KFC Uerdingen Lakis plant den nächsten Aufstieg

Bis in die Morgenstunden feierten in der Nacht zu Montag Mannschaft und Fans des KFC Uerdingen den Sprung in die NRW-Liga. Der Vorsitzende will das gleiche Kunststück in der kommenden Saison erneut schaffen und peilt in die Regionalliga.

Umfrage: Diese Sportler drücken dem KFC die Daumen
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Uerdingen, am Morgen danach. Über die Ränge der Grotenburg und über die Fläche unterhalb der Tribüne weht der Wind. Es herrscht Stille an jener Stelle, dort, wo am Sonntagabend noch über 2000 Fans auf ihre Helden warteten, um sie und mit ihnen zu feiern. Den ersten Aufstieg des KFC unter dem Namen KFC. "Darauf haben wir nun 17 Jahre lang gewartet", sagt Fan Thomas Krille.

Wie groß die Sehnsucht nach dem ersten Aufstieg seit 1994 (damals ging es in die Bundesliga) gewesen sein muss, zeigt allein schon die Anzahl der Fans, die am Sonntag bis tief in die Nacht vor dem Stadion ausharrten — trotz der eigenwilligen Sangesdarbietungen der Mannschaft, die aus den Lautsprechern der Karaokeanlage schallten. Noch gegen 22 Uhr dürften es mehr als 1000 gewesen sein. Wohlgemerkt: Es ist diesmal der Aufstieg von Liga sechs in Liga fünf.

Tränen verdrückt

"Es ist unbeschreiblich, was hier los ist", sagt Vorsitzender Lakis. "Als wir eben mit dem Bus vorgefahren sind, musste ich mir die Tränen verdrücken. Wahnsinn." Weiter kommt er gar nicht zu erzählen. Eine wildfremde Frau Mitte 40 hat sich zu ihm vorgekämpft, fällt ihm um den Hals und sagt mit leiser Stimme: "Dankeschön. Vielen, vielen Dank." Dann löst sie sich von ihm und verschwindet wieder.

Es ist davon auszugehen, dass Lakis, dem gegenüber der Verein rund 780 000 Euro Verbindlichkeiten hat, auch weiterhin beim KFC bleibt. Sein erklärtes Ziel ist, den Verein noch höher zu bringen, am liebsten zurück in den bezahlten Fußball. "Im nächsten Jahr wollen wir noch weiter aufsteigen, wir wollen in die Vierte Liga", hatte er bereits wenige Sekunden später verkündet, als der Aufstieg besiegelt war. Doch: Mit welcher Mannschaft?

"Ottmar Hitzfeld hat immer gesagt, wenn du eine Mannschaft hast, die Deutscher Meister werden soll, brauchst du eine, die international mithalten kann", sagt Trainer Peter Wongrowitz, der mit dem Schweizer gemeinsam in Dortmund gearbeitet hat. Will heißen: Um in der NRW-Liga zu bestehen und dort aufzusteigen, sollte die Mannschaft in der kommenden Saison Regionaliga-Format haben.

Allerdings haben die Spiele in der Wintervorbereitung gezeigt, dass die Uerdinger auch schon jetzt mit den höherrangigen Clubs mithalten können. Gegen Germania Windeck, früher Dattenfeld, etwa gab es ein Unentschieden — und Germania ist als Zweiter hoch in die Regionalliga aufgestiegen. Und da die Regionalligen nach der kommenden Spielzeit erweitert werden, würde es voraussichtlich langen, unter die ersten Vier, Fünf zu kommen, um aufzusteigen — "die Vier im Visier", das Saisonmotto gab es schon mal in Uerdingen (endete dann allerdings in Liga sechs).

Ungewiss ist, wer aus dem aktuellen Kader geht und wer bleibt - zumal Lakis schon mehrfach angekündigt hat, den Etat zurückzufahren. Fest stehen lediglich die Abgängen von Peter Kushev (Karriereende) und Christian Petry (studiert), die aber beide in dieser Spielzeit nicht bzw. kaum zum Einsatz gekommen sind. Vorsitzender Lakis hatte bei der Mitgliederversammlung verkündet, dass er gerne alle Spieler halten würde - in den kommenden Tagen sollen die Gespräche anlaufen. Im Sturm würde Erhan Albayrak gerne verlängern.

Er dürfte dann ebenso gesetzt sein wie Jochen Höfler, der 29 Treffer erzielte. "Trotzdem: Einen guten Stürmer kannst du immer brauchen", sagt Wongrowitz.

Auch das Mittelfeld ist ausgeglichen besetzt, vor allem, wenn Stefan Hoffmann und Igor Bendovskyi bleiben. Die größte Baustelle in dieser Saison war die Abwehr um den überragenden Bastian Pinske. "Zwei, drei Innenverteidiger" möchte Peter Wongrowitz gerne holen. Und einen dritten Torwart.

Denn weiter ist ungewiss, ob Ronny Kockel jemals wieder wird Fußball spielen können, nachdem er in einer Disco brutal zusammengeschlagen wurde. Aber: Seine Genesung macht Fortschritte. Zum Aufstiegfeiern hat es jedenfalls schon mal gereicht.

(RP)
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