Der Traum der großen Schwester

Matthias Hechler lebt das, was seine zwei Jahre ältere Schwester sich immer erträumt hat: Eiskunstlauf zu betreiben.Der 14 Jahre alte Krefelder geht nun Mitte Dezember bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften für das Bundesland NRW an den Start.

Eiskunstlauf Kraftvoll setzt er zum Schwung an. Majestätisch gleitet er über das Eis. Matthias Hechler dreht große Runden – das Aufwärmen steht an erster Stelle. Schließlich gilt es, die Verletzungsgefahr zu minimieren. Denn Mitte Dezember muss er sein Können unter Beweis stellen. Hechler fährt dann zu den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften nach Oberstdorf.

Dabei war es zunächst der Traum der Schwester gewesen, den er jetzt lebt. Als Fünfjährige überredete sie ihre Eltern, sie beim Eis-Sportverein Krefeld (EVK) anzumelden. Frederieke drehte die Runden, während ihr jüngerer Bruder Matthias staunend an der Bande saß. „Da hat es mich aber nicht lange gehalten, ich wollte auch aufs Eis“, sagt er und lächelt, als er an die Anfänge zurückdenkt. „Damals war ich drei Jahre alt.“ Heute ist er 14, seine Schwester 16. Sie wird zwar immer die ältere bleiben, doch beim Eiskunstlauf hat er sie überrundet.

Bald auf Juniorenebene

Schließlich ist er es, der sich in Dortmund der Herausforderung einer strengen Jury stellte. „Matthias hat sich in Ausscheidungsläufen qualifiziert. Er wird in Oberstdorf für NRW antreten.“ Den Stolz in ihrer Stimme muss Trainerin Svenja Schiffel nicht verbergen. Ihr Schützling ist auf dem besten Weg, eine steile Karriere hinzulegen. „Die deutsche Juniorenebene ist das nächste Ziel“, sagt die 22-Jährige und denkt zurück an ihre eigene Zeit auf dem Eis. Mit sechs Jahren stand sie zum ersten Mal auf Kufen. Mit gerade acht Jahren zählte sie zu den Schützlingen von Ina Bauer. Erfahrungen, die sie gerne an ihre Schüler weitergibt. Den Trainerschein erwarb sie, nachdem ein Fußbruch ihre eigene Karriere jäh beendete. „Kleine Blessuren und Prellungen gehören dazu. Von Schlimmeren bin ich zum Glück bisher verschont geblieben“, sagt Matthias Hechler.

Im Moment trainiert er hart für Oberstdorf. Sechsmal in der Woche steht er auf dem Eis. Es gilt, die Choreographie für den Wettkampf einzustudieren. „Zu den Eiszeiten kommt noch das Konditionstraining.“ Es ist die Vielfältigkeit, die den 14-Jährigen am Eiskunstlauf fasziniert. Pirouetten, Sprünge, Ballett, Trockenübungen, Konditionstraining – eine breite Palette. Da bleibt keine Zeit für andere Hobbys und wenig Zeit für die Freunde.

Ehrgeizig erarbeitete er sich in den vergangenen drei Jahren Stück für Stück Erfolge. Schiffel bewundert seine Motivation. Schließlich besucht er die neunte Klasse der Marienschule, kommt dann oft direkt nach der Schule zum Training. Sein Karatetraining hat er abgebrochen, die Schule aber darf nicht unter dem Sport leiden. „Bisher bekomme ich das ganz gut hin“, sagt Hechler. Dann sind seine Gedanken wieder ganz beim Eiskunstlauf. Es gilt, den Doppelachsel zu üben, schließlich muss der Sprung perfekt sitzen, wenn es nach Oberstdorf geht. Trainerin Schiffel blickt optimistisch in die Zukunft: „Matthias kann den Sprung in die Juniorenmannschaft schaffen.“

(RP)
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