Rainer Hoppe (sv Bayer Uerdingen) "Bei uns steht der Umbruch bevor"

Krefeld · Auf den Serienmeister im Frauen-Wasserball kommen massive Veränderungen zu. Ein Nachfolger für die Trainer ist noch nicht in Sicht.

 Rainer Hoppe ist Vorstandsmitglied beim SV Bayer Uerdingen und Wasserballwart im Deutschen Schwimm-Verband.

Rainer Hoppe ist Vorstandsmitglied beim SV Bayer Uerdingen und Wasserballwart im Deutschen Schwimm-Verband.

Foto: SVB

Herr Hoppe, die Frauen des SV Bayer Uerdingen haben zum sechsten Mal in Folge die deutsche Meisterschaft geholt. Allerdings war diesmal ein ganzes Stück an harter Arbeit nötig, um den Titel zu verteidigen.

Hoppe Ja, das war es mit Sicherheit. Die Heidelberger haben es uns nicht einfach gemacht und hätten genauso gewinnen können. Den Unterschied zwischen beiden Mannschaften haben diesmal unsere etablierten Spielerinnen ausgemacht.

Diese etablierten Spielerinnen haben das Ende ihrer Karriere bekanntgegeben. Ist das nicht ein schwerer Verlust für den SV Bayer?

Hoppe In der Tat, aber bei einigen habe ich da Verständnis dafür. Da gehen private und berufliche Dinge einfach vor. Allerdings ist es Schade, dass welche aufhören, die noch einige Jahre hätten spielen können. Bei uns steht jetzt ein Umbruch bevor, als erfahrene Spielerinnen hätten sie uns dabei helfen können.

Hinzu kommt, dass die beiden Trainer Pia Schledorn und Sybille Kaisers ja schon früh das Ende ihrer Tätigkeit bekannt gegeben haben. Gibt es hier schon einen Nachfolger?

hoppe Ich bin in diversen Gesprächen mit ein paar Trainern, in dieser Woche setze ich mich mit dem ein oder anderen Kandidaten mal an einem Tisch. Allerdings hat sich trotz einer offiziellen Ausschreibung und einem guten Angebot seitens des Vereins kein Trainer von sich aus gemeldet. Und das, obwohl wir sogar angeboten haben, die Trainerstelle mit einem Job in unserem Verein zu kombinieren.

Wie sieht es bei den Männern aus, da gab es ja auch einige Spieler, die aufgehört haben?

Hoppe Da sind wir in der Findungsphase mit unserem Trainer Tim Focke und den Spielern, die weitermachen. Durch den großen Aderlass beim ASC Duisburg haben wir eine starke Konkurrenz, die ebenfalls neue Spieler sucht. Das macht die Aufgabe nicht einfacher. Was wir anbieten, sind Jobangebote und gute Bedingungen. Leider nutzen gerade die jungen Spieler häufig nicht die ihnen dargebotene Möglichkeit, sich auch in Richtung Leistungssport zu orientieren und dabei noch abgesichert zu sein. Das ist schade.

Apropros Umbruch: Seit November 2016 sind Sie Wasserballwart im Deutschen Schwimm-Verband. Auch hier standen zahlreiche Veränderungen an, die Sie mit ihren Mitstreitern bewerkstelligen wollen.

Hoppe Die Veränderungen sind bereits weit fortgeschritten sowie initiiert worden. Die Aufgabefelder sind mannigfaltig und heterogen, zumal die Veränderungsprozesse in der Umsetzung und Wirkung Zeit benötigen. Angetrieben durch die Vorgaben des DOSB ist der Veränderungsdruck enorm, um den Leistungssport in der ältesten olympischen Sportart langfristig abzusichern. So wurden neben internen und organisatorischen Umsetzungen die Strategien abgestimmt, die Trainerstruktur vereinbart sowie die Bundestrainerpositionen besetzt. Operativ wurde die Bundesliga der Herren neu struktriert. Aktuell wird in den Gremien das Doppelstartrecht für U23-Spieler in der DWL sowie die Altersklassenstruktur abgestimmt. Das erlaubt es uns, Toptalenten die Plattform zum langfristigen Leistungsaufbau zu bieten. Des Weiteren soll die langfristige Entwicklung durch eine Nachwuchszertifizierung, die die Bundesligisten verpflichtet, Nachwuchsarbeit in einer guten Qualität und Quantität mit guten Trainern durchzuführen. Ein Gespräch mit dem Handball unter Mithilfe von Andreas Thiel hat hier viele neue Erkenntnisse gebracht. Und wie man am Erfolg der "Bad Boys" sieht, haben diese Konzepte gerfruchtet.

Bei den Frauen kränkelt die Bundesliga mit sechs Mannschaften, ein Auf- und Abstieg gibt es nicht mehr. Wo kann da angesetzt werden, diese Spielklasse zu stärken ?

Hoppe Hier sind die Vereine unter Mithilfe des Verbandes gefordert. Ohne Breite und eine topausgebildete und -trainierte Spitze kann man im internationalen Vergleich nicht bestehen. Angedachte Veränderungen sind, die weibliche U13 bereits in den Landesgruppen zu fördern, um dann bundesweite Sichtungsturniere durchzuführen. So könnten auch Auswahlteams in der Bundesliga mitspielen. Des Weiteren müssen wir die Struktur auf die Bedürfnisse der Mädchen und Frauen anpassen. Grundsätzlich geht es darum, dass in einer nicht professionellen Sportart neben der sportlichen Karriere auch die berufliche gefördert wird.

Auch beim Spielmodus der Männer mit den Hauptgruppen A und B streiten sich die Geister.

Hoppe Wir haben für die kommende Saison bereits eine Reform des Spielsystems vereinbart. Die Veränderungen erfolgen aus Sicht des Wettbewerbs, der Vereine und der Athleten. Somit hat künftig jedes Spiel eine Bedeutung für den Ausgang der Saison. Die neue Struktur dient der Aufwertung der Hauptrunde und Verschärfung des Wettbewerbs. Weiterhin werden jeweils acht Teams in der A- und B-Gruppe gegeneinander antreten. Anders als bisher haben die Letztplatzierten der Gruppen künftig nicht mehr die Chance, in ihrer Liga zu bleiben. Sie werden sofort in die B-Gruppe beziehungsweise die zweite Liga absteigen. Zugleich ist es aber auch so, dass der Erste der B-Gruppe seinen Platz im Oberhaus der DWL sicher hat und nicht mehr in den Pre-Play-offs um den Aufstieg kämpfen muss. Lediglich der Vorletzte der A-Gruppe und der Zweitplatzierte der B-Gruppe werden in der kommenden Saison noch gegeneinander um den Ab- beziehungsweise Aufstieg spielen. Platz 3 bis 6 der A-Gruppe werden parallel zu diesen Spielen bereits die Viertelfinales gegeneinander austragen. Der Erst- und Zweitplatzierte der A-Gruppe werden diesen Weg nicht mehr gehen müssen: Sie sind ab der kommenden Saison durch ihre Leistung in der Hauptrunde direkt für das Halbfinale qualifiziert. Eine letzte Änderung gibt es außerdem noch für die B-Gruppe. Der Vorletzte nach der Hauptrunde wird die Chance bekommen, sich gegen die Aufstiegskandidaten der zweiten Ligen zu beweisen, und wird beim Aufstiegsturnier mit um einen Platz in der B-Gruppe spielen.

(RP)
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