Krefeld Pinguine "Unser Erfolg ist keine Eintagsfliege"

Krefeld · Der Geschäftsführer der Krefeld Pinguine besuchte gestern die Krefelder RP-Redaktion und erzählte von seiner Arbeit, den bald beginnenden Play-offs, Schokoladenherzen auf den Kopfkissen der Spieler, Gefrierschränken und seinem Bart.

 Robert Haake, Geschäftsführer der Krefeld Pinguine, stand gestern im Redaktionsgespräch bei der Rheinischen Post anlässlich des anstehenden Play-off-Auftakts den beiden Krefelder Sportredakteuren Oliver Schaulandt (li.) und H.-G. Schoofs (re.) zwei Stunden Rede und Antwort.

Robert Haake, Geschäftsführer der Krefeld Pinguine, stand gestern im Redaktionsgespräch bei der Rheinischen Post anlässlich des anstehenden Play-off-Auftakts den beiden Krefelder Sportredakteuren Oliver Schaulandt (li.) und H.-G. Schoofs (re.) zwei Stunden Rede und Antwort.

Foto: Thomas Lammertz

Die Play-offs haben noch nicht angefangen, aber Sie haben schon den Play-off-Bart.

Haake Ich wollte vor der Saison mal etwas anderes machen. Er sollte abkommen, wenn wir die Play-offs verpasst hätten. Jetzt bleibt er natürlich, und ich lasse ihn wachsen. Hoffentlich kommt er erst am 30. April runter. Ich glaube, dass das Finale für uns drin ist. Außerdem muss ich gestehen: Ich habe ihn zum ersten Mal in meinem Leben wachsen lassen, und jetzt würde ich mich ungerne von ihm trennen.

DEL 13/14: Krefeld Pinguine – Nürnberg Ice Tigers
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Für Sie sind es jetzt die dritten Play-offs, zwei Mal hat die Mannschaft dabei das Halbfinale erreicht. Kribbelt es eigentlich immer noch?

Haake Ich war im ersten Jahr sicherlich gelassener als jetzt. Damals habe ich das einfach nur erlebt. Du hast das instinktiv gesteuert und einfach nur abgearbeitet. Ich habe damals viel nur reagiert, weil mir die Erfahrung gefehlt hat. Ich habe mich darauf verlassen, dass die Leute, die sich um die Organisation rund um die Play-offs kümmern, das auch können, und es hat auch alles funktioniert.

Was hat sich seit Ihrem Dienstantritt auf der Geschäftsstelle verändert?

Haake Wir haben das Geschäftsstellenteam von sozusagen zweieinhalb Personen ungefähr verdoppelt. Damals gab es beispielsweise keinen Karten- und Fanartikel-Verkauf. Das haben wir in den Jahren Schritt für Schritt verändert. Inzwischen haben wir jemanden, der das hauptamtlich macht.

Sind die Fans zufriedener als früher?

Haake Ich werde immer noch gefragt, warum man beim Ticketkauf Schlange stehen muss. Dann frage ich immer, welche andere Lösung derjenige hat. Im Grunde aber gehört das Schlange stehen beim Karte kaufen auch dazu. Die Dauerkartenkunden wollen das ein Stück weit auch erleben. Das hat die Erfahrung gezeigt. Es herrscht jetzt aber auch nicht mehr so eine große Panik, keine Karte zu bekommen. Die Leute haben das Gefühl, wir können das. Viele Fans denken, das Spiel ist eh schon ausverkauft, da brauche ich mich gar nicht mehr anzustellen. Daher war in der vergangenen Saison das erste Play-off-Spiel nicht ausverkauft. Wir haben den Fehler gemacht zu sagen, beeilt euch, dass ihr eine Karte bekommt. Jetzt haben wir früh genug kommuniziert, dass es noch Karten gibt, und die gibt es auch noch. Wie lange es sie noch geben wird, das wissen wir natürlich jetzt noch nicht.

Ist es ein Nachteil, dass der Gegner noch nicht feststeht?

Haake Ein bisschen ja. Wenn die Fans wüssten, wer es ist, entscheiden sie sich vielleicht schneller. Wenn der Gegner erst am Freitag feststeht, dann ist das aber kein Problem, weil wir ja auch Samstag und Sonntag Karten verkaufen können.

Gibt es aus wirtschaftlicher Sicht einen Wunschgegner?

Haake Mir wäre Iserlohn am liebsten gewesen, weil es am kostengünstigsten gewesen wäre, aber der kann es ja nicht mehr werden. Nach Berlin, München und Ingolstadt sind die Fahrtkosten in etwa gleich. Hotels haben wir überall schon mal reserviert, die kosten überall in etwa das gleiche.

Sind schon Prämien ausgehandelt?

Haake Der Spielerrat mit Boris Blank, Herberts Vasiljevs und Josh Meyers war am heutigen Dienstag bei mir, und wir haben die ersten Details besprochen. Wir haben uns auf Donnerstag vertagt, weil es davon abhängt, wie hoch unsere Einnahmen bei den Heimspielen sind, und das kann ich noch nicht abschätzen. Am Dienstag Vormittag hatten wir etwa 4000 Karten verkauft, aber ich weiß nicht, was mit den anderen 4000 ist. Was wir wissen, ist die Höhe der Kosten. Die zeigen wir den Spielern auch und stellen dem unsere Einnahmen gegenüber. Das ist eine ganz faire Sache, das gibt dann auch kein Geschacher um Geld. Für die Spieler ist es wichtig, dass wir keine großen Versprechungen machen, die wir nicht einhalten können.

