Krefeld Spektakulärer Zapfenstreich

Krefeld · Der Bockumer Schützenverein feiert noch bis morgen sein 400-jähriges Bestehen. Der offizielle Festakt am Fronleichnamstag endete vor der St. Gertrudis-Kirche mit dem Großen Zapfenstreich und einem stimmungsvollen Feuerwerk. Morgen wird der neue König ausgeschossen.

 Die Bockumer Schützen gruppierten sich vor der St. Gertrudis-Kirche: In der ersten Reihe stehen die Vorsitzenden Herbert Müller, Dieter Ermanns und Marschall Heinz Maas (von links).

Die Bockumer Schützen gruppierten sich vor der St. Gertrudis-Kirche: In der ersten Reihe stehen die Vorsitzenden Herbert Müller, Dieter Ermanns und Marschall Heinz Maas (von links).

Foto: Lothar Strücken

Der Abend begann mit einer Lügengeschichte: "1611 schoss Bauer Theil Dürper mit dem 552. Schuss den Vogel ab. Mit dem Handy rief er seine Frau auf dem Traktor an, der vor Schreck die Thermoskanne aus der Hand fiel. Der neue Schützenkönig trommelte über Facebook alle Dorfbewohner zusammen und bespritzte seine Herrschaft mit Schampus."

Vor 400 Jahren gab es natürlich noch kein Facebook, getrunken wurde obergäriges Bier, und auch die Frau des ersten Bockumer Schützenkönigs war erfunden. Karl Müller entschuldigte sich für all die Flunkerei in der Laudation zum 400-jährigen Bestehen des Bockumer Schützenvereins mit einer simplen Erklärung: "So könnte man I-Phone-Nutzern von heute erklären, dass die Schützen schon damals Spaß hatten und das gesellschaftliche Leben einen hohen Stellenwert genoss."

Keine billige Folklore-Show

Beim Jubiläumsfestakt am Donnerstagabend waren rund 1000 Schützen, Bürger und geladene Gäste ins Festzelt gekommen. Vor allem Müllers unterhaltsame Laudatio — "die Essenz aus zehn Seiten Historie im Festbuch" — kam beim Publikum besonders gut an. In der Rede betonte er, wie wichtig das Festhalten an Traditionen sei: "Die Pflege des Brauchtums wird von vielen kritisch betrachtet. Man findet es nur in der Ferne schön. Das werden dann aber oft billige Folklore-Shows. Diese Gefahr besteht bei uns nicht. Mangels Tourismus bleiben wir authentisch. Wir Schützen beschützen auf zweierlei Weise: durch den sportlichen Wettstreit und das Feiern im Festzelt." Die anschließende Gratulationscour aller Krefelder Schützenvereine war dagegen für das Publikum eher strapaziös; da war man dankbar, dass die Band "Jazz-Konfekt" mit flotter Musik die Zeit verkürzte.

Der Höhepunkt des Abends war der Große Zapfenstreich: Das Blasorchester TV Jahn Bockum und das Tambour- und Fanfaren-Corps der Spielfreunde Uerdingen sorgten für stimmungsvolle Atmosphäre vor den grün beleuchteten Eingängen der St. Gertrudis-Kirche. Schon im Zelt hatte das Regiments-Bläser-Corps Neuss-Reuchenberg das große Spektakel eingeleitet. "Das war richtig fetzig, fast schon rockig", sagte Müller. Danach begleiteten die 60 Musiker die Festgemeinde zur Kirche.

Mit dem letzten Trommelschlag startete die erste Feuerwerksrakete in den Himmel über der Uerdinger Straße. "Es war ein sehr eindrucksvoller Abschluss, und die Menschenmassen am Straßenrand waren begeistert", freute sich Müller. "Nach zwei von fünf Tagen kann ich sagen, dass das Fest eines solchen Jubiläums würdig ist. Es ist außerordentlich gelungen und gefällt den Bockumern offenbar sehr gut."

Übrigens, der erste Schützenkönig der Bockumer blieb nicht lange Junggeselle. Müller wusste auch warum: ",Bauer sucht Frau' war damals noch kein Fernsehprogramm, sondern beliebte Freizeitbeschäftigung."

Weitere Bilder vom Fest unter www.rp-online.de/krefeld

(Tasch)
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