Lokalsport KFC: Ioannis Alexiou weint zum Abschied

Fußball-Oberliga · Der griechische Innenverteidiger, der 2012 zum KFC kam, um seinen todkranken Sohn in Deutschland behandeln zu lassen, bestritt gestern sein letztes Pflichtspiel. Sein Vertrag wird nicht verlängert.

Lokalsport: KFC: Ioannis Alexiou weint zum Abschied
Foto: samla.de

Diese Geschichte ist filmreif und sorgt wie gestern auf den Rängen des Grotenburg-Stadions für Gänsehaut pur. Als der griechische Innenverteidiger Ioannis Alexiou vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Mönchengladbach verabschiedet wurde und sich alle Zuschauer auf der Südtribüne von den Plätzen erhoben, da vergoss der 32 Jahre alte Ex-Profi Tränen. Neben ihm streckte sein kleiner Sohn Thanos die Hände in die Höhe und klatschte. Das war auf diesem Rasen der schönste Moment in dieser von Pleiten und Pannen begleiteten Saison. Der Applaus von den Rängen und die "Alexiou-Rufe" der Fans wollten nicht enden. Der Grieche umarmte jeden, der in der Nähe war - besonders lange Präsident Lakis.

Sein Landsmann war es, der ihn im Sommer 2012 verpflichtet hatte. Und das nicht, weil Alexiou einst in der griechischen Topliga kickte. Hinter diesem Transfer verbarg sich ein dramatischer Hintergrund: Ioannis Alexiou hatte einen kleinen Sohn, der an einer schweren Krankheit litt. Die Leber des zwei Jahre alten Thanos schüttete Kristalle aus, die unweigerlich die Nieren zerstörten. Eine Transplantation beider Organe war unausweichlich. Und die Universitätsklinik in Essen gilt auf diesem Gebiet als die europaweit führende, so dass sich der Grieche entschied, seine Profikarriere bei APO Levadiakos erst einmal auf Eis zu legen und nach Deutschland, in die fünfte Liga zum KFC Uerdingen, zu wechseln. "Es war keine Frage, dass wir in Griechenland alles aufgeben würden, um unserem Sohn zu helfen", erzählte der Grieche, der mit seiner Frau und der Schwiegermutter nach Krefeld umsiedelte, seinerzeit im Gespräch mit der RP. Die Großmutter des Jungen, die selbst 15 Jahre in Deutschland gelebt hat, sollte ursprünglich ihrem Enkel ein Stück ihrer Leber spenden, das dann im Körper des Kindes mitwachsen sollte. Doch die Transplantation schlug fehl. Europaweit wurde daraufhin fieberhaft nach einer Spenderleber gesucht, und bereits drei Tage nach seiner stationären Aufnahme hatte Thanos Glück - ein passendes Organ war gefunden. Inzwischen ist auch eine Niere gefunden, an die Operationen bleibt für die Familie nur noch die Erinnerung - und die Dankbarkeit. "Für mich ist Lakis der beste Mensch, den ich kenne. Ohne ihn hätte mein Enkel keine Zukunft", sagt Kalliopi Savatoupi, Alexious Schwiegermutter, über KFC-Boss Lakis, der in der Öffentlichkeit häufig als kalter Geschäftsmann wahrgenommen wird.

Gestern flitzte der kleine, süße Thanos putzmunter durch die Grotenburg und hatte sichtlich Spaß an der Verabschiedung seines Papas. Als dieser in der 80. Minute die Rote Karte kassierte, über die selbst die gegnerischen Spieler schmunzeln mussten, weil keiner so richtig wusste, warum, verließ Alexiou nach langer Diskussion mit dem Schiedsrichter den Platz. Sofort erhoben sich wieder alle von ihren Plätzen. Für den Rest des Spiels interessierte sich kaum einer mehr. Gemeinsam mit Sohn Thanos marschierte der sympathische Grieche vor der Südtribüne entlang und bedankte sich bei den Fans für den großartigen Abschied. Es wird aber vielleicht bald ein Wiedersehen geben: Ioannis Alexiou ist beim TV Jahn Hiesfeld im Gespräch, der die Saison in der Oberliga gestern als Dritter und somit unmittelbar hinter dem KFC beendete.

(RP)
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