Krefeld Siempelkamp: Konzernumbau beunruhigt die Belegschaft

Krefeld · Ende des Jahres läuft der Haustarifvertrag mit Jobgarantie für die Gießerei-Sparte aus. Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung äußert sich zur Geschäftssituation und zur zukünftigen Lage.

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Der Sanierungstarifvertrag zwischen Siempelkamp und der Gewerkschaft mit Jobgarantie für die Beschäftigten der Gießerei läuft zum Ende des Jahres aus. Das sorgt für Unruhe und Gerüchte in der Belegschaft. Die befürchtet, dass ein Stellenabbau bevorstehen könnte. Nahrung erhalten solche Befürchtungen aus mehreren Quellen. So wurde ein Schreiben der Gießerei GmbH an die Lieferanten bekannt, in dem die Leitung der Materialwirtschaft ankündigt, das Zahlungsziel auf 90 Tage zu verlängern. Zur Begründung führt Siempelkamp an, dass das Geschäft im Markt für handgeformten Großguss immer härter und schwieriger werde. Laut Gewerkschaft befinden sich mehrere anonyme Schreiben im Umlauf, in denen sich die Autoren gleichsam in einem hysterischen Wettbewerb gegenseitig darin überbieten, die Zukunft bei Siempelkamp schwarzzumalen.

Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung der Siempelkamp Gruppe, erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, "prinzipiell sei gesagt, dass wir nicht auf anonyme Briefe und deren Inhalte reagieren. Wir kommunizieren stets mit offenem Visier." Gleichwohl geht Fechner auf die aktuelle Geschäftssituation und -entwicklung der G. Siempelkamp GmbH & Co KG. ein: "Unsere Auftrags- und Geschäftslage im Maschinen- und Anlagenbau entwickelt sich sehr erfreulich. Sie liegt in 2015 deutlich über unseren Erwartungen. Auch das Gießerei-Geschäft läuft planmäßig. Personalanpassungen sind in 2015 nicht geplant." Wie sich die Situation in den Folgejahren gestalten werde, bleibe - auch mit Hinblick auf die Entwicklung der Weltkonjunktur in für Siempelkamp relevanten Schlüsselmärkten - abzuwarten. Wesentliche Faktoren dafür seien die schwierige wirtschaftliche Situation in Brasilien, der Quasi-Zusammenbruch des Russlandgeschäfts aufgrund der Embargopolitik der EU sowie der Rückgang des Wachstums in China. Ferner könne die Lohnsituation in Deutschland - wie auch für andere Unternehmen - eine wachstumskritische Bedeutung haben. "Wir sind uns dieser Herausforderungen allerdings bewusst." Der unternehmensstrategische Fokus liege auf weiterer Internationalisierung, erklärte Fechner. Siempelkamp sei und bleibe auf dem Weg zu einem internationalen Technologiekonzern.

In China investieren die Krefelder gerade rund 20 Millionen Euro in ein eigenes Werk in Qingdao. Ferner ist Siempelkamp an einem gemieteten Standort in Wuxi präsent. In China sei der Stahl deutlich günstiger. Demnächst, so Fechner, sollen deshalb 50 Prozent der Pressenrahmen für Maschinen zur Holzherstellung in China, statt in Deutschland produziert werden. Das führe zu einer Umstrukturierung an den Fertigungsstandorten wie Krefeld. "Wir werden Arbeiten rausgeben, aber auch welche reinholen", beteuerte Fechner.

Andere Anpassungsprozesse seien ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Personalabbau sei zum Beispiel in der Siempelkamp Gießerei Service GmbH vorstellbar. "Die ist nach unserem Rückzug aus dem Bau von Kernkraftwerken überdimensioniert." Bekanntlich produziert Siempelkamp nur noch Behälter wie den Castor und hält Ingenieurwissen für den Rückbau vor. "Der findet in Deutschland wahrscheinlich erst mal so nicht statt", sagt Fechner und will das Wissen seiner Experten so lange auch in anderen Sparten nutzen.

(RP)
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