Lokalsport Irmgard Gerlatzka - vom Federball zum Tennis

Badminton//Tennis · Die heute 76-jährige Sportlerin kann auf ihre eindrucksvolle Karriere stolz sein und spielt derzeit bei den Deutschen Meisterschaften.

Wenn man Irmgard Gerlatzka begegnet, fällt es einem schwer zu glauben, dass sie schon 76 Jahre alt ist. Sportlich, schlank, drahtig und hell im Kopf kommt sie daher. "Der Sport hat mich fit gehalten", sagt sie. Leistungssport betreibt sie schon seit frühester Kindheit. Geboren in Guben (Mark Brandenburg) kam sie 1949 mit der Familie nach Neersen, wo der Vater in einer Hutfabrik eine Anstellung als Disponent fand. In Neersen besuchte sie auch die Volksschule, und nach zwei Jahren Handelsschule in Krefeld fing sie als kaufmännische Angestellte in der Bekleidungsindustrie an. Doch dann zog es sie nach England, um ihre Englischkenntnisse zu vertiefen und ihr Badmintonspiel zu verfeinern.

England ist das Mutterland des Badminton. Von Indien (dort heißt es Poona) eingeführt, wurde es zuerst auf dem Landsitz Badminton gespielt. Wie kam sie eigentlich zum Badminton? "Meine drei Brüder waren alle sehr sportlich und weckten den Ehrgeiz in mir." Hinter dem elterlichen Haus wurde eine Schnur an der Regenrinne befestigt, auf dem Boden eine Markierung aufgezeichnet- und schon konnten sie mit dem "Federballspielen" loslegen. Als sie in Krefeld einem Badmintonclub beigetreten war, kannte ihre Begeisterung für diesen Sport keine Grenzen mehr. So arbeitete sie sich von Erfolg zu Erfolg hoch. Ihr größter war der Gewinn der Europameisterschaft 1968 in Bochum, der spielerisch wertvollste der Titel einer internationalen deutschen Meisterin 1966 in Hannover. Hier schlug sie die gesamte Weltelite, was bis heute keiner deutschen Athletin mehr gelungen ist.

Für den Tennissport konnte sie sich im Alter von 27 Jahren in Südafrika begeistern, und mit 30 Jahren trat sie dem Schiefbahner Tennisclub bei, der sie später sogar zum Ehrenmitglied ernannte. Fast zehn Jahre lang übte sie Tennis und Badminton gleichzeitig aus. In beiden offenen Klassen trat sie in den höchsten Ligen an.

Irmgard (geb. Latz) heiratete im Jahr 1970 ihren Mann Hans-Joachim, der früher in der ersten Tennis-Mannschaft von Blau-Weiß Krefeld aufschlug. Mit ihm gewann sie auch zweimal im Mixed die deutsche Meisterschaft. Wenn man sie nach der Anzahl ihrer Titel fragt, so muss sie sich manchmal bei ihrem Mann vergewissern, ob das alles so seine Richtigkeit hat. Ihr Mann sagt über seine Frau:" Wenn das alles 30 oder 40 Jahre früher passiert wäre, dann wäre sie eine ganz Große geworden."

Eine ganz große Sportlerin und ein Vorbild für die Jugend ist sie auch so. Ganz bescheiden bemerkt sie: "Ich fühle mich noch fit. Der tägliche Sport hält mich fit. Ihm habe ich viel zu verdanken, nicht nur Erfolge, auch den Umgang mit Niederlagen. Da merkt man dann auch, wie viele Freunde man wirklich hat. Ich bin viel in der Welt herum gekommen, habe Freunde gefunden und interessante Bekanntschaften gemacht." Ein Highlight in ihrem Leben war 1972 die Geburt ihrer Tochter Susanne. Mit ihr unternimmt sie in ihrer Freizeit Radtouren bis zur Trabrennbahn nach Mönchengladbach, oder beide joggen durch den Forstwald. Stricken, Malen. Lesen, Rätseln gibt sie als weitere Hobbys an.

In ihrer Sportkarriere sind ihr zweimal die Achillessehne und mehrere Sehnen in der Schulter gerissen. Aber das, und auch eine arthrosebedingte Hüftoperation, konnte sie nicht aus der Bahn werfen. Die mehrfache Willicher Sportlerin des Jahres und Trägerin des Silbernen Lorbeerblattes konnte die Krefeld Open des CTC Krefeld als einzige Teilnehmerin schon neun Mal gewinnen Im Einzel schied sie diesmal bereits in Runde eins aus, gewann aber an der Seite von Ingeborg Helzer die Doppelkonkurrenz. Derzeit steht sie bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften in Bad Neuenahr auf dem Platz.

(RP)
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