Krefeld Seit 140 Jahren springt das Einhorn

Krefeld · Im Zuge der Stadterweiterung nach Westen wurde die Einhorn-Apotheke 1877 an der Ecke Karlsplatz und Westwall eröffnet. Damit ist sie die Sechstälteste und eine von rund 60 Apotheken in Krefeld.

 Das Fabelwesen, dessen Berührung der Legende nach schon Heilung versprach, gab der Apotheke ihren Namen.

Das Fabelwesen, dessen Berührung der Legende nach schon Heilung versprach, gab der Apotheke ihren Namen.

Foto: Thomas Lammertz

Die einzige Apotheke der Innenstadt, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde, ist die Apotheke am Karlsplatz gegenüber dem Kaiser-Wilhelm-Museum. Sie trägt den Namen des Fabelwesens, das golden an der Fassadenecke prangt: Das Einhorn, dem früher schon durch bloße Berührung Heilkraft nachgesagt wurde. Die Apotheke wurde vor 140 Jahren von Franz Baumeister in dem Haus aus den 1840er Jahren eröffnet. Heute betreibt sie Christoph Selders mit zehn Mitarbeiterinnen, darunter seine Frau Anneliese und eine Auszubildende.

 Christoph Selders mit einer Gipsskulptur der Schutzheiligen der Ärzte und Apotheker, Cosmas und Damian.

Christoph Selders mit einer Gipsskulptur der Schutzheiligen der Ärzte und Apotheker, Cosmas und Damian.

Foto: Lammertz Thomas

"Unsere Apotheke, die sechstälteste in Krefeld, liegt günstig. Wir haben neben einer großen Stammkundschaft durch den Westwallmarkt auch Laufkundschaft. Allerdings hat der Zulauf zu dem Markt stark nachgelassen", sagt der 62-Jährige, in dessen Apotheke nicht nur Medikamente verkauft, sondern auch hergestellt wird: Im Labor stellen die Fachleute hauptsächlich Salben, Kapseln und Lösungen zusammen, gegebenenfalls auch Tees oder Zäpfchen. "Vor allem ist den Kunden und uns die qualifizierte Betreuung wichtig, die unter anderem die Frage umfasst, ob sie einen Arzt aufsuchen sollen oder nicht. Darüber hinaus haben Kunden immer wieder auch Fragen zum Verhalten der Krankenkassen."

Christoph Selders, der aus Haldern bei Rees stammt, in Bonn Pharmazie studierte, hat die Einhorn-Apotheke nach Stationen in Wermelskirchen und Wuppertal vor 25 Jahren von Marie-Luise Meyer gepachtet und und vor zehn Jahren gekauft.

 Die Apotheke in dem Haus aus den 1840er Jahren ist die einzige der Innenstadt, die nicht zerstört wurde.

Die Apotheke in dem Haus aus den 1840er Jahren ist die einzige der Innenstadt, die nicht zerstört wurde.

Foto: Lammertz Thomas

Er und seine Frau haben sich gut in die Geschichte ihrer Apotheke und der Stadt eingelesen: "Sie wurde eingerichtet, nachdem 1843 die Stadterweiterung nach Westen begonnen hatte." Auch über die Anfänge des Apothekenwesens wissen sie Interessantes zu berichten: "Im Jahr 1241 hat Kaiser Friedrich II. das Edikt zur Trennung von praktischem Arzt und Apotheker erlassen, damit nicht derjenige das Geschäft mit der Medikamente macht, der sie aufgrund seiner Diagnose empfiehlt und herstellt", verweist Selders auf zuvor noch mögliche Interessenskonflikte. Bis 1958 musste man vor Eröffnung einer Apotheke übrigens noch eine Konzession beantragen; erst seitdem herrscht Niederlassungsfreiheit. Heute ist die Einhorn-Apotheke eine von rund 60 in Krefeld.

Dass sich die Einhorn-Apotheke in modernem Ambiente präsentiert, geht auf die Erneuerung der Einrichtung im Jahr 1995 zurück. 2001 wurde auch das Labor modernisiert, bevor in diesem, dem Jubiläumsjahr, noch eine Klima-Anlage installiert wurde.

Das namensgebende, 70 Zentimeter große Einhorn an der Fassade wurde übrigens 1992 ersetzt, nachdem es gestohlen worden war. Nach Selders' Erinnerung vormals ein Bronzeguss, prangt es dort heute als güldenes Kunststoffmodell.

(RP)
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