Krefeld Sinter Klaas - ein Nikolaus zum Anfassen

Krefeld · Diesmal zog Sinter Klaas zu Fuß. Hunderte Besucher säumten in der Niederstraße und am Uerdinger Markt seinen Weg. Die Gesichter der Kinder zeigten Scheu oder Neugier. Der Besuch aus Venlo war ein Erlebnis für die ganze Familie.

 Ein gelungenes Experiment: Ohne Kutsche wurde Sinter Klaas schon am Eingang der Niederstraße von den Besuchern umlagert. So brauchte er über eine Stunde für den Weg bis zum Uerdinger Markt.

Ein gelungenes Experiment: Ohne Kutsche wurde Sinter Klaas schon am Eingang der Niederstraße von den Besuchern umlagert. So brauchte er über eine Stunde für den Weg bis zum Uerdinger Markt.

Foto: Thomas Lammertz

Auf die Frage, ob es ihr nichts ausmache, mit einem Symbol für die Versklavung der Afrikaner fotografiert zu werden, antwortete Bürgermeisterin Karin Meincke schlagfertig: "Ich werde mit den fröhlichen Zwarte Pieten fotografiert." Zusammen mit dem Bürgermeister von Venlo und dem stellvertretenden Uerdinger Bezirksvorsteher Uli Lohmar begleitete Meincke, flankiert von zwei niederländischen und zwei deutschen Polizisten, den Zug von Sinter Klaas durch die Niederstraße zum Uerdinger Markt, der diesmal zu Fuß statt mit der Kutsche stattfand.

Wegen der Bauarbeiten am Rheindamm konnte der Uerdinger Steiger für die traditionelle Anfahrt mit dem Feuerlöschboot nicht benutzt werden. "Wir haben daraufhin auch die Kutschfahrt ausfallen lassen", erklärte Lohmar für den veranstaltenden Uerdinger Kaufmannsbund.

Am Eingang der Niederstraße stieß die streng geordnete Formation der ganz in Schwarz gekleideten "Koninklijk Philharmonisch Gezelschap Venlo" auf die wild musizierenden und tanzenden Zwarte Pieten, die mit den Kindern scherzten und aus ihren Jutesäcken Süßigkeiten verteilten. Der Mann mit dem langen weißen Bart, dem goldenen Krummstab und dem langen roten Mantel schüttelte Hunderte Kinderhände, wechselte mit den Mutigeren ein paar Worte und strich den scheuen Kindern über den Kopf. Ein Nikolaus zum Anfassen, den der Venloer Albert Geulen zum zehnten Mal gab.

"Dies ist mein letzter Einsatz als Sinter Klaas", sagte Geulen, "im nächsten Jahre ist ein Jüngerer dran." Maurice Houthuizen führte die Zwarten Pieten durch das dicht gedrängte Getümmel der großen und kleinen Zuschauer und verteilt Fähnchen mit der Aufschrift "Welkom Sint & Piet". Er kann die Aufregung um die Zwarten Pieten nicht verstehen, die, angestachelt von kleinen Aktivgruppen, auch diesmal in den Niederlanden zu heftigen Diskussionen über eine angebliche Diffamierung der Farbigen geführt hatte. "Das ist doch ein wunderschönes Fest für die Kinder. Diese alte Tradition hat mit Unterdrückung überhaupt nichts zu tun", findet Houthuizen.

Er gehört einem achtköpfigen Verein an, der Sinter Klaas alljährlich organisiert. Die Zwarte Pieten sind Freiwillige der Venloer Pfadfinder, die viel Spaß an ihrem bunten Treiben haben. Als ein Zwarter Piet dem dreijährigen Finn lachend ein paar Bonbons geben wollte, suchte dieser sich hinter einem Stand zu verbergen. Die Stimmung der kleinen Besucher schwankte zwischen Ehrfurcht und neugieriger Freude.

Ein Mädchen, auf der Schulter des Vaters sitzend, überprüfte neugierig den Sitz des weißen Bartes des heiligen Mannes. Eine Stunde brauchte Sinter Klaas für die wenigen Meter bis zum Rathaus. Dort bedankte er sich vom Balkon aus bei den Kindern für die Bitten um gutes Wetter, damit der Nikolaus nicht nass wurde.

(oes)
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