KFC Uerdingen Chaotische Zustände beim KFC Uerdingen

Krefeld · Der neue Trainer Erhan Albayrak und sein Co-Trainer Murat Salar haben am Montag nicht das Training geleitet, sondern Manager Ersan Tekkan. Am Abend bestätigte KFC-Boss Lakis dann die sofortige einvernehmliche Trennung.

 Bei der Vorstellung vor zwei Wochen waren Erhan Albayrak (li.) und Lakis ein Herz und eine Seele. Montagabend verkündete der KFC-Boss aber die Trennung vom Trainer, die aber einvernehmlich erfolgt sei.

Bei der Vorstellung vor zwei Wochen waren Erhan Albayrak (li.) und Lakis ein Herz und eine Seele. Montagabend verkündete der KFC-Boss aber die Trennung vom Trainer, die aber einvernehmlich erfolgt sei.

Foto: Thomas Lammertz

Beim KFC Uerdingen tobt das Chaos. Der akut vom Abstieg bedrohte Fußball-Regionalligist hat sich am Abend vom erst vor gut zwei Wochen verpflichteten Erhan Albarak getrennt. Am Montag fehlten sowohl er als auch sein Co-Trainer Murat Salar bei der Trainingseinheit am Nachmittag. Die leitete Manager Ersan Tekkan, der nun erst einmal die Mannschaft übernimmt. Nach dem Training sagte Tekkan: "Es deutet darauf hin, dass wir uns erneut vom Trainer trennen. Wir setzen uns am Abend mit dem Vorstand zusammen und überlegen, was wir in der näheren Zukunft machen. Aber es sieht so aus, als würden wir erneut den Trainer entlassen." Anschließend hatte er alle Hände voll zu tun, um am Rand stehende Fans zu beruhigen, die sich mit einzelnen Spielern heftige Wortgefechte lieferten.

Kurz zuvor hatte der zweite Vorsitzende des KFC, Tuncay Yilmaz, die Entlassung gegenüber unserer Zeitung bereits kundgetan und sagte, Tekkan sei mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt worden. Diese Aussagen widerrief er aber später am Abend per Telefon und sprach von einem Missverständnis. Er habe nicht gesagt, dass Albayrak bereits entlassen sei.

Am Abend sprach KFC-Boss Lakis, der tagsüber geschäftlich verhindert war, endgültig Klartext. "Wir haben uns von Erhan Albayrak getrennt", sagte Lakis. Einvernehmlich sei die Trennung erfolgt, Albayrak habe gesagt, er erreiche die Mannschaft offensichtlich nicht. Dies sei aber dringend notwendig, um die Liga doch noch zu halten. "Wir brauchen jetzt einen Motivator, der die Mannschaft aufrüttelt. Nur so können wir es noch schaffen", sagte Lakis.

Wie es nun weitergeht, ob etwa noch ein neuer Trainer kommt, das wusste Lakis am Montag selbst noch nicht zu sagen. "Wir haben keinen neuen Plan B." Möglicherweise werde Tekkan selbst die Mannschaft in den letzten fünf Saisonspielen übernehmen. "Ich wäre bereit dazu, aber hoffe, dass ich es nicht muss", sagte er. Über mögliche Kandidaten wolle er sich nicht äußern; auch zu Gerüchten, dass möglicherweise Eric van der Luers Beurlaubung rückgängig gemacht werde - der Niederländer hat noch bis Juni 2016 Vertrag und müsste also wieder ran, wenn der KFC dies anordnen würde - sagte Tekkan nichts. Lakis sagte dazu: "Ich habe alle Optionen offen."

Die Mannschaft jedenfalls habe mit Erleichterung reagiert, dass nicht Albayrak trainiert habe, berichtete Tekkan. Albayrak hatte zuletzt mit der Holzhammer-Methode gearbeitet, A-Jugendliche spielen lassen und sogar drei Suspendierungen vorgenommen. Ob die nun rückgängig gemacht werden, ist offen.

Am Wochenende hatte sich Albayrak nach der 1:3-Niederlage gegen Wiedenbrück über angeblich ausstehende Gehaltszahlungen an Spieler ausgelassen, über die unsere Zeitung bereits seit Monaten berichtet, die aber Vorsitzender Lakis und Tekkan stets heftig dementierten. Am Montag sagte Tekkan dazu: "Es ist richtig, dass wir zurzeit Prämien eingefroren haben und auch, dass wir in dieser Saison verspätet gezahlt haben. Aber: Wir haben immer alle Gehälter gezahlt."

Ob diese Aussage stimmt, ist aber fraglich. In der vergangenen Woche bei der Verhandlung des Arbeitsgerichtes Krefeld um die Kündigung des ehemaligen Co-Trainers und Geschäftsstellenleiters Ronny Kockel hatte der Anwalt des KFC eingeräumt, dass an Kockel von Oktober bis Dezember noch kein Gehalt worden ist, obschon er erst zum 27. Dezember seine Kündigung erhalten hatte. Und dass offenbar Finanznot beim KFC herrscht zeigt auch, dass das Finanzamt Krefeld Sponsorengelder gepfändet hat (wir berichteten exklusiv). Vor diesem Hintergrund wird die vor Monaten über den KFC getätigte Aussage von Wilfrid Fabel (CDU) immer realistischer. Fabel hatte gesagt, dass die Stadt dem KFC unbedingt Steuern aus dem Insolvenzverfahren erlassen müsse (rund 103.000 Euro), damit der Verein nicht erneut in die Insolvenz müsse - was dann auch geschah. Angesichts der Verpflichtungen des KFC gegenüber der Lakis Group (2012 waren das 1,3 Millionen) mehren sich immer mehr Stimmen im Umfeld, ob nicht ein erneutes Insolvenzplanverfahren (verbunden mit einem freiwilligen Abstieg in die Oberliga) die beste Lösung zur Rettung des Vereins wäre, um dann einen vollständigen Neuanfang unter neuer Führung zu starten. Nach RP-Informationen stehen mehrere Unternehmer aus Krefeld bereit, die im Fall einer Planinsolvenz bereit sind, die Vereinsführung zu übernehmen - allerdings handelt es sich nicht um die Gruppe, die sich im Internet als Blau-Rote Opposition betitelt.

Fünf Spiele hat der KFC Uerdingen in dieser Saison noch Zeit, den drohenden Abstieg in die Oberliga zu vermeiden. Die Lage ist alles andere als rosig. Die Uerdinger haben von den Kontrahenten im Kampf um den ersten Nicht-Abstiegsplatz die schlechtesten Karten. Sie haben ein Spiel mehr ausgetragen als Lippstadt (verlor gestern gegen Essen), Wiedenbrück und Bochums U23. Auf Bochum, das auf Platz 15 liegt (zieht Bayer Leverkusen seine U23 zurück, würde dieser Rang die Rettung bedeuten) hat der KFC sechs Zähler Rückstand. Und "nach unten" schrumpft der Vorsprung. Nach der jüngsten 1:3-Niederlage in Wiedenbrück sind es nur noch drei Punkte.

(RP)
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