Können sich die Pinguine die Meisterschaft denn leisten? 2003 führten die Prämien ja zu einem großen Loch in der Kasse...

Haake Wir haben nur zwei Verträge mit Spielern, wo schon Summen vereinbart sind. Die sind fix. Alle anderen Verträge haben die Klausel, wonach die Prämienregelung zwischen Mannschaftsrat und Management abgestimmt werden. Ich finde diese Lösung auch richtig. Es bringt keinem Spieler etwas, wenn wir ihn auszahlen und uns gibt es nach der Saison dann nicht mehr.

Jetzt haben die Pinguine ja einen im Verhältnis zu anderen Clubs kleinen Etat, mischen aber ganz weit oben mit. Wie funktioniert das?

Haake Wir sind im Grunde ein Familienbetrieb, wir haben alle kleine Gehälter, auch wirklich alle. Das ist aus meiner Sicht der Erfolg dieser Organisation. Vom Top-Spieler bis hin zur Geschäftsstelle wissen alle, dass wir alle das gleiche haben. Da ist keiner ein Star. Bei uns gibt es keinen Neid. Alle Spieler, die zu uns kommen, wissen das auch. Das ist unsere Stärke, aber natürlich verlassen uns auch Spieler, die sich gut entwickelt haben, weil sie von anderen abgeworben werden und sie wechseln wollen. Man sieht aber auch an einem Adam Courchaine, der Top-Stürmer der Liga, der sich für drei Jahre an uns gebunden hat, dass er trotzdem hier bleibt, weil er sich bei uns wohl fühlt. Die weichen Faktoren in unserer kleinen Stadt Krefeld spielen auch eine große Rolle. Du hast hier eine gute Infrastruktur, du hast Ecken, wo du mit dem Hund spazieren gehen kannst. Das gibt es zwar auch in Berlin, aber es ist anders als hier. Die Spieler werden in ihren Autos von den Fans erkannt, die den Daumen heben, wenn es gut läuft oder mal mit dem Kopf schütteln und traurig schauen, wenn es nicht so gut läuft.

Hat dieser Familienbetrieb Zukunft?

Haake Tja. Ich hoffe das ganz stark, und ich glaube, dass unser Konzept funktionieren kann. Der sportliche Erfolg ist ja keine Eintagsfliege. Dir muss klar sein, dass immer mal wieder ein Guter geht. Aber ich glaube, dass es funktionieren kann. Das ist für uns auch die Aufgabenstellung, immer wieder mal Team-bildende Maßnahmen zu machen. Dabei spielen die Familien der Spieler eine ganz wichtige Rolle. Auch die müssen wir mit einbinden. Die Betreuung der Familien macht Rüdiger Noack absolut perfekt. Wenn die Spieler aus dem Urlaub kommen, war er schon in deren Wohnung und hat alles kontrolliert. Zwar gibt es kein Schokoladenherz mehr auf dem Kopfkissen, aber sie kommen nach Hause und fühlen sich wohl. Und wenn ein Spieler einen größeren Gefrierschrank haben will, dann bekommt er ihn halt, wozu auch immer er ihn braucht. Ich hoffe nicht nur für Tiefkühlpizzen.

Dabei muss auch die sportliche Leitung mitspielen. Ist Rick Adduono dafür der ideale Trainer?

Haake Auf jeden Fall. Rick ist eine gute Mischung als Cheftrainer. Er lässt Spaß und Freude zu, aber sagt den Jungs auch ganz klar, wann wir wieder auf Wettkampf umschalten. Und nach dem Wettkampf schaltet er auch wieder um. Es gab nach Niederlagen auch Situationen in seinem Büro, wo er wie ein Tiger im Käfig umherläuft und flucht. Dann geht er zu den Spielern und spricht mit ihnen auf eine Art und Weise, dass er ihnen ihr Gesicht lässt und sie nicht runtermacht. Das finde ich gut. Er passt perfekt zu uns, weil er auch ein Familienmensch ist. Er verlangt immer hart zu arbeiten, das wissen die Spieler schon, wenn sie kommen. Er spricht mit ihnen vorher darüber, dass sie nicht nur zum Scheckabholen kommen. Und: Er setzt Dinge um, die unter den Verantwortlichen besprochen werden.

Sie sind jetzt fast vier Jahre im Amt. Gab es schon mal Gedanken aufzuhören?

haake Die gab es schon mal. Ich hatte zwischendurch mal das Gefühl, keinen Sport mehr zu machen. Da habe ich mir die Frage gestellt: "Macht mir das langfristig Spaß?" Früher war ich beim Hockey der Kümmerer, war ganz dicht an der Mannschaft. Jetzt habe ich eben einen Bürojob und organisiere eigentlich ein Event. Aber es macht schon Spaß, durch die Halle zu gehen, egal ob durch die Nordkurve oder den Businessclub. Wichtig ist, dass meine Chefs, meine Gesellschafter, bereit sind, das Ganze weiter zu entwickeln. Ich bin schon gerne jemand, der auch mal etwas Neues oder Anderes macht, und sich nicht nur im Sessel zurücklehnt und nur noch der Frühstücksdirektor ist.

(RP)
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