Lokalsport Der "Held von Seoul" trainiert am Löschenhofweg

Fußball · Juri Sawitschew ist einer der Coaches im Real-Madrid-Camp. 1988 schoss er die UdSSR zur Goldmedaille bei Olympia.

 Juri Sawitschew ist einer von 30 Trainern, die derzeit beim heute endenden Real-Madrid-Fußballcamp aktiv sind.

Juri Sawitschew ist einer von 30 Trainern, die derzeit beim heute endenden Real-Madrid-Fußballcamp aktiv sind.

Foto: SCB

Unter einer Kappe versteckt geht Juri Sawitschew seinem Job nach. Er leitet an, motiviert und erklärt Kindern Fußball. Der 50 Jahre alte Russe ist in dieser Woche einer der betreuenden Trainer beim Real Madrid Fußballcamp auf dem Gelände des SC Bayer 05 Uerdingen am Löschenhofweg.

Fußball ist seine Welt. Die Kinder, die er trainiert, werden seinen Namen noch nie gehört haben. Und doch trainieren sie bei einem Goldmedaillengewinner. Selbst profunde Kenner des Weltfußballs dürften Schwierigkeiten haben, den Namen des ehemaligen Nationalspielers der UdSSR richtig einzuordnen.

Es geschah am 1. Oktober 1988, als Juri Nikolajewitsch Sawitschew zum Staatshelden wurde. Im Finale des Fußballturniers der Olympischen Spiele stand es in der Verlängerung 1:1 zwischen der UdSSR und dem großen Favoriten Brasilien, als Sawitschew in der 103. Minute das vielumjubelte entscheidende Tor für sein Team gelang. Die von Hannes Löhr trainierte deutsche Olympiamannschaft wurde seinerzeit in Seoul übrigens Olympiadritter (unter anderem mit Uwe Kamps, Holger Fach, Wolfgang Funkel, Frank Mill, Karl-Heinz Riedle, Jürgen Klinsmann und Thomas Häßler).

Der Gewinn der Goldmedaille war sicherlich der größte Moment in der Karriere des in Moskau geborenen Russen. Und leider auch einer der wenigen, denn viel zu häufig quälten langwierige Verletzungen den bei Torpedo Moskau groß gewordenen Stürmer. Nachdem er 1992 aus Griechenland in die Bundesliga wechselte und mit dem 1. FC Saarbrücken direkt abstieg, gelang Sawitschew später noch einmal der Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse mit dem FC St. Pauli. Nach anhaltenden Beschwerden wurde er dort im Jahr 2000 Sportinvalide.

Heute gibt er sein Können in Camps an Kinder weiter und ist nach Aussage seiner Trainerkollegen ein "Pfundskerl". Ein Hochveranlagter, der es nicht immer einfach hatte, der aber das Leben nimmt wie es kommt. Davon zeugt auch sein berühmtestes verbrieftes Sportlerzitat: "Elfmeterschießen, das ist irgendwie wie mit Frauen und Autos - reine Glückssache!"

(RP)
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