt die Farbe und lässt sie leuchten. Bei Fellner gewährt sie Einblick in ihren gestalterischen Weg: Weiße und erdfarbene Rosenblüten wie aus einem botanischen Prachtband blühen raumgreifend auf dem groben Untergrund. Sie sind quasi Vorstadium für abstrakte florale Motive in Primär- und Regenbogenfarben. Wer die Bilder genau liest, erkennt die Spuren dieser Metamorphose. Und so bewahrheitet sich der Ausstellungstitel "Wechselwirkungen" nicht nur zwischen den Künstlern, sondern auch innerhalb Cornelia Korschs Malerei.

Tiergartenstraße 81; bis zum 3. Oktober. Öffnungszeiten nach Vereinbarung, Telefon 02151 317285.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort