Krefeld Sopranistin Amelie Müller erhält den Fontheim-Preis

Krefeld · Zum Abschluss ihrer Zeit im Opernstudio wird die 29-Jährige mit dem Theater-Förderpreis ausgezeichnet. "Sie ist keine Zicke", sagt Intendant Grosse über sie.

 Amelie Müller wird einen großen Teil des Preisgeldes in Meisterkurse investieren und in ein "wunderschönes Auftrittskleid".

Amelie Müller wird einen großen Teil des Preisgeldes in Meisterkurse investieren und in ein "wunderschönes Auftrittskleid".

Foto: Lammertz Thomas

Amelie Müller hat klare Vorstellungen - von ihrem Beruf, von ihrem Karriereweg und auch vom Wert des Joachim Fontheim-Preises, den die Kulturstiftung der Sparkasse ihr gestern verliehen hat. Der Preis zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses ist mit 5000 Euro dotiert. Geld, das der 29-Jährigen gelegen kommt. "Ich werde mir ein wunderschönes Auftrittskleid leisten", sagt sie. Und schiebt gleich nach, dass das eine wichtige Investition in ihren Beruf ist. Ein Großteil des Geldes werde in einen Meisterkurs im Sommer fließen. "Bei wem, weiß ich noch nicht. Die Preise von Meisterkursen gehen in die Tausende." Auch Wettbewerbsgebühren, Kosten für Fahrten zu Vorsingen, Coachings und professionelle Fotos seien Kosten, die sie nun "mit einem breiten Lächeln" begleichen kann: "Man ahnt oft nicht, wie teuer es ist, junger Sänger zu sein."

Joachim Fontheim, von 1966 bis 1985 Generalintendant der Vereinigten Bühnen, lebte bis zu seinem Tod 2007 in Krefeld. Er hat testamentarisch verfügt, dass aus seinem Erbe ein Förderpreis für junge Künstler des Theaters Krefeld/Mönchengladbach dotiert wird. Alle zwei Jahre wird er vergeben. "Wir wollen den jungen Künstlern auch ein Forum der öffentlichen Wahrnehmung geben", sagt Lothar Birnbrich (Vorstand der Sparkassen-Kulturstiftung, die das Vermögen verwaltet).

Aufgefallen ist Amelie Müller in diversen Rollen. Sie hat die Poussette in "Manon" gesungen, die Olympia in "Hoffmanns Erzählungen und die Rosina im "Barbier von Sevilla". Oft war sie die Sopran-Doppelbesetzung zu Sophie Witte. Mit ihrer außerordentlichen Stimme und Musikalität hat sie die Jury überzeugt. Vor zwei Jahren ist die Berlinerin ins Opernstudio Niederrhein am hiesigen Theater gekommen und hat eine enorme Entwicklung genommen, betont Intendant Michael Grosse: "Sie hat eine große stimmliche Qualität, die sich mit Wärme und Gelöstheit weiterentwickelt hat durch Erfahrung, guten Unterricht und den Umgang mit den Kollegen", sagt er und lobt auch Müllers Bühnenpräsenz: "Sie ist ein Theaterpferd, eine Komödiantin hoch drei, die ein feines Gespür für Darstellung hat." Auch mit ihren menschlichen Qualitäten habe sie hier gepunktet: Sie ist keine Zicke."

Amelie Müller betrachtet den Preis als Sahnehäubchen auf zwei Jahren, in denen sie eine Menge Erfahrungen gesammelt hat. Besonders aufregend sei es gewesen, die Partie der Rosina in der Multimedia-Inszenierung des "Barbier" von Kobie van Rensburg zu singen und die Produktion von Beginn an zu erleben. Es war keine leichte Rolle. "Aber zu sehen: Ich kann es, war für mich sehr wichtig. Ich weiß jetzt: Das sind die Herausforderungen, die ich in meinem Leben haben möchte." Ihre nächste Herausforderung ist ein Gastengagement als Ottilie im "Weißen Rössl" in Zwickau/Plauen. "Aber ich habe hier so viele Freundschaften geschlossen, dass ich Krefeld und Mönchengladbach im August nicht ganz den Rücken kehre." Sie geht mit Wehmut sagt sie. Zunächst will sie frei arbeiten, viele Wettbewerbe und Gastengagements wahrnehmen. Aber vielleicht kommt sie irgendwann zurück.

(RP)
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