Krefeld Sinfoniekonzert mit "acht Jahreszeiten"

Krefeld · Zum dritten Sinfoniekonzert gab es die Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi und die Vier Jahreszeiten von Astor Piazzolla.

 Andrej Bielow glänzte nicht nur als brillanter Geiger, sondern war auch, wie zu Vivaldis Zeiten allgemein üblich, zugleich ein umsichtiger Leiter des Orchesters.

Andrej Bielow glänzte nicht nur als brillanter Geiger, sondern war auch, wie zu Vivaldis Zeiten allgemein üblich, zugleich ein umsichtiger Leiter des Orchesters.

Foto: Lothar Strücken

Genau genommen standen nicht nur vier, sondern gleich acht Jahreszeiten auf dem Programm des dritten Sinfoniekonzerts, vier aus Venedig und vier aus Buenos Aires. Die venezianischen stammen aus der Feder Vivaldis und erfreuen sich seit Jahren allgemeiner Beliebtheit. Die argentinischen stammen von Astor Piazzolla, dem Meister des Tango nuevo. Sie sind keine Übertragungen der Vivaldi-Violinkonzerte, sondern eigene Kompositionen des Argentiniers, von denen verschiedene Bearbeitungen vorliegen.

Im Seidenweberhaus wurde die Fassung vorgestellt, die Leonid Desyatnikov im Auftrag von Gidon Kremer erstellte. Die wurden mit einigen Vivaldi-Zitaten gespickt und für eben die Besetzung geschrieben, für die Vivaldi seine Jahreszeiten komponierte. Besonders witzig: das den Piazzolla-Frühling abschließende Vivaldi-Zitat auf dem von Karsten Seefing gespielten Cembalo. Dramaturgisch sinnvoll war es, Vivaldi und Piazzolla nicht in zwei getrennten Blöcken, sondern in stetem Wechsel aufzuführen. Damit war für Abwechslung gesorgt.

Ein erstes Kompliment geht gleichermaßen an den Bearbeiter wie an die Niederrheinischen Sinfoniker. Der typische Tango-Sound wird in der Regel durch Akkordeon oder Bandoneon erzeugt. Aber die Übertragung auf ein Streichorchester hat ihren ganz eigenen Reiz. Die Sinfoniker brachten die Tango-Rhythmen mit Saft und Raffinesse zum Klingen. Die typischen Tango-Effekte wie das ganz schnelle Gleiten (látigo) gelangen ausgezeichnet. Ebenso gut gelang der kammer-orchestralen Besetzung die Wiedergabe der Vivaldi-Konzerte. Das gilt fürs Tutti wie für die solistische Besetzung, geführt vom Konzertmeister Fabian Kircher. Und Solocellist Raffaele Franchini bewährte sich nicht nur als Continuo-Cellist. Seine bitter- bis zuckersüßen Piazzolla-Kantilenen waren hinreißend.

Gleich mehrfach ist der Solist Andrej Bielow zu würdigen. Er glänzte nicht nur als brillanter Geiger, sondern war auch, wie zu Vivaldis Zeiten allgemein üblich, zugleich ein umsichtiger Leiter des Orchesters. Was nicht zuletzt staunen ließ: Bielow war kurzfristig für den erkrankten Kirill Troussov eingesprungen. Ihm blieb kaum Zeit zur Vorbereitung. Hätte man das nicht gewusst, hätte man es nicht gemerkt, so souverän leitete er das Orchester und so umwerfend spielte er die solistischen Partien, die von Vivaldi ebenso wie die von Piazzolla. Auch wenn er die langsamen Vivaldi-Sätze mit einem Schuss Romantik vortrug: Zwischen Barock- und Tangoklang machte er in der Tonbildung deutliche Unterschiede.

Das begeisterte Publikum freute sich abschließend noch über zwei Da-Capo-Zugaben, die erste von Piazzolla, die zweite von Vivaldi.

(RP)
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