Issumer Turm in Krefeld Sotheby's verkauft Linner Turmburg für 1,7 Millionen Euro

Krefeld · Der Issumer Turm in der Nähe der Burg Linn stammt aus dem 14. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz. Rund 100 Jahre befand sich die Immobilie bis 2010 im Besitz der Stadt Krefeld. Jetzt soll sie erneut verkauft werden.

 Das Gebäudeensemble mit Turm und Mansardendächern in Linn ist im Kern mehr als 600 Jahr alt. Lange war es dem Adel vorbehalten, dort zu wohnen. Jetzt steht es zum Verkauf.

Das Gebäudeensemble mit Turm und Mansardendächern in Linn ist im Kern mehr als 600 Jahr alt. Lange war es dem Adel vorbehalten, dort zu wohnen. Jetzt steht es zum Verkauf.

Foto: Thomas lammertz

Ein aus dem Geldrischen stammender Ritter von Issum soll der kleinen Turmburg mit seinen Hofgebäuden in Linn im 14. Jahrhundert den Namen gegeben haben. Die Mauern des dreigeschossigen wehrhaften Bauwerks aus der alten Stadtmauer sind mehr als einen Meter dick. Erstmalig schriftlich erwähnt wurde der Besitz und der Lehensnehmer Simon von Aldenbrüggen im Jahr 1430. Der letzte adlige Eigentümer war Konstantin Graf von Hallberg, der das Anwesen im 19. Jahrhundert an einen Linner Schreinermeister veräußerte. Konstantin war der Bruder von Mathias von Hallberg, der als Wohltäter im Amt Lank (heute Meerbusch) gilt. Beide Brüder waren gemeinsam Eigentümer von Schloss Pesch in Ossum-Bösinghoven.

So viel Historie animierte das weltberühmte Sotheby's, den Issumer Turm samt Hofgebäuden im Auftrag der Eigentümer für 1,7 Millionen Euro zum Kauf anzubieten. Als "Rothenburg ob der Tauber in der Nähe von Düsseldorf und der Kö" bietet Sotheby's die restaurierte Turmburg in unmittelbarem Umfeld von Burg Linn und historischem Ortskern werbewirksam an.

Seit 1908 befand sich der Turm im Besitz der Stadt Krefeld, die immer wieder neue Anläufe unternahm, um das historische Bauwerk zu veräußern. Nach erst 100 Jahren fand die Kommune einen seriösen Käufer, der bereit war, die geforderten 335.000 Euro auf den Tisch zu legen. Fast drei Jahre dauerten die Sanierungsarbeiten. Heizung, Wasser- und Stromleitungen, Dach und Fußböden (Parkett) wurden erneuert. Der Garten neu angelegt und Natursteinboden verlegt.

Blickfang ist das Wohnzimmer mit einem antiken Kamin, schöner Holzdecke und 4,30 Meter Raumhöhe. Das Treppenhaus zur ersten Etage stammt aus dem Barock. Zum Komplex gehören ferner ein Wohn- und ein Torhaus mit barockem Schweifgiebel von 1775.

In seinem 1916 erschienenen Buch "Die Baukunst am Niederrhein" schrieb Richard Klapheck, ein deutscher Kunsthistoriker und ordentlicher Professor für Kunstgeschichte an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, im ersten Band "Von der Baukunst des Mittelalters bis zum 17. Jahrhundert" unter dem Stichwort Burgmannshäuser: Dies sind Lehen einer Landesburg, die kleinen Rittern als Burg- oder Amtmännern vom Landesherrn überwiesen waren. In einem Turm der Stadtbefestigung wohnte der Ritter und sah, wer in die Stadt oder zur Burg ein- und ausging. Das eigentliche Wohnhaus lehnte sich an die Stadtmauern. Und ein kleiner Hof rahmte den Sitz ein.

Von diesen Burgmannshöfen am Niederrhein gibt es nicht mehr viele. Einer der am besten erhaltenen ist der so genannte Issumer Turm, ein ehemaliges Burglehen des kurkölnischen Linn. Dort saßen Mitglieder der verschiedensten Adelsgeschlechter, Herren von Aldenbrüggen, Brempt, Eyll, Preuth, von der Wardt, von Nievenheim und von Hallberg.

Am Ende der Mauerstraße steht mit dem barock gezeichneten Giebel vom Jahre 1775 ein Torbogen vor dem einstöckigen Trakt, der von der Stadtmauer zur Ritterstraße (heute Issumer Straße) führt. Darüber hinaus ragt noch der alte dreistöckige Stadtturm aus dem 14. Jahrhundert. Freilich, seine Dachkappe stammt erst aus späterer Zeit. Parallel zu dem Vorgebäude läuft, wieder an die Stadtmauer gelehnt, das Herrenhaus. Der Hof ist letztlich also eine rechteckige Anlage. Zu diesem hin zeigt der Giebel des Tordurchgangs eine noch launenhaftere Linienführung als über der Einfahrt. Soviel zu der Beschreibung aus dem Jahr 1916.

Das Grundstück ist heute rund 700 Quadratmeter groß und verfügt in der Hofburg über etwa 430 Quadratmeter Wohnfläche.

(RP)
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