Lokalsport Dieter Gau war 60 Jahre Schiedsrichter

Krefeld · Der eindrucksvolle Weg des 78 Jahre alten Krefelders führte von der Kreisliga A bis in die Bundesliga.

Dieter Gau ist weit über die Stadtgrenzen von Krefeld hinaus bekannt. Aus gutem Grund: 60 Jahre war er im Schiedsrichterbereich tätig. Der 78 Jahre alte Betriebsschlosser legte 1957 die Schiedsrichterprüfung beim Kreisschiedsrichterobmann August Ackermann ab. Zu dieser Zeit war Gau auch noch Spieler beim damaligen FC Bayer Uerdingen. Mit der sogenannten Junioren-Mannschaft wurde er 1959 Kreismeister. Neben seiner Spielerkarriere trainierte er zu dieser Zeit auch die C-Jugend des FC Bayer. Um den Trainerschein zu erlangen, war es auch nötig, einen Schiedsrichterlehrgang zu besuchen. Der Nachfolger von August Ackermann, Gustav Müller, hat dann das Talent von Gau als Schiedsrichter entdeckt und gefördert.

Bereits 1961 leitete er als 22-Jähriger, was zur damaligen Zeit außergewöhnlich war, mit der Begegnung Tura gegen TUS (heute TSV) Brüggen sein erstes Spiel in der Kreisliga A. Mit 71 Jahren war dann für ihn mit der Begegnung TuS St. Hubert gegen den SV Grefrath am 16. Oktober 2010 in der höchsten Klasse auf Kreisebene Schluss. Noch bis 2013 pfiff er auf Kreis- und Bezirksebene weiterhin Jugendspiele.

Von 1989 bis 2010 war er als Schiedsrichterbeobachter für den Fußballverband Niederrhein tätig und beobachtete bis zur Regionalliga die so genannten Schwarzkittel. An einen erinnert sich Gau besonders gut. "Guido Winkmann aus Kerken habe ich häufig beobachtet, er ist nicht zuletzt wegen meiner guten Beobachtungen bis in die Bundesliga aufgestiegen," scherzt Gau. Auch heute ist er noch jeden Sonntag als ehrenamtlicher Beobachter der Schiedsrichter in der A- und B- Junioren-Niederrheinliga auf den Plätzen im hiesigen Fußballkreis.

Während seiner aktiven Zeit hat der Vater einer Tochter, der seit 51 Jahren mit Ehefrau Helga verheiratet ist, viel erlebt. 1976/77 führte sein Weg in die damals zweigeteilte 2. Bundesliga, wo er in der Saison sieben Einsätze hatte, seinen ersten bei der Partie Bayer Leverkusen gegen VfL Wolfsburg. Bayer kassierte mit 1:2 die erste Heimniederlage nach 18 Spielen, und schon war man auf den Unparteiischen nicht gut zu sprechen.

Als Linienrichter, führte ihn der Weg in die erste Liga. An der Seite von Dieter Pauly, Wolf-Dieter Ahlenfelder und Gerd Hennig hatte er zehn Einsätze in der Beletage des deutschen Fußballs. Besonders erinnert er sich an zwei Spiele im Berliner Olympiastadion. "Am 16. Mai 1981 assistierte ich Dieter Pauly beim Spiel Hertha gegen Eintracht Braunschweig vor 72 000 Zuschauern," sagte der Jubilar. Ein besonderes Spiel, war für ihn auch die Partie Hertha BSC gegen Kickers Offenbach am 20. März 1976. "Es war zu meiner Zeit üblich, dass wir bei den Spielen in den höheren Ligen eine Flasche Sekt dabei hatten, die wir nach der Begegnung köpften. Als wir uns gerade den Sekt genehmigen wollten, ging die Kabinentür auf, der Sektkorken flog dann haarscharf am Kopf des damaligen Trainers der Offenbacher Kickers, "Tschik" Caijkovski vorbei."

Beim Jubiläumsspiel zum 75-Jährigen von Borussia Mönchengladbach 1975 stand er bei der Schiedsrichter Legende Walter Eschweiler auf dem Bökelberg an der Linie, als sich die Borussen mit 3:3 von Real Madrid trennten. Im Trikot der Königlichen: Günter Netzer.

Unvergessen ist auch die "dritte Halbzeit" mit Wolf-Dieter Ahlenfelder 1976 nach dem Pokalspiel zwischen Alemannia Aachen und Borussia Dortmund.

(RP)
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