Krefeld „Spickmich“ von Uerdingen

Krefeld · Wenn Schüler auf spickmich.de ihre Lehrer bewerten, sorgt das für Ärger. Das Berufskolleg Uerdingen hat diese Methode schon 2003 eingeführt. Die Schule begrüßt sogar die anonymen Lehrerbeurteilungen durch die Schüler.

Die Internetseite Spickmich.de hat Schüler Andreas Dannhorn (17) noch nie besucht. "Kenn' ich nicht", sagt der Schüler des Berufskollegs Uerdingen. Auch Schulleiter Hans-Jürgen Steffens behauptet: "Spickmich.de ist uns völlig wurscht." Sein Uerdinger Berufskolleg hat sich im Jahr 2003 ein eigenes Lehrerbewertungsinstrument geschaffen. Dafür erhält jeder Schüler pro Schuljahr eine TAN-Nummer, wie man sie sonst nur von Bankgeschäften kennt. Die Nummer ist für den Schüler der Freifahrtschein, jeden Lehrer, dessen Unterricht er besucht, einmal zu benoten. "Das System funktioniert blendend", sagt Informatikkehrer Frank Mühlen, der sich das Programm ausdachte und es nun anderen Schulen kostenfrei zur Verfügung stellt.

2800 Schüler benoten 100 Lehrer

Die neue Diskussion um Spickmich.de verfolgen die 100 Lehrer des Berufskollegs gelassen. Friedhelm Beckenstraeter, stellvertretender Schulleiter, hat zwar Spickmich.de zwar mal besucht — interessant fand er sie aber nicht. Die Seite seiner eigenen Schule gefällt ihm besser. "Logisch durchdacht" sei sie, "viel transparenter."

Dass Lehrer an der BKU-Lehrerbewertung schneller Gefallen finden, ist klar: Für die Schüler, Kollegen und den Schulleiter bleiben Informationen geheim, nur der jeweilige Lehrer kann sie ansehen. "Es gibt aber Lehrer, die uns nach der Bewertung dennoch ihre Noten zeigen, das finde ich gut", sagt Natalie Bujok (19), die selbst schon benotet hat. 75 Prozent aller 2800 Schüler würden das Angebot pro Jahr annehmen, schätzt Frank Mühlen. Natalie Bujok wollte bei Lehrern schon früher mal Kritik loswerden. "Das direkt anzusprechen, war mir aber immer zu heikel. Ich bin froh, dass es unser Portal gibt." So froh waren anfangs die Lehrer nicht alle. Als die Lehrerkonferenz des Berufskollegs 2003 die Einführung des Programms diskutierte, gab es Gegner und Befürworter. Schulleiter Steffens war dafür. Er hatte nur ein Ziel: "Eine Kultur der Verbesserung herstellen." Als dann die Spickmich-Macher mit ihrer Seite loslegten, fühlte Steffens bestätigt.

Austausch mit Kollegen

Mittlerweile ist die Lehrerbewertung am BKU Standard. Das Kollegium nutzt sie nicht nur, um den eigenen Unterricht evaluieren zu lassen, sondern kann sich auch mit Lehrerkollen vergleichen. Auch andere Schulen in Krefeld arbeiten mit Unterrichtsevaluation, allerdings selten in dieser Breite; und selten online..

Anfangs haben die BKU-Lehrer die Bewertung unmittelbar vor den Schulferienvornehmen lassen. Zu oft sah allerdings Schulleiter Steffens schlecht bewertete Lehrer mit hängenden Köpfen, weil sie keine Rücksprache mit den Schülern halten konnten. Seitdem wird einige Wochen vor den Ferien benotet. Und immer, wenn die Lehrer die Internetseite mit den eigenen Noten besuchen, sind sie sich an dieses komische Gefühl erinnert, dass sie aus der eigenen Schulzeit kennen: Den magischen Tag, an dem es Zeugnisse gibt.

(RP)
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