Lokalsport Die "Daxa" aus der Holthausens Kull

Schwimmen · Schwimmerin Wiltrud Urselmann gewann vor 55 Jahren bei Olympia in Rom Silber über die 200-Meter-Brust.

Derzeit finden im russischen Kasan die Schwimm-Weltmeisterschaften statt. Da werden in Krefeld zwangsläufig Erinnerungen wach an die Erfolge von Anne Poleska und Wiltrud Urselmann. 55 Jahre ist es nun her, dass ganz Krefeld kopfstand. Wiltrud Urselmann gewann bei den Olympischen Spielen in Rom die Silbermedaille im 200m-Brustschwimmen hinter der Britin Anita Lonsbrough in 2:50,0 Minuten. Von anfänglichen 3:18,0 steigerte sie sich in ihrer Schwimmkarriere auf 2:48,6 Minuten, was gleichzeitig Weltrekord war.

Ihre Karriere begann 1955, als sie bei einem Schwimmfest der Krefelder Schulen entdeckt wurde. Ihr Förderer war der Schwimmtrainer Julius Piel, der leider zu früh verstarb. Holthausens Kull war ihre hauptsächliche Trainingsstätte, wo sie mit ihren Freundinnen um die Wette schwamm. Alle nannten sie "Duxa" - sie weiß bis heute noch nicht, wieso, weshalb, warum. 1957 wurde sie als jüngste Aktive zur Sportlerin des Jahres gekürt.

An Rom erinnert sie sich gerne zurück. Ein Jahr vor Beginn der Spiele flog sie anlässlich eines Foto-Shootings auf Einladung einer Illustrierten nach Rom. "Neben mir im Flieger saß der Schwarm aller Frauen - Armin Hary (späterer Goldmedaillengewinner und Weltrekordler im 100m-Lauf) - da war ich als 17-jähriger Teenager ganz schön aufgeregt",erinnert sie sich. Die Olympischen Spiele in Tokio waren nicht so erfolgreich und endeten für sie bereits im Zwischenlauf. Ihren größten Erfolg konnte sie jedoch 1962 erringen. Dann lernte sie nämlich Hermann Haverkamp bei den amerikanischen Schwimmwettkämpfen kennen und verliebte sich in ihn. Im nächsten Jahr wollen sie ihre Liebe vergolden. Dann steht die Goldene Hochzeit an. Hermann Haverkamp ist 197facher Wasserballnationalspieler und Olympiateilnehmer 1968 in Mexiko und 1972 in München. Dort erreichte er mit seinem Team einen hervorragenden vierten Platz. Aber auch die Erinnerung an die Geiselnahme und Ermordung von 17 israelischen Sportskameraden während der Spiele 72 bleiben ihm immer präsent." Ein solches Ereignis brennt sich ins Gedächtnis ein, das kann man nicht vergessen." Hermann Haverkamp ist der einzige Wasserballer, der in einer Schwimmstaffel über 4x100 m Kraul Weltrekord geschwommen ist. Die Liebe zum Wasserball entdeckte der gebürtige Duisburger bei Amateur SC Duisburg. Dort gewann er 1963, 64, 67 und 69 die deutsche Wasserball-Meisterschaft. Über den SC Aegir Uerdingen kam er zum SV Bayer Uerdingen, wo er auch als Trainer (Jugend,- Damen,- Co-Trainer 1.Herren) tätig wurde. Unter ihm gewann seine Tochter Wibke mit den Damen die deutsche Meisterschaft.

Der ganze Stolz der beiden Haverkamps sind ihre beiden Enkelkinder Umo (11) und Bego (6). Mit ihnen gehen die Großeltern oft schwimmen. Familie steht für sie im Mittelpunkt, aber auch der Schwimmsport wird sie immer begleiten. Mindestens zweimal in der Woche ziehen sie in der Bayer-Traglufthalle ihre Bahnen. Nicht selten spulen sie auch einmal 2000m und mehr herunter. In ihrer Freizeit pflegen sie ihren Garten oder besuchen Trödelmärkte, um ihr gemütliches Heim in Uerdingen mit dem einen oder anderen Accessoire zu verschönern. In ihrer Laufbahn haben sie viele Bekanntschaften und Freundschaften in aller Welt geschlossen. So sind sie oft unterwegs, sei es zu Freunden, Kongressen oder Sportveranstaltungen. Erst kürzlich waren beide in Goslar als Mitglieder der Gemeinschaft deutscher Olympiateilnehmer. "Das Schöne an diesem Kongress, der alle zwei Jahre stattfindet, ist das Wiedersehen mit den ehemaligen Weggefährten aus allen Sportarten", sagen beide unisono.

(RP)
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