Lokalsport Beister geht nur noch seinen Weg

Krefeld · Der 27 Jahre alte Offensivspieler hat in jungen Jahren sehr viel erreicht, aber auch schon viel durchgemacht. Beim Fußball-Regionalligisten KFC Uerdingen wagt er einen Neustart und erklärt warum ausgerechnet hier.

 Maximilan Beister, hier rechts im Trainingsspiel gegen Dennis Chessa, erzielte gestern im Spiel gegen Racing Luxemburg bereits in der ersten Minute das 1:0.

Maximilan Beister, hier rechts im Trainingsspiel gegen Dennis Chessa, erzielte gestern im Spiel gegen Racing Luxemburg bereits in der ersten Minute das 1:0.

Foto: JS

Maximilian Beister trägt das Trikot des KFC Uerdingen zum ersten Mal. Sein erster Schuss im Testspiel gegen Tractor Sazi FC aus der ersten persischen Golf Liga geht noch über das Tor, seine zweite Aktion ist bereits von Erfolg gekrönt. Beister setzt sich auf der rechten Seite durch, legt den Ball auf Lucas Musculus zurück, und der bringt den KFC in Führung. Nach der Pause das umgekehrte Bild: Musculus legt auf und Beister erzielt nach 53 Minuten sein erstes Tor für Uerdingen. Nach einer Stunde darf er den Platz verlassen. Den Schlusspfiff beim 5:1-Sieg gegen den allerdings schwachen Gegner erlebt er auf der Bank.

"Es war schön, wieder unter Wettkampfbedingungen dabei zu sein", sagt er wenig später im Klubhaus der Mehmet Aygün-Sportanlage in Antalya, wo der KFC ein einwöchiges Trainingslager absolviert. "Es war mein erstes Spiel nach langer Pause. Da ist die Belastung eine ganz andere als im Training. Ich habe ein Tor vorbereitet und eins gemacht, aber ich bin natürlich noch nicht bei einhundert Prozent. Da fehlt noch das eine oder andere Testspiel und die notwendige Härte. Aber wir werden die zwei Wochen bis zum Pokalspiel gegen Oberhausen nutzen. Ich werde mich in die Liga reinkämpfen müssen."

Beister klingt entschlossen. Der Angreifer war ziemlich weit oben. Er war U21-Nationalspieler und feierte mit Fortuna Düsseldorf 2012 den Aufstieg in die Bundesliga. Dann kehrte er zum Hamburger SV zurück, der ihn ausgeliehen hatte, und es ging bergab. Ein Kreuzbandriss warf ihn aus der Bahn und dann lief einiges schief. Das Talent verkümmerte, wechselte nach Mainz, doch da wurde es eher noch schlimmer. Beister wurde hin- und hergeschoben, zu 1860 München und nach Melbourne ausgeliehen. Im Sommer zog er einen Schlussstrich und löste den Vertrag auf. Beister war vereinslos, nicht arbeitslos, denn er beendete sein Studium und engagierte sich als Geschäftsmann (siehe Info-Box). Sportlich gönnte er sich eine Auszeit, die er nutzte, um sich darüber klar zu werden, was er will. "Ich muss mehr meinen Weg gehen", sagt er nach all den Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre. "Fremdbestimmung ist nicht meins. Ich muss schauen: Was will ich? Oder tue ich nur, was man mir sagt? Ich muss auch den Mut haben, zu sagen: Nein, das ist nicht mein Weg."

Dass ihn sein Weg nun ausgerechnet zum KFC Uerdingen führt, mag viele verblüffen. "Die Angebote aus dem Ausland waren für mich mit 27 Jahren nicht attraktiv genug. Ich habe einen Verein mit Perspektive und Potenzial gesucht, einen, der noch nicht am Maximum angekommen ist. Es geht nicht um ein Hau-Ruck, sondern wir wollen langfristig etwas aufbauen. Deshalb habe ich auch einen langen Vertrag unterschrieben. Ich komme nicht hier hin, um mich für einen anderen Verein zu empfehlen, sondern um Ziele mit dem Verein zu erreichen."

Einen Vertrag bis 2020 hat er beim KFC unterschrieben, einem Viertligisten mit einem ehrgeizigen, ambitionierten Ziel. "Das Ziel ist die zweite Liga. Doch die entscheidende Frage ist, wie das erreicht werden soll. Ich habe beim HSV und 1860 München auch schon Investoren erlebt, die Ziele gesteckt haben." Mikhail Ponomarev, KFC-Präsident und Investor, konnte Beister scheinbar schlüssig erklären, wie er das Ziel erreichen will. Da saßen womöglich zwei Investoren am Tisch, die auf Augenhöhe miteinander diskutieren konnten und einander wertschätzten. Denn das ist Beister sehr wichtig: "Ich habe das Gefühl bekommen, ein wichtiger Baustein zu sein und Verantwortung zu tragen. Ich möchte auch Führung übernehmen und meine Meinung sagen dürfen. Damit kamen viele in den vergangenen Jahren nicht klar." Doch in einem ersten Schritt geht es in diesen Tagen um Integration. Beister muss die Mannschaft kennen lernen, seinen Platz finden. Im Kader kann natürlich nicht jeder mit jedem befreundet sein, doch geht es darum, gemeinsam ein Ziel anzustreben. "Die Mannschaft ist auf einem sehr guten Niveau", sagt Beister. "Wir können aufsteigen. Entscheidend ist, wie fokussiert und engagiert wir Tag für Tag arbeiten, mit Charakter und Seriosität."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort