Krefeld Siemens will NRW-Schnellzug bauen

Krefeld · NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin besuchte gestern das Siemens-Werk in Uerdingen. Er glaubt an die Zukunft des Standorts und will den Qualitätsaspekt in Ausschreibungen stärken.

 Ulrich Semsek, Chef am Siemens-Standort Krefeld, zeigt Minister Garrelt Duin (mit Mütze) wie die Hochgeschwindigkeitszüge entstehen und wie viel Handarbeit auch in Zeiten der Rationalisierung anfällt.

Ulrich Semsek, Chef am Siemens-Standort Krefeld, zeigt Minister Garrelt Duin (mit Mütze) wie die Hochgeschwindigkeitszüge entstehen und wie viel Handarbeit auch in Zeiten der Rationalisierung anfällt.

Foto: Thomas Lammertz

Das Siemenswerk in Uerdingen macht sich Hoffnungen auf den nächsten Großauftrag. Am Dienstag, 27. Januar, wollen die Verantwortlichen in Krefeld ihr Angebot dafür abgeben. Bereits zwei Wochen später - am Dienstag, 10. Februar - soll der Hersteller bekanntgegeben werden, der die Ausschreibung des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR) für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) gewonnen hat.

"Die bereits seit 2013 laufende Fahrzeug-Ausschreibung sieht vor, dass ein Hersteller die Fahrzeuge dauerhaft in der erforderlichen Anzahl und Qualität bereitstellt und deren hundertprozentige Verfügbarkeit über 30 Jahre garantiert. Dies hat den Vorteil, dass nicht allein der Kaufpreis den Ausschlag gibt, sondern die Lebenszykluskosten. Die Fahrzeuge müssen so gebaut werden, dass sie wirtschaftlich sind und wenig Energie verbrauchen. Das spart Steuern und schont die Umwelt", teilte der VRR im Vorfeld mit.

Diese Einschätzung ist Wasser auf die Mühlen für Wirtschaftsminister Garrelt Duin, der gestern auf Einladung des Betriebsratsvorsitzenden Heinz Spörk das Werk in Uerdingen besuchte. Er will mit Kabinettskollegen zukünftig darauf hinwirken, dass bei Ausschreibungen generell nicht allein der Preis, sondern vermehrt auch Qualität eine Rolle spielt. Ehe er mit Vertretern des Unternehmens das Werk besichtigte, erklärte er, die Zukunft des Unternehmens am Standort Krefeld habe im Gespräch mit dem Betriebsrat keine Rolle gespielt.

Er könne sich nicht vorstellen, dass Siemens dieses "hochmoderne Werk mit hoch qualifizierten Beschäftigten leichtfertig aus Spiel" setze. Die Siemens-Produkte aus Krefeld seien nicht nur national zum Beispiel von der Deutschen Bahn AG, sondern auch international gefragt, wie die Aufträge aus Großbritannien, Türkei, Österreich und Belgien zeigten. Allein der Auftrag der Deutschen Bahn AG für den ICE-Nachfolger ICx umfasse bis ins Jahr 2030 ein Auftragsvolumen von sieben Milliarden Euro.

Obwohl die Konkurrenz auf dem Weltmarkt groß ist, vertrauen Betriebsrat und Firmenleitung auf die eigenen Fähigkeiten. Nachdem die beide größten Zughersteller Chinas - CSR und CNR - sich im Dezember 2014 zu einem Megakonzern zusammengeschlossen haben, sei die Herausforderung noch größer geworden, erklärte Spörk. Ob ein Zusammenschluss mit dem französischen Zugbauer Alstom zu einem europäischen Großunternehmen als Gegenpol zu den Chinesen, sinnvoll gewesen wäre, ließ der Betriebsrat unbeantwortet. "Dazu gebe ich keinen Kommentar", sagte Spörk. Dafür bestätigte er, dass die Auftragsbücher für das Uerdinger Werk in seinen 42-jährigen Zugehörigkeit zum Unternehmen noch nie so voll gewesen seien wie jetzt.

Bei der Besichtigung der Fertigungshallen und eines 3D-Labors erhielt der Minister eine Vorstellung, warum das so ist. Siemens sei die einzige Firma, die Hochgeschwindigkeitszüge in einer Taktung fertigte und damit hohe Effizienz erzielte, berichtete der Standortchef Ulrich Semsek. Ebenso zukunftsweisend sei das 3D-Labor, in dem Konstruktionszeichnungen visualisiert und sowohl mit Kunden als auch Lieferanten diskutiert würden. Die Bilder sagten mehr als 1000 Worte und vereinfachten die Kommunikation mit ausländischen Gesprächspartnern - letztlich spare diese Methode Entwicklungszeit.

(RP)
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