Krefeld Sorge vor Lärm durch Eisernen Rhein

Krefeld · Die Bezirksvertreter West forderten in ihrer Sitzung am Donnerstag, dass sich die Stadt Krefeldverwaltung stärker in die Planungsprozesse um die historische Eisenbahnstrecke einbringt, um eine Lärmbelastung der Bürger zu minimieren.

 Schon jetzt fahren zahlreiche schwer beladene Güterzüge durch Krefeld. Der Lärm könnte weiter zunehmen, wenn die Planungen, den Eisernen Rhein zu reaktivieren, voranschreiten.

Schon jetzt fahren zahlreiche schwer beladene Güterzüge durch Krefeld. Der Lärm könnte weiter zunehmen, wenn die Planungen, den Eisernen Rhein zu reaktivieren, voranschreiten.

Foto: Thomas lammertz

Krefeld muss wachwerden und sich aktiv in die Planungen der Bahn einbringen, um seine Bürger vor wachsendem Lärm zu schützen. Dieser Meinung sind viele Bezirksvertreter im Westbezirk. Bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung West beschäftigten sie sich auf Antrag der SPD mit dem brisanten Thema.

"Neue Alternativen für den Eisernen Rhein?!", lautet die Frage, der in der 22. Sitzung in der Lindenschule nachgegangen wurde. Doch was ist der Eiserne Rhein überhaupt. Der Begriff geht zurück auf Ludolf Camphausen, der 1833 eine Denkschrift verfasste, in der er eine Eisenbahnverbindung von Deutschland zu den belgischen Seehäfen anregte. Diese könnte das Monopol der Niederländer mit ihren Seehäfen und dem Rhein als Transportweg aufweichen. So bürgerte sich für die später zwischen Belgien und Deutschland erbaute Eisenbahnalternative zum Fluss Rhein der Name "Eiserner Rhein" ein.

Der historische Eiserne Rhein endet in Viersen. Danach verteilen sich die Güterbahnen auf das vorhandene Schienennetz. In den letzten 15 Jahren wurde als Folge des wachsenden Verkehrs immer wieder diskutiert, den Eisernen Rhein zu reaktivieren, um eine schnelle Güterverbindung von den belgischen und niederländischen Nordseehäfen ins Ruhrgebiet herzustellen, doch jeder der beteiligten Staaten bestimmte das Tempo der Planungen selbst, ohne sich mit den anderen zu vernetzen.

Mit der Ende 2017 veröffentlichten "3RX Feasibility Study alternative Rhein - Ruhr Rail Connection" (Machbarkeitsstudie alternative Rhein-Ruhr Eisenbahnverbindung) haben Belgien, Niederlande und Deutschland erstmals gemeinsam die Realisierungsmöglichkeiten einer solchen Verbindung untersucht. Neben der historischen Trasse standen mit der "Montzen - Linie" und der "Brabant - Linie" Alternativstrecken zur Wahl, die zusammen etwa 71 Zugbewegungen täglich ausmachen. Nach der 3RX - Studie werden sich diese Güterzüge bis 2040 auf 131 tägliche Fahrten nahezu verdoppeln, eine Zunahme des Güterverkehrs auf der Schienenstrecke, die die Krefelder als Lärm zu spüren bekommen werden.

Das NRW-Landesverkehrsministerium fördert das Vorhaben ausdrücklich. Nach Ansicht der Bezirksvertretung West ist deshalb Eile geboten. Die Stadt Krefeld müsse sich nun aktiver in den Planungsprozess einbringt. Bis zu 80.000 Krefelder Bürger könnten sonst vom wachsenden Eisenbahnlärm betroffen werden.

"Krefeld wird stiefmütterlich behandelt. Wir brauchen hier ein anderes Denken", forderte Günther Porst (FDP). Heinz Albert Schmitz (CDU) brachte noch einen anderen Gedanken ein: "Antwerpen ist der europäische Gefahrguthafen schlechthin. Wir brauchen für die Bahn spezielle Gefahrgutstrecken. Die gibt es bisher aber nicht." Gabi Schock (SPD) erinnerte daran, dass die 3RX-Studie der Strecke eine "nicht ausgeprägte Wirtschaftlichkeit" bescheinigen würde. Die boomende Wirtschaft würde angesichts des explodierenden Frachtverkehrs auf den Straßen die Bahn dringend benötigen.

Zwangsläufig schwenkt die Güterstrecke auf die bestehende Schienenverbindung ein und durchquert das Stadtgebiet von Krefeld. Damit kommen auf die Krefelder Bürger Belastungen durch Eisenbahnlärm zu. Zwar existiert ein Beschluss des Krefelder Rates, die an der A 52 entlangführende Bahnstrecke zu verlängern, dem sich auch die IHK Niederrhein angeschlossen hat. Es böte sich außerdem noch eine Führung entlang der A 44 an. Aber es scheint sich eine Mehrheit für einen Neubau an der A 52 zu bilden. Diese Lösung würde zumindest eine Minderung des Eisenbahnlärms in der Krefelder City und in Oppum bedeuten. Die Bewohner des nördlichen Teils von Oppum und die Bewohner von Linn und in Teilen von Uerdingen würden wachsendem Schienenlärm ausgesetzt, denn abgesehen von den nicht bezahlbaren Kosten einer Streckenverlegung kann auch der Krefelder Hafenbahnhof nicht vom Eisenbahnverkehr abgeklemmt werden.

In Linn hat der Bürgerverein das Lärmproblem erkannt, das sich aus dem Ausbau der A 57, der stetigen Zunahme des Güterverkehrs auf der Schiene und dem Ausbau der Logistik-Sparte im Rheinhafen speist, und drängt bei Politik und Verwaltung auf vorsorglichen Lärmschutz.

(RP)
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