Olaf Merkel Auf Spielersuche bei den Australian Open

Krefeld · Olaf Merkel reist heute nach Australien. Beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres unterstützt der Teamchef des Tennis-Bundesligisten HTC Blau-Weiß Krefeld die Krefelder Spieler in der Qualifikation und der ersten Hauptrunde. Auch hofft er, dort noch zwei oder drei Neuzugänge zu verpflichten.

 Olaf Merkel (rechts) mit Jürgen Melzer. Der Teamchef des HTC Blau-Weiß Krefeld hofft, dass der Publikumsliebling bis zum Auftakt der Tennis-Bundesliga am 3. Juli nach seiner schweren Schulter-Operation wieder fit ist - sonst wird Melzer als Krefelds Coach agieren.

Olaf Merkel (rechts) mit Jürgen Melzer. Der Teamchef des HTC Blau-Weiß Krefeld hofft, dass der Publikumsliebling bis zum Auftakt der Tennis-Bundesliga am 3. Juli nach seiner schweren Schulter-Operation wieder fit ist - sonst wird Melzer als Krefelds Coach agieren.

Foto: Samla

Herr Merkel, wo erwische ich Sie gerade?

Olaf Merkel Beim Kofferpacken. Am Donnerstag geht der Flieger von Düsseldorf aus nach Abu Dhabi und von dort aus weiter nach Perth. Da bleibe ich dann ein paar Tage, schaue mir ein paar Spiele beim Hopeman-Cup an, ehe es am Dienstag weiter nach Melbourne geht. Dort beginnen am Mittwoch die Qualifikationsspiele für die Australian Open.

Sind dann schon Spieler aus dem Bundesliga-Kader des HTC Blau-Weiß im Einsatz?

Merkel Stand jetzt eine ganze Reihe. Das liegt daran, dass für das Turnier beinahe die kompletten Top 100 gemeldet haben und die Turnierveranstalter selbst für die Qualifikanten die Kosten übernehmen, um ein Top-Starterfeld zusammen zu bekommen. Selbst diejenigen, die nur in der Qualifikation spielen, erhalten Flug und Quartier umsonst sowie eine Antrittsprämie von 4000 Dollar. Dementsprechend hoch ist auch das Niveau in der Qualifikation. Der schlechteste steht an Position 220 in der Weltrangliste.

Was heißt das für Ihre Jungs?

Merkel Das heißt zum Beispiel für Luca Vanni (Italien, die Red.), dass er sich erst einmal drei Spiele durch die Qualifikation kämpfen muss, um ins Hauptfeld zu kommen. Dabei ist er im Ranking auf Position 107 gelistet. Also zumindest Stand jetzt, wenn noch etwa sieben Spieler ausfallen, ist er automatisch im Hauptfeld.

Wer spielt noch die Qualifikation?

Merkel Unser Brasilianer Joao Souza, der Italiener Renzo Olivo und unsere beiden Neuzugänge Adam Pavlacek aus Tschechien und Frederico Gaio aus Italien. Unsere beiden Argentinier Maximo Gonzales und Horacio Zeballos haben nicht für Australien gemeldet, weil sie in Südamerika die ersten Sandplatzturniere spielen wollen.

Stehen auch Spieler des HTC bereits im Hauptfeld?

Merkel Ja, Inigo Cervantes und Paolo Lorenzi (aus Spanien und Italien, die Red.).

Und Jürgen Melzer? Der Österreicher hat ja immerhin schon mal Wimbledon im Doppel gewonnen...

Merkel Jürgen hat noch eine lange Pause vor sich. Er hat sich an der Schulter operieren lassen müssen, weil er einen Riss im Labrum hatte (eine Knochenrandung im Schultergelenk, die Red.). Die Ärzte hatten zunächst befürchtet, dass er neun Monate ausfallen würde. Aber der Heilungsprozess scheint gut zu laufen, so dass er wohl im Mai wieder mit dem Training anfangen kann.

Dann wäre er ja zur Bundesliga-Saison wieder fit.

Merkel Das hoffen wir natürlich. Man darf aber nicht vergessen, dass Jürgen auch schon 35 Jahre alt ist. Darum muss ich natürlich auch für den Negativfall, also ohne ihn, planen. Jürgen hat mir zwar seine Zusage gegeben, und er will auch mit allen Mitteln spielen, aber du steckst da halt nicht drin. Wenn er nicht spielen kann, ist er als Coach dabei. Durch seine Ausstrahlung ist er ein wichtiger Mann für die Spieler und auch für die Sponsoren. Auf der anderen Seite: Auch Tommy Haas hat diese Verletzung schon gehabt, und er spielt ja auch noch. Ich bin da optimistisch, dass auch Jürgen das Glück haben wird.

