Krefeld Schwimmbad: Risiko für Flüchtlinge

Krefeld · Wenn Flüchtlinge in die städtischen Bäder kommen, ist besondere Aufmerksamkeit gefragt.

 Vom Sprung ins kühle Nass - wie hier in Bockum - sind vor allem Kinder begeistert. Wichtig ist jedoch, dass sie auch schwimmen können.

Vom Sprung ins kühle Nass - wie hier in Bockum - sind vor allem Kinder begeistert. Wichtig ist jedoch, dass sie auch schwimmen können.

Foto: BK

Tiefe Sorgenfalten zeichnen sich auf der Stirn bei so manchem Verantwortlichen der Verwaltung ab, wenn er - vor allem mit Blick auf die kommenden Sommermonate - an das Thema Sicherheit in den städtischen Bädern denkt. Natürlich gelten dort für jeden Gast klare Vorschriften, die in der Regel auch eingehalten werden. Doch schnell und meist ganz unbeabsichtigt werden Badegäste zum Problem, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. In der Vergangenheit hat es im Wasser Situationen gegeben, die nur wegen des vorausschauenden Eingreifens der Bademeister nicht tödlich endeten. Für die Verwaltung ist klar: Diese Problematik könnte künftig größer werden, weil auch immer mehr Flüchtlinge in die Bäder strömen. "Es besteht in jedem Fall ein erhöhter Aufsichtsbedarf", sagt Krefelds Sportdezernent Thomas Visser.

Unvergessen ist die Beinahe-Katastrophe, die sich unter ähnlich unglücklichen Rahmenbedingungen vor einigen Jahren im Freibad Bockum abgespielt hat. Es war an einem Pfingstsamstag, als dort drei Kinder einer ausländischen Familie an einem sonnigen Badetag beinahe ertranken. Die Kinder zwischen drei und sechs Jahren waren ohne ihren Vater zu den großen Rutschen im Schwimmer-Bereich gelaufen. Schwimmen konnte jedoch weder das älteste Mädchen noch die jüngeren Brüder, die dennoch auf die Rutsche kletterten und ins Becken plumpsten. Warnende Rufe halfen nicht: Die Kinder verstanden angeblich kein Deutsch. Aufmerksamen Besuchern und städtischen Mitarbeitern war es zu verdanken, dass nicht mehr passierte. Glück im Unglück: Das Mädchen, das leblos auf dem Boden des Beckens gefunden wurde, konnte wiederbelebt werden.

Ähnlich gefährliche Situationen beobachten die Bademeister aktuell bei Schwimmgästen aus den Flüchtlingsunterkünften. "Eltern, die selbst nicht schwimmen können, gehen sorglos in den Schwimmerbereich. Richtig gefährlich wird es, wenn dann vom Beckenrand noch Kleinkinder angereicht werden - ohne Schwimmflügel", bestätigt Visser.

Hier wird das Personal zum Lebensretter, weil es frühzeitig eingreift. In der Regel seien die Menschen völlig ahnungslos. Von der Hausordnung haben diese noch nie etwas gehört, selbst Hinweis- oder Verbotsschilder im Bad seien für sie oft nicht lesbar. "Man muss diese Gäste schon beim Betreten des Bades im Blick haben und zumindest mit den Augen ununterbrochen verfolgen", beschreibt Visser die Situation. Was in der Regel folgt, sind "freundliche Ansprachen" und der Versuch, den Gästen "mit Händen und Füßen" die Gefahrensituation zu erklären. Visser: "Viele dieser Menschen sprechen weder Deutsch noch Englisch. Hier werden wir vor allem mit Blick auf die Freibadsaison weiter aktiv werden." Es werde bei den zeitlich befristeten Mitarbeitern darauf geachtet, dass sie mehrsprachig seien, parallel seien zusätzliche Schulungen geplant.

Über ein weiteres Problem wollen die Bademeister eigentlich gar nicht reden. So mancher ältere Jugendliche hat Probleme, den Anweisungen "vor allem von weiblichen Kollegen" Folge zu leisten. "Natürlich wissen wir, dass dies mit dem kulturellen Hintergrund zusammenhängt, aus dem die Jungen kommen", so ein Bademeister. Doch könne jede Situation im Wasser außer Kontrolle geraten und in Sekunden zur tödlichen Gefahr werden: "Darüber machen sich die Betroffenen in dem Moment natürlich keine Gedanken."

Wichtig ist für die Sportverwaltung deshalb das jüngste Projekt, das mit dem Stadtsportbund und SV Bayer Uerdingen sowie durch Unterstützung der Sparkassenstiftung ins Leben gerufen wurde. Gemeinsam werden in den Ferien 60 Schwimmkurse für 900 Schulkinder angeboten. "Schwimmen kann man gar nicht früh genug lernen", erklärte Detlef Flick vom Sport- und Bäderamt bei der Präsentation des Projekts. Und der erfahrene Experte betonte: "Deshalb unterstützt die Verwaltung alle Eltern, die bereits die Kita-Kinder zu speziellen Kursen anmelden. Wir haben solche ebenfalls im Programm, wir helfen gerne."

(RP)
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