Krefeld Sinfonie aus der Neuen Welt - neu gehört

Krefeld · Beim Herbstkonzert der Bayer Symphoniker im gut besuchten Seidenweberhaus glänzte das Orchester. Selbst Dvoraks vermeintlich abgenutzte Sinfonie erhielt neue Frische. Der Audienda-Chor steuerte Cherubinis "Requiem" bei.

 Kenneth Duryea kennen viele Krefelder noch als langjährigen Kapellmeister des Theaters.

Kenneth Duryea kennen viele Krefelder noch als langjährigen Kapellmeister des Theaters.

Foto: Raupold

Erstmals seit 18 Jahren beteiligten die Bayer-Symphoniker anlässlich ihres traditionellen Herbstkonzertes im sehr gut besuchten Seidenweberhaus wieder einen Chor. Der in Krefeld und weit darüber hinaus bekannte und geschätzte Audienda-Chor — geleitet von Pavel Brochin —hatte für diese ehrenvolle Aufgabe das selten zu hörende Requiem in c-Moll für Chor und Orchester von Luigi Cherubini (1760-1842) gewählt.

Die farbenreiche Komposition, welcher der liturgische Text der katholischen Totenmesse zugrunde liegt, war ein Auftragswerk zur Erinnerung an den während der Französischen Revolution hingerichteten König Ludwig XVI. Auch zur Totenfeier für Ludwig van Beethoven, der dieses Opus besonders schätzte, wurde sie aufgeführt. Seine gewohnt sorgfältige Vorbereitung hatte Pavel Blochin auch diesem Tongemälde angedeihen lassen. Die in Bezug auf edle, klanggesättigte Tongebung und Diktion vorbildlichen Choristen folgten seiner temperamentvollen Zeichengebung ebenso aufmerksam wie das einfühlsam begleitende Orchester. Schade nur, dass die Soprane zahlenmäßig relativ schwach besetzt waren — sie sangen zwar wunderschön (vor allem im Benedictus), aber namentlich in der Sequenz fehlte ihnen ebenso die Durchschlagskraft wie den sich tapfer behauptenden sechs Tenören. Doch bei dieser Stimmlage ist es für alle Chorgemeinschaften schwierig, Verstärkung zu bekommen. Insgesamt erlebten die Zuhörer des Konzerts eine maßstäbliche Wiedergabe dieser bemerkenswerten Totenmesse.

Kenneth Duryea, der seit vielen Jahren die Bayer-Symphoniker leitet, hatte für seinen — bis auf wenige Ausnahmen — weit über dem Standard eines Laienorchesters stehenden Klangkörper die bekannte und beliebte Sinfonie Nr.9, e-Moll op.95, "Aus der Neuen Welt" von Antonin Dvorák ausgewählt. Duryea ist ein Meister der Präzision, hat seine Augen und Hände scheinbar überall und war den ihm willig folgenden Instrumentalisten ein wertvoller Stabführer, der trotz aller Genauigkeit glutvolles Musizieren einfordert — und das mit vollem Erfolg. So erlebte das Publikum das vermeintlich etwas abgegriffene Werk, das von Dvoráks Faszination von der Andersartigkeit Amerikas, aber auch von des Komponisten Sehnsucht nach der Heimat Böhmen erzählt, auf vermeintlich neue und überaus faszinierende Weise.

Alle Instrumentengruppen leisteten Hervorragendes, herausgehoben seien hier vor allem die Soloklarinettistin Beate Rademacher und Stefanie Sassenrath, die im zweiten Satz ihrem Englischhorn sehnsuchtsvolle Klänge entlockte. Das Auditorium war begeistert und sparte nicht mit anhaltendem Applaus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort