Krefeld Schulausschuss besiegelt nach turbulenter Sitzung das Fichte-Aus

Krefeld · Zahlreiche Zuschauer verfolgten die Sitzung; zweimal wurde sie unterbrochen. Zugleich sind Vorwürfe gegen Arndt- und Fichte-Gymnasium laut geworden: Demnach tragen beide Schulen Mitschuld an ihrer Misere.

 Mit eine Mahnwache vor dem Rathaus demonstrierten Eltern, Schüler und Lehrer des Fichte gegen die auslaufende Schließung des Gymnasiums.

Mit eine Mahnwache vor dem Rathaus demonstrierten Eltern, Schüler und Lehrer des Fichte gegen die auslaufende Schließung des Gymnasiums.

Foto: T.L.

In einer turbulenten Sitzung mit zwei Unterbrechungen und einer Demonstration vor dem Rathaus hat der Schulausschuss gestern das Auslaufen des Fichte-Gymnasiums besiegelt. Die Mehrheit aus SPD, Grünen, FDP, Linke und UWG schloss sich dem Verwaltungsvorschlag an. Zuvor war deutlich geworden, dass die Bezirksregierung Düsseldorf auch ohne Beschluss das Ende der Schule verfügt hätte. Mehr noch: Hätte der Ausschuss die Schließung abgelehnt, hätten die 40 Schüler, die sich jetzt fürs Fichte angemeldet haben, auf andere Schulen gehen müssen. Hintergrund: Stadt und Bezirksregierung hatten als Kompromiss ausgehandelt, dass das Fichte diese Schüler noch zum Abitur führen darf. Streng genommen wäre das laut Schulgesetz nicht möglich gewesen. Die CDU stimmte gegen die Schließung und protestierte so gegen die Kurzfristigkeit der Entscheidung. Stefanie Neukirchner sprach von "Erpressung" und betonte, Zahlen und Begründung seien in der Kürze nicht "nachvollziehbar". Eigentlich wollte die Fraktion einen Aufschub bis September beantragen, um die Grundlagen der Schließung noch einmal zu überprüfen.

Die CDU handelte sich den Vorwurf ein, sich "einen schlanken Fuß zu machen" (Hans Butzen, SPD). Ina Spanier-Oppermann (SPD) betonte, ihr sei der Preis, dass 40 Kinder nicht an die Schule ihrer Wahl gehen könnten, zu hoch, um sich gegen Düsseldorf zu stellen. Zahlreiche Eltern, Lehrer und Schüler des Fichte verfolgten die Sitzung per Videoübertragung in einem Nebenraum. Deutlich wurden auch neue Details und - zwischen den Zeilen - schwere Vorwürfe gegen die Schulleitungen von Fichte und dem ebenfalls von geringen Anmeldezahlen geplagten Arndt-Gymnasium. Schuldezernent Gregor Micus berichtete, die Schulverwaltung habe gehofft, dass Arndt und Fichte ihre Zusammenarbeit ausgebaut hätten. Im Klartext: Das Schulamt hat darauf gesetzt, dass beide Schulen freiwillig fusionieren. Die Stadt, betonte Micus, könne so etwas nicht verfügen; das müsse von den Schulen kommen. Auch Annelie Wulff von den Grünen warf beiden Schulen den Unwillen zur Zusammenarbeit vor - obwohl die Entwicklung seit langem absehbar gewesen sei. Zudem war sich mindestens die Schulleitung des Fichte seit dem 13. März über das Aus für die Schule im Klaren - Eltern hatten beklagt, von der Entscheidung überrumpelt worden zu sein. Aus dem Protokoll des Abstimmungsgesprächs zu den Anmeldungen mit Schulaufsicht und Schulleitungen - darunter Fichte-Direktor Andreas Kries - geht hervor, dass in der Sitzung die Unausweichlichkeit der Schließung klar ausgesprochen wurde.

 Dicht gedrängt saßen die Zuhörer in dem Raum, in den die Sitzung des Schulausschusses per Video übertragen wurde.

Dicht gedrängt saßen die Zuhörer in dem Raum, in den die Sitzung des Schulausschusses per Video übertragen wurde.

Foto: Lammertz Thomas

Zweimal wurde die Sitzung unterbrochen - das erste Mal, um Eltern und Lehrern die Gelegenheit zu Stellungnahmen zu geben. Eltern-Sprecher Daniel Atencio beschwor die positive Rolle des Fichte für die Integration in dem Quartier: "Hier können Menschen ein Leben ohne Rassismus erleben." Schulleiter Kries warb dafür, den "Fichte-Geist" besonderer Förderung von Migrantenkindern in die Zukunft herüberzuretten. Die Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, Claudia Wichmann, bat, Eltern mehr einzubinden. An die Adresse der Politiker sagte sie: "In ihrer Haut möchte ich nicht stecken."

Alle betonten, wie sehr sie die Schließung bedauerten. Micus erinnert an den Brand 2003. Er habe noch in der Nacht in der brennenden Schule mit anderen beraten, wie man das Fichte wieder aufbauen könne - bis die Feuerwehr alle aus dem Gebäude gewiesen habe.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort