Lokalsport 2017 - das Jahr, als ein Friseur aus Kempen Boxweltmeister wurde

Boxen · Dies ist die Geschichte von einem Märchen, wie es wohl nur der Sport schreibt. Es ist die Geschichte von einem Mann, der aus Kuwait City stammt, im Hauptberuf Friseur ist und in der Kempener Innenstadt einen eigenen Salon betreibt. Er trägt den klangvollen Nachnamen Ali, betreibt den gleichen Sport wie der größte Boxer aller Zeiten, und er hat es in diesem Jahr geschafft, sich den Europameistergürtel und den Weltmeistertitel anzueignen.

 Vorzeitiger Sieg durch technischen Knock-out: Rami Ali bei seinem Erfolg im Kampf um die Europameisterschaft im April.

Vorzeitiger Sieg durch technischen Knock-out: Rami Ali bei seinem Erfolg im Kampf um die Europameisterschaft im April.

Foto: rami ali

Es ist nun 13 Jahre her, dass der in Kuwait City geborene Libanese nach Deutschland auswanderte. In Kempen wurde er heimisch, hier fand er einen Job, nachdem er im Libanon bereits eine Ausbildung zum Friseur abgeschlossen hatte.

Rami Ali ist seinerzeit über Freunde an den Kampfsport gekommen. Käfig- und Kickboxen hat er früher mal betrieben, "bis dann mein Trainer festgestellt hat, dass ich eine starke Faust habe. Darum hat er mir auch geraten, dass ich mich doch aufs Boxen konzentrieren soll. Damit würde er mich sogar zum Profi machen können", erzählt Ali. Das war 2013, und seitdem hat er eine Profilaufbahn eingeschlagen, als zweites Standbein neben dem Friseursalon. In den Ring klettert er im Cruisergewicht. Das ist die Gewichtsklasse unmittelbar unter dem Schwergewicht, also der Königsklasse im Boxen, und die Kämpfer dort dürfen bis zu 200 englische Pfund auf die Waage bringen - das sind bis zu 90,72 Kilo.

Und in diesem Jahr schaffte es seinen Durchbruch. Im EM-Kampf im Kaya Plaza in Krefeld musste Haris Calakovic schon vorzeitig auf die Bretter. In der dritten Runde hatte Rami Ali einen linken Haken ausgepackt, der sich gewaschen hatte. Mit voller Wucht traf er damit den Serben am Kopf, der daraufhin zu Boden ging und angezählt wurde. Zwar rappelte er sich wieder auf, doch schon Sekunden später schlug Alis rechter Haken ein - diesmal blieb der 24-Jährige am Boden. Der Ringrichter brach den Kampf ab - Sieg durch technischen K.o., und der Europameistertitel gehörte Rami Ali.

Im November folgte der WM-Kampf. Die vierte und zugleich letzte Runde gegen den Kroaten Ivan Lukic dauerte nur wenige Sekunden. Wie ein Orkan kam Ali aus seiner Ecke und landete in einer Schlagoffensive gleich zwei Lebertreffer in Folge. Sein Gegner sank daraufhin auf die Knie, diesem Feuerwerk hatte er nichts mehr entgegen zu setzen und erholte sich auch nicht mehr von dem erneuten Niederschlag - Ende des Kampfes und Sieg für Ali.

Mit dem Erfolg hält Rami Ali nun gleich zwei Titel: den als Europameister im Verband German Boxing Association (GBA) sowie den als Weltmeister der Global Boxing Union (GBU).

(oli)
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