Krefeld Pinguine Von der Blamage bis zur Ekstase
Krefeld · Die zwei Gesichter der Krefeld Pinguine
Wie unterschiedlich das Gesicht der Pinguine in dieser Saison sein kann, zeigte sich besonders am vergangenen Wochenende. Einer sehr blamablen Vorstellung gegen Wolfsburg, die trotz der vielen Verletzten nicht zu entschuldigen ist, folgte am Sonntag in Hamburg ein starker Auftritt. Rick Adduono geriet nach dem 6:5-Erfolg n.P. über die Freezers im Kabinengang derart in Ekstase, als hätte sein Team gerade die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Er klopfte jedem Spieler heftig auf die Schulter. Selbst die wartenden Journalisten kamen nicht ungeschoren davon. "Great Job, fantastic", rief der Trainer seinen Schützlingen zu.
Fantastisch waren am Wochenende auch die KEV-Fans. "Es war schon phänomenal, wie uns die Fans am Freitag angefeuert haben. Darum hatten wir uns auch geschworen, unsere Fans in Hamburg nicht zu enttäuschen", sagte Reemt Pyka. Das gelang vorzüglich. Die 700 mitgereisten Fans kamen an der Alster voll auf ihre Kosten und machten den Anhängern der Freezers bei deren Unterstützung für die Heimmannschaft das Leben sehr schwer. Der Co-Trainer sprach gestern von einem "außergewöhnlichen Spiel" in Hamburg und einer "außergewöhnlichen Rückfahrt": "Die Stimmung war im Stadion und im Sambazug großartig."
Kein Wunder, denn so ein Match erleben Spieler und Fans nicht alle Tage. Das Schussverhältnis von 41:40 für die Hamburger zeigt, dass es nicht an einer schwachen Leistung des Gegners lag, dass Krefeld nach zweimaligen Rückstand das Match noch gewinnen konnte. Dafür sorgten nicht nur die Leistungsträger. "Alle Jungs, die sonst bei uns nicht so viel Eiszeit bekommen, haben einen sehr guten Job gemacht", sagte Marcel Müller. Der dreifache Torschütze absolvierte nicht nur wegen seines Hattricks sein bisher bestes Spiel für die Pinguine. Er war im gegnerischen Drittel nur ganz schwer vom Puck zu trennen. Die Kölner werden sich bestimmt schon wundern. Bei den Haien brachte es der Stürmer bei sechs Einsätzen gerade mal auf zwei Vorlagen, in Krefeld stehen nach sieben Einsätzen bereits fünf Treffer und fünf Vorlagen (10 Punkte) zu Buche. Ziemlich erleichtert verließ Robin Weihager in Hamburg das Eis. Der schwedische Verteidiger krönte seine starke Leistung im Penaltyschießen mit seinem ersten Treffer für Krefeld. Der taucht allerdings in der Statistik nicht auf. Trotzdem genoss er hinterher das Schulterklopfen der Fans. An der Alster hieß es, Weihager habe deshalb so stark gespielt, weil die Freezers ihn gerne verpflichten wollen. Gut möglich. Denn kürzlich informierte sich Hamburgs Manager Stephane Richer bei Rüdiger Noack, warum Weihager bei den Pinguinen so selten zum Zuge kommt. Auch bei Richer hatte der beste Zweiliga-Verteidiger im Sommer auf der Wunschliste gestanden.
Wie Müller und Weihager genossen auch alle anderen Spieler die Rückfahrt mit den Fans. Keiner entschied sich für eine gemütliche Busfahrt. Kurz vor Mitternacht traf der schwarz-gelbe Tross am Krefelder Hauptbahnhof ein. Der Mannschaftsbus brachte die Pinguine zum Eisstadion. Da gegenüber in der Sportsbar "Karussell" noch Licht brannte, erschien dort ein Teil des Teams zu einem Absacker. Der dauerte dann laut Insider-Informationen bis zum frühen Morgen.
Zeit zum Ausruhen bleibt den Spielern genug. Erst morgen früh bittet Adduono seine Schützlinge wieder zum Training. Das findet vorläufig in der Rheinlandhalle statt, da im König-Palast die Auf-und Abbauarbeiten für das sehr aufwendige Bühnenbild der schottische Musikschau lange dauert.
Wann sich das Lazarett der Pinguine deutlich lichten wird, ist derzeit nicht abzusehen. Am Wochenende gesellte sich Thomas Supis dazu, der am Freitag im Spiel gegen Wolfsburg einen Puck gegen die rechte Hand bekam, die stark geprellt ist. Trotzdem war er mit nach Hamburg gefahren, musste aber nach dem Warm-Up passen. Da Supis auszufallen drohte, entschieden sich die Trainer am Samstag, Max Faber statt Kevin Orendorz mit an die Alster zu nehmen. "Wir wollten mal sehen, wie sich Max als Verteidiger macht. Ferner hatten die Duisburger zwei schwere Spiele. Da wollten wir ihnen auch nicht noch Kevin wegnehmen", sagte Reemt Pyka. Faber machte bei seinen Einsätzen keine großen Fehler.
Adam Courchaine wurde wegen den Nachwirkungen seiner Schädelprellung gestern bei einem Neurologen genau untersucht. Der soll entscheiden, ob der Torjäger morgen wieder das Eis betreten kann. Joel Perrault, Andreas Driendl und David Fischer befinden sich im Aufbautraining. Sollte der Heilungsprozess weiter nach Plan laufen, dann könnte das Trio vielleicht in der kommenden Woche wieder mit dem Mannschaftstraining beginnen. Christian Kretschmann wurde erfolgreich an der Schulter operiert und konnte das Krankenhaus verlassen.