Krefeld Spektakuläre Grafik-Schau ab Sonntag

Krefeld · Viele waren nie ausgestellt: Zur Sammlung der Krefelder Kunstmuseen gehören 12.000 Grafiken. In den Mies-Villen sind ab Sonntag wahre Schätze zu entdecken - die Schau belegt eindrucksvoll die Qualität der Krefelder Sammlung.

 Henri Rivières "Claire de Lune" (Ausschnitt) von etwa 1860 war zuvor nie ausgestellt. Es zeigt den Einfluss, den die japanische Ästhetik auf europäische Künstler hatte.

Henri Rivières "Claire de Lune" (Ausschnitt) von etwa 1860 war zuvor nie ausgestellt. Es zeigt den Einfluss, den die japanische Ästhetik auf europäische Künstler hatte.

Foto: KKM

Jetzt ist der Termin fix: Das Kaiser-Wilhelm-Museum wird im Juni 2016 eröffnet. "Nur das Datum müssen wir noch mit dem neuen Oberbürgermeister abstimmen", erklärte Museumsdirektor Martin Hentschel gestern. Nach "Krefeld pur" wird die erste Ausstellung den Reichtum der Sammlung zeigen: Gemälde und Skulpturen. Mit einem ersten großen Paukenschlag präsentiert das Museum aber bereits am Sonntag, welchen Rang es hat. Um 11 Uhr wird in den Museen Haus Esters und Haus Lange die Grafik-Ausstellung "Show & Tell" eröffnet, deren Gewicht sich in jedem Raum mehr erschließt. Vieles ist erstmals zu sehen.

Sammlungskuratorin Magdalena Holzhey hat eine Schatzkammer geöffnet, als sie im vergangenen Jahr begann, die Grafikbestände zu erfassen. 12.000 Werke umfasst die Grafische Sammlung, die von japanischen Farbholzschnitten des späten 18. Jahrhunderts bis zu Blättern von Bridget Riley (2001) reicht, die großen Namen wie Picasso, Matisse, Warhol und Richter enthält, aber auch ein umfassendes Bild über die Ästhetik des Jugendstils und dessen stilistische Impulsgeber der japanischen Stilistik, über die Pop Art und die politische "Protesttapete" gibt. Mit der Qualität der Grafiken spielt Krefeld in der musealen Oberliga. Die Schau belegt, wie Museumsarbeit in Krefeld seit der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums 1897 funktioniert. "Nicht erst Paul Wember, sondern jeder Museumsdirektor hat eng mit den Künstlern zusammengearbeitet. Die meisten Arbeiten sind aus Ausstellungen gekauft worden, waren hier also zuerst zu sehen", erklärt Sylvia Martin, stellvertretende Museumsleiterin.

Lange waren Grafiken die Mauerblümchen im Museumsleben. In Krefeld gab es die letzte große Ausstellung mit Zeichnungen 1996 - allerdings auf die Zeit zwischen 1950 und 1990 begrenzt. Inzwischen wächst das Interesse an Druckgrafiken, Mappenwerken und Künstlerbüchern. "Zeichnung ist ein unmittelbares Medium künstlerischer Erkenntnis, Druckgrafik bietet ein unerschöpfliches Experimentierfeld", findet Holzhey. Doch nur wenige Museen können einen so üppigen thematischen Bogen schlagen.

Im KWM wird der Grafik im ersten Stock künftig ein Kabinett gewidmet, das für Besucher zugänglich ist. Dort werden Grafiken ausgestellt, und nach Absprache können Interessierte sich auch Blätter oder Mappen vorlegen lassen. Der Landschaftsverband Rheinland unterstützt das mit 30.000 Euro. Dank der Finanzspritze hat das Museum auch ein prachtvolles Kunstbuch aufgelegt. "Show & Tell. Bild und Erzählung in Moderne und Gegenwart" ist im renommierten Wienand-Verlag erschienen und kostet 22 Euro.

(RP)
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