Krefeld Selbstständigkeit: Das Risiko ist extrem hoch

Krefeld · Bei Insolvenzen von Selbstständigen in Krefeld gucken Gläubiger besonders in die Röhre: Das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik veröffentlich Zahlen aus dem Zeitraum 2011 bis 1015.

Der Traum von der Selbstständigkeit und wirtschaftlichem Erfolg ist manchmal nicht von langer Dauer. Mitunter endet er im finanziellen Desaster für den Betroffenen und auch für seine Gläubiger. Das trifft im besonders starken Maße auf Krefeld zu. Das belegen Zahlen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik (IT.NRW) von gestern.

Ausgewertet wurden angemeldete Insolvenzen aus dem Jahr 2011, die bis zum Jahr 2015 abgeschlossen wurden. Bei 13 ehemals Selbstständigen hat sich eine Gläubigersumme von 37,24 Millionen Euro angehäuft. Obwohl das nur 2,66 Prozent aller 488 Fälle in der Seidenstadt waren, betrug der Anteil an den berechtigten Forderungen 65,4 Prozent von den insgesamt 56,91 Millionen Euro. Der zur Verteilung an die Gläubiger zur Verfügung stehende Betrag bewegte sich gegen null - exakt waren es 643 Euro, also knapp 50 Euro von jedem früher selbstständig Tätigen. Die Schuldensumme lag im Mittel bei 2,864 Millionen Euro.

Wie außergewöhnlich diese Krefelder Entwicklung im Vergleich zum gesamten Bundesland ist, belegen folgende Vergleichszahlen. In Nordrhein-Westfalen führt die Statistik 1277 Fälle von Insolvenzen ehemals Selbstständiger auf, die im Durchschnitt mit 118569 Euro verschuldet waren. Ihr Anteil an den Gesamtschulden lag bei 6,6 Prozent, der für die Gläubiger zur Verfügung stehende Betrag bei 673 Euro pro Fall - insgesamt bei 859.545 Euro. In Krefeld wurden im Jahr 2011 genau 488 Insolvenzverfahren eröffnet. Bis zum Jahr 2015 waren davon 361 beendet. Das ist eine Quote von 74 Prozent. Die meisten Fälle waren Verbraucherinsolvenzen, 343 davon 279 beendet. 128 entfielen auf Unternehmen, von denen 67 bis zum Stichtag 31. Dezember 2015 abgeschlossen werden konnten. Die Forderungen für alle Verbraucherinsolvenzen lag bei einem Betrag in Höhe von 10,735 Millionen Euro. Für die Unternehmensinsolvenzen stehen 8,564 Millionen Euro zu Buche.

87,1 Prozent der 34.984 im Jahr 2011 in Nordrhein-Westfalen eröffneten Insolvenzverfahren wurden bis 2015 beendet. Wie die amtliche Statistikstelle des Landes mitteilt, betrafen 23.273 der beendeten Verfahren Verbraucher, 5705 Unternehmen, 1173 ehemals selbstständig Tätige und 336 natürliche Personen als Gesellschafter, Nachlässe und Gesamtgut. Mit 94,2 Prozent wiesen Insolvenzverfahren von Verbrauchern die höchste Beendigungsquote auf, bei Unternehmen war sie mit 66,6 Prozent am niedrigsten. Die Verluste aus den bis 2015 beendeten Insolvenzverfahren beliefen sich auf 2,2 Milliarden Euro und waren damit um zwei Prozent niedriger als in der Vorperiode (in 2010 eröffnete und bis Ende 2014 beendete Insolvenzverfahren: 2,3 Milliarden Euro). Dabei entfielen auf die Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzverfahren jeweils rund eine Milliarde Euro, obwohl es mehr als viermal so viele beendete Verbraucherinsolvenzverfahren wie Unternehmensinsolvenzen gab.

Wenn Insolvenzverfahren mit einer Schlussverteilung enden, erhält jeder Gläubiger - bezogen auf seine Forderungen - den gleichen Anteil. Bei der Befriedigung von Absonderungsrechten kommt der erzielte Erlös hingegen nur dem Gläubiger zugute, der das jeweilige Absonderungsrecht, zum Beispiel an einer eingetragenen Grundschuld oder Hypothek, innehat. Im Durchschnitt haben die Gläubiger bei den in 2011 eröffneten und bis Ende 2015 beendeten Insolvenzverfahren im Rahmen der Schlussverteilung 1,9 Prozent ihrer anerkannten Forderungen erhalten (sog. Deckungsquote im engeren Sinn). Bei Einbezug der befriedigten Absonderungsrechte (so genannte Deckungsquote im weiteren Sinn) ergibt sich ein Anteil von 3,7 Prozent. Im Vergleichszeitraum von 2010 bis 2014 waren mit vier Prozent beziehungsweise 6,1 Prozent höhere Deckungsquoten erzielt worden.

112 Unternehmen konnten im Verfahren mit Hilfe des von den Amtsgerichten bestellten Insolvenzanwälten saniert werden; dies entspricht einer Quote von zwei Prozent (2010 bis 2014: 2,2 Prozent). Dadurch wurden 2269 Arbeitsplätze gesichert.

(sti)
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