Krefeld Solo für Schlagwerk: eine wahre Meisterleistung

Krefeld · Mit einem faszinierenden Streicherfest begann das 5. Sinfoniekonzert im fast vollen Seidenweberhaus. Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson hatte die "Fantasie über ein Thema von Thomas Tallis für doppeltes Streichorchester und vier Solostreicher" des Engländers Ralph Vaughan Williams (1872- 1958) ausgewählt. Hinter dem großen Streichorchester, dessen Stimmführer gleichzeitig das Soloquartett bildeten, war ein nur aus neun Musikern bestehendes postiert. Diese geschickte Positionierung schuf reizvolle Effekte, die die im Wissen um die rechte Stilistik dargebotene Musik plastisch erscheinen ließ. Ludwig van Beethovens 8. Sinfonie F-Dur op.93 aus dem Jahre 1813 - immerhin nach solch gewaltigen Werken wie der "Eroica" und der 5. Sinfonie komponiert - mutet wie eine Haydnsche Tonschöpfung an. Humor, Witz und Ironie begegnen dem Hörer auf Schritt und Tritt - bis zum rasanten Vivace mit dem bekannten pompösen Schluss. Die Niederrheinischen Sinfoniker und ihr auf reiche Nuancen bedachter Leiter hatten ihren Spaß an dieser unbeschwerten Musik.

 Alexej Gerassimez war am Schlagwerk gefordert.

Alexej Gerassimez war am Schlagwerk gefordert.

Foto: D. Ilgner

Das gestaltete sich beim Hauptwerk des Abends, dem 1992 vom Schotten James MacMillan komponierten Schlagzeugkonzert "Veni, veni, Emanuel", ganz anders. Hier waren Dirigent und Orchester vor allem durch rhythmische Finessen aufs Äußerste gefordert, gelten sie doch als gleichberechtigte Partner des Solisten. Das war wie vor zwei Jahren Alexej Gerassimez. Seinerzeit begeisterte er das Publikum derart, dass der GMD den 29-jährigen gebürtigen Essener erneut einlud. Der zweite Preisträger beim ARD-Musikwettbewerb hatte eine enorme Bandbreite an Schlaginstrumenten zur Verfügung, solche mit bestimmter und solche mit unbestimmter Tonhöhe. Sie waren rechts und links vom Dirigentenpult aufgebaut, und Gerassimez musste oft eilend die jeweils andere Seite erreichen, um auch dort wieder mit fast akrobatischem Geschick musikalische und technische Schwerstarbeit zu leisten.

Kütson hatte es nicht einfacher, musste er doch (erfolgreich) Solist und Orchester koordinieren. Dem 500 Mal aufgeführten Werk liegt der alte französische Adventschoral "O komm, o komm, Emanuel" zugrunde, was aber erst beim Einsatz der Blechbläser ganz klar wird. Dass in dem 25-minütigen Opus "die theologische Bedeutung hinter der Adventsbotschaft mit musikalischen Mitten ergründet wird" (MacMillan), ist schwer nachzuvollziehen. Doch so Außergewöhnliches zu erleben, war für das Auditorium und vermutlich auch für die anwesende Schulklasse großartig - der riesige Beifall zeigte die Begeisterung.

Das Konzert wird noch einmal aufgeführt: Freitag, 29. April, 20 Uhr, im Seidenweberhaus.

(RP)
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