Krefeld So spielten die alten Römer

Krefeld · "Alea iacta est": Der durch Asterix bekannte Spruch von Caius Julius Caesar ist der Titel einer Ausstellung, die Sonntag im Museum Burg Linn startet. Sie zeigt Spiele aus der Antike - ein Spaß für Kinder, für Erwachsene oft blutiger Ernst.

 Museumsleiter Christoph Reichmann hat einen Stein mit Kreidefeldern zum Spielbrett gestaltet. Darauf finden sich antike Spielsteine fürs Soldatenspiel.

Museumsleiter Christoph Reichmann hat einen Stein mit Kreidefeldern zum Spielbrett gestaltet. Darauf finden sich antike Spielsteine fürs Soldatenspiel.

Foto: LS

Kaiser Augustus (63 v. Chr. - 14 n. Chr.) war leidenschaftlicher Spieler. Ob Venus ihm hold gewesen ist in jener Nacht, ist nicht berichtet. Sein Mitspieler Sueton berichtet jedenfalls, dass er selbst damals 20 000 Sesterzen verloren habe. Die Herren haben gewürfelt - nicht mit solchen Würfeln, die wir heute kennen, sondern mit Tierknöchelchen, die jeweils vier Seiten hatten. Die konvexe Seite zählte drei Punkte, die konkave vier, die instabilste sechs und die letzte einen. Die höchste Wertung war der Wurf der Venus, bei der alle Seiten verschieden waren. Vier Einser dagegen hießen "Wurf des Hundes". Sie waren vielleicht das Verhängnis für den gebeutelten Sueton.

Spielen war schon in der Antike beliebter Zeitvertreib - und manchmal auch bitterer Ernst. "Es ist überliefert, dass statt eines Zweikampfs mit dem Schwert Zwistigkeiten auch im Spiel ausgetragen wurden", sagt Christoph Reichmann, Leiter des Museums Burg Linn. Dort beginnt am Sonntag die Ausstellung "Alea iacta est", die Glück und Spiel in der Antike spiegelt. Die Eröffnung ist um 11 Uhr in der Museumsscheune.

Wenn sich die Römer im Theater langweilten, dann spielten sie eine Partie. "In den Amphitheatern und auf öffentlichen Plätzen waren Spielfelder in die Bänke geritzt", sagt Reichmann. "Mühle" war schon in der vorchristlichen Zeit beliebt. Ebenso das "ludus duodecim scripta", ein "Zwölflinienspiel", bei dem Wörter mit jeweils sechs Buchstaben auf zwölf Reihen zu bilden waren, die einen mehr oder weniger sinnvollen Satz ergaben. Ein Vorläufer für Schach war das "Soldatenspiel". Dabei ging es nicht um Glück, sondern um Strategie. Es gab vermutlich nur einen König, aber mehr als zwei Parteien, die den König ausschalten wollten.

Glasmurmeln aus dem 1. Jahrhundert und ein Miniatur-Geschirr sowie kleine tönerne Spielzeugvögel sind Funde aus einem spätkeltischen Kindergrab aus der Eifel. Doch Spielen war keine Frage von Alter oder Geschlecht bei den alten Römern und Germanen. "Als Caius Julius Caesar in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 49 v. Chr. den historischen Spruch ,Alea iacta est' gegenüber seinen Offizieren äußerte, hatte er gerade den Grenzfluss Rubico überschritten und befand sich damit im Bürgerkrieg", erzählt Reichmann. "Das Würfel-Bild zeigt, dass der Begriff des Spiels in der Antike nicht nur den Zeitvertreib meinte, sondern auch den ernsten Wettkampf und das ernste Glücksspiel."

Die Idee zur Ausstellung kam mit einer kleinen Bronzefigur, die Historikerin Margareta Siepen im Stadtmuseum von Düsseldorf entdeckte. Sie zeigt den Gott Amor, der die Würfel fallenlässt. Das war in der Antike ein weit verbreitetes Orakel. "Würfel" waren nicht immer kubusförmig - obwohl die Ausstellung auch solche zeigt - meist aus Bein, aber auch ein ganz seltenes Exemplar aus Metall, das die heute noch üblichen "Augen" hat, ist zu sehen. Oft wurden Stücke aus kleinen Tiergelenken geworfen.

Während die Männer um Glück, Geld und ihre Freiheit spielten, weil Spielschulden sie durchaus in die Sklaverei bringen konnten, gab es unter den Frauen kundige Seherinnen, die aus Feuersteinen, Bergkristallen, Gebein und anderen kleinen Stücken die Zukunft lesen konnten. Aus dem Grab 3040 im Gelleper Gräberfeld haben die Archäologen in den 1970er Jahren ein sogenanntes Pentagondodekaeder geborgen. Was aussieht wie das Vorbild fürs belgische Atomium, wurde mit Holzstäbchen gefüllt. Beim Würfeln fielen durch die unterschiedlich großen Öffnungen Stäbchen, die Antworten auf drängende Fragen liefern sollten. "Am Vorabend einer Schlacht war es durchaus üblich, dass die Stäbchenorakel befragt wurden, ob der Termin gut war", sagt Reichmann.

Es gibt auch antike Spiele-Dokumentationen: Ein zu Dreivierteln erhaltener Glaspokal zeigt Start, Lauf und Ziel eines Wagenrennens, eine Schüssel aus terra sigilata bildet einen Faustkampf ab.

(RP)
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