Steht denn der Kader?

Merkel Wir haben etwa zehn Spieler so gut wie fest, vier Positionen halte ich mir noch offen. Die schon genannten Spieler sind fest, sowie der Spanier Pablon Galdon. Souza und Olivo sind noch ein bisschen Wackelkandidaten. Aber die Kaderzusammenstellung ist auch einer der Gründe, warum ich nach Australien fliege. Vielleicht finde ich noch zwei, drei Spieler, die dann im Sommer für uns aufschlagen.

Hat das gute Abschneiden aus dem Vorjahr nicht auch bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten geweckt?

Merkel Naja, damit war ja zu rechnen. Cervantes etwa ist zwar bei uns nicht so sehr zum Zug gekommen, aber er hat sich in der Weltrangliste von einem Platz um 250 bis an die ersten 60 herangespielt. Er hat mich um Weihnachten herum angerufen und von einem Angebot eines anderen Clubs erzählt. Da habe ich mit ihm direkt schon etwas für 2016 ausgehandelt, und hat dem anderen Club abgesagt.

Zwei Neue haben Sie ja offensichtlich schon gefunden. Wie kam es dazu?

Merkel Pavlacek ist mir schon im vergangenen Sommer aufgefallen, vorher kannte ich ihn gar nicht. Erst im September hat ihn mir dann ein Agent angeboten, und ich habe sofort zugesagt. Der Junge ist erst 21 Jahre alt und war auch bei anderen Clubs heiß begehrt. Er kommt aus der tschechischen Tennisschule, hat also eine gute Ausbildung und wird in seiner Heimat schon als künftiger Daviscup-Spieler gehandelt.

Und Ihr Italiener?

Merkel Der Kontakt zu Frederico Gaio ist auf Vermittlung von Paolo Lorenzi entstanden. Die beiden trainieren schon mal häufiger zusammen, und Paolo hat ihn empfohlen. Das ist ein Kandidat, um an drei oder vier zu spielen. Dann habe ich ihn angerufen, und wir waren uns innerhalb von fünf Minuten einig. Mit ihm treffe ich mich auch in Australien.

Betreuen Sie die Spieler dann auch jetzt bei den Australian Open als fester Coach?

Merkel Nein, nicht als Einzelcoach. Allerdings habe ich vor, mich mit allen dort zu treffen, und wenn mich jemand um Hilfe bittet, bekommt er sie natürlich auch.

Aber Sie nehmen doch nicht nur die weite Tour auf sich, um mit den Spielern sozusagen mal zusammen Kaffee zu trinken und über die neue Saison zu sprechen.

Merkel (lacht) Nein, natürlich nicht. Natürlich hoffe ich auch, wieder neue Kontakte zu knüpfen. Im vergangenen Jahr bin ich nach 25 Jahren Pause zum ersten Mal wieder zu einem Grand-Slam-Turnier gefahren (Olaf Merkel war früher Coach von der ehemaligen Weltklassespielerin Claudia Kohde-Kilsch, die Red.). Es hat sich gezeigt, dass es sehr wichtig ist, mal wieder vor Ort zu sein.

Welche Rolle wird der HTC Blau-Weiß in diesem Jahr in der Liga spielen können? Finanziell ist er doch weiterhin noch Außenseiter.

Merkel Ich hoffe, eine ähnlich gute wie in 2015. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass in der Bundesliga etwas finanziell zurückgefahren wird, auch wenn die Clubs, wenn sie jemanden wirklich holen wollen, auch schon ordentlich auf den Tisch legen. Bei uns hat sich im vergangenen Jahr gezeigt, dass wir gut damit fahren, wenn wir sieben, acht Leute mit absolutem Bundesliga-Spitzenniveau im Kader haben.

Die kosten dann aber auch Bundesliga-Niveau.

Merkel Stimmt natürlich. Aber wir sind in unserem finanziellen Rahmen geblieben und haben das Vorjahr ohne Minus abgeschlossen. Also war es auch in dieser Hinsicht ein absolut positives Jahr. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das auch 2016 hinbekommen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort