Siempelkamp Sensationserfolg bei Holzmaschinenbaumesse Ligna

Krefeld · Der Erfolg hat die Macher überrascht: Bei der Holzmaschinenbaumesse "Ligna" hat Siempelkamp Aufträge über 100 Millionen Euro eingefahren. Geschäftsführer Fechner zeigte sich beim Jahresbilanz-Pressegespräch hochzufrieden.

Wer heute eine Maschine verkauft, muss die digitale Kontrolle über Funktion und Zustand der Maschine gleich mitanbieten: Der Krefelder Maschinenbauer Siempelkamp hat auf diesem Gebiet offenbar Hervorragendes geleistet und behauptet damit weiter seine Stellung als Weltmarktführer. Messbarerer Erfolg: Bei der jüngsten "Ligna" in Hannover, der weltweit wichtigsten Messe für den holzverarbeitenden Maschinenbau, hat Siempelkamp Aufträge über rund 100 Millionen Euro akquiriert. "Es war meine siebte Messe und die erfolgreichste, die ich erlebt habe", bilanzierte Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung der Siempelkamp-Gruppe. Das Zauberwort heißt hier wie in vielen Branchen: Digitalisierung - zugleich das Hauptthema der diesjährigen "Ligna".

Siempelkamp verfügt demnach über Software, mit der die Kunden den Zustand der Maschinen, die sie bei Siempelkamp kaufen, sowie die laufende Produktion jederzeit überwachen können - bei einfachster Bedienung der Software vom Handy aus. Sowohl beim Aufbau der Maschinen als auch bei ihrer Wartung können sich Siempelkamp-Spezialisten über Tausende Kilometer hinweg per digitalen Datenbrillen, Video-Übertragungen und Sensormesstechnik an Analysen und Reparaturen der Maschinen beteiligen. "Wir entwickeln die Software zu großen Teilen selbst", betont Fechner - und so gehörten heute eine Fülle von "Hightech-Applikationen" mit zu den Maschinen, die Siempelkamp anbietet.

Zu den Feinlösungen, die heute technischen Vorsprung mit definieren, gehört etwa die Fähigkeit, bei besonders beanspruchten Maschinenkomponenten wie Ketten einen gleichmäßigen Verschleiß zu gewährleisten - auch das erfordert eigene Entwicklungen. So können Wartungsintervalle präzise vorhergesagt und unerwartete (und für den Produzenten teure) Produktionsausfälle vermieden werden. Die digitale Revolution im Maschinenbau verändert auch die Ausbildungswelt bei Siempelkamp.

"Wir haben ein Jahr bei Neueinstellungen von Auszubildenden ausgesetzt, weil wir neu definieren müssen, wen wir eigentlich wie ausbilden wollen", erläutert Fechner. Er verwahrt sich gegen den Verdacht, dass es sich dabei um eine simple Sparmaßnahme handelt. Alte Berufsfertigkeiten im Maschinenbau wie Drehen oder Fräsen reichen nicht mehr. "Wir brauchen Mechatroniker, also Leute, die etwas von Automatisierung, Messtechnik und Maschinenbau verstehen", sagt Fechner, "und dazu müssen wir neue Ausbildungsgänge definieren." Dringend gesucht werden auch junge Leute, die bereit sind, ins Ausland zu gehen, um dort Siempelkamp-Maschinen aufzubauen.

Befürchtungen, dass der für Siempelkamp wichtige amerikanische Markt einbrechen könnte, weil der neue US-Präsident Donald Trump deutsche Exporte in sein Land kritisch sieht, teilt Fechner nicht, im Gegenteil. "Was Trump bewirkt hat, ist, dass die Amerikaner neu über den Zustand ihrer Industrie und den Modernisierungsbedarf nachdenken", sagt er, "und neue, moderne Maschinen können eben bei uns gekauft werden." Gemeint ist: im weltweit führenden Maschinenbauland Deutschland.

So sieht sich Siempelkamp für die Zukunft gut gerüstet. Auch die Zahlen, die Fechner vorlegt, sprechen dafür: Der Gruppenumsatz ist im Vergleich zum Vorjahr um 28,4 Prozent auf 732,8 Millionen Euro gestiegen. Auch der Auftragseingang bewegt sich mit 624,3 Millionen Euro über dem Vorjahresniveau. Der Geschäftsbereich Maschinen- und Anlagenbau bleibt Eckpfeiler des Erfolgs: In der Holzwerkstoffindustrie wurden elf Anlagen verkauft - in alle Welt: nach Indien, China, Thailand, in die USA und nach Australien. Der Umsatz stieg um 67,4 Prozent auf 593,7 Millionen Euro.

Als besonderer technischer Sprung und damit Verkaufserfolg erweist sich neue "ContiRoll Generation 9" also eine Maschine, die Holzplatten quasi als Endlos-Linie produzieren kann. "Mit 320 verkauften Exemplaren weltweit gilt die ContiRoll als Maßstab der kontinuierlichen Holzwerkstoffproduktion", erklärt Siempelkamp dazu. Die Produktionsgeschwindigkeit wurde gesteigert - von zwei auf zweieinhalb Meter Platte pro Sekunde. Es sind solche Zahlen, die die Stellung von Siempelkamp auf dem Weltmarkt untermauern.

(RP)